Als das Essen vorbei war, half ich wie die anderen beim abräumen. Ich konzentrierte mich die Teller zu stapeln und festzuhalten, da ich ein Talent dafür hatte alles fallen zu lassen was kaputt gehen konnte. Ich brachte die Teller also zur Spüle, während die anderen herum wuselten. Plötzlich fiel ein lautes Geräusch, und brachte mich zum zucken.
Antonio hatte ein Glas umgeworfen, und es war auf Pepa's Fuß zersprungen. Sie fluchte und hob ihren Fuß der eine fette Schramme zeigte. Plötzlich bildete sich wie aus dem nichts, eine gräuliche Wolke über ihren Kopf. Es zuckten sogar einige Blitze aus dieser, als schon ihr Mann kam und sie besänftigte. Julieta war auch sofort zur Stelle, als ich mich nach einem Kehrblech umsah, aber nur den Feger fand. Ich nahm diesen trotzdem, und lief zu dem Scherbenhaufen dessen Einzelteile wie Diamanten funkelten. Ich bückte mich und fing an die Scherben zusammen zu fegen, als plötzlich der Vater von Mirabel -Augustin hieß er glaube ich- dazu kam.
"Oh das ist nett von dir, aber das hätte ich schon gemacht..."
"Ach ist doch kein Ding."
Winkte ich ab.
Er nickte mir zu.
"Pass nur auf das du dich nicht schneidest."
Er ging davon, während ich mir den kleinen Eimer hervor zog und eine lange Scherbe mit spitzen Fingern in diesen warf.
"Suchst du nicht noch etwas?"
Bruno kniete sich vor mir und hielt in der Hand das verlorene Kehrblech. Er lächelte mich schüchtern an.
"Ach da ist es ja."
Ich kratze mich am Kopf, was ihn zum lachen brachte.
"Ich helfe dir..."
"Pass auf das du dich nicht schneidest. Wäre es Porzellan hätten die Scherben sogar Glück gebracht."
Sagte ich und fegte alles zu einen Haufen zusammen. Er sah zu mir hoch.
"Ja, stimmt...das wissen nicht viele- bist du auch Abergläubig?"
Ich sah ihn an.
"Auch? Du also auch wie ich ja?"
Er lächelte.
"Ja- ist so eine Art Tick von mir nehme ich an. Ich bin mir sicher die anderen sind manchmal genervt davon..."
"Dann werden sie von mir auch genervt sein."
Ich lachte, als der Scherbenhaufen in den Eimer landete. Wir standen wieder auf, als Bruno mich nur anlächelte und plötzlich von irgendwo Salz hervorholte und sowohl über meiner linken als auch seiner Schulter warf.
Ich zuckte etwas zusammen, doch lachte dann.
Bruno gefiel mir immer mehr.
Er erwiderte mein lächeln, als ich nur Pepa von links hören konnte.
"Ach Bruno, hast du unseren Gast schon in deinen Aberglauben eingefädelt oder wie?"
Ich lachte.
"Ist schon gut, ich bin genauso."
Sagte ich und hob entschuldigend die Hand.
"Na super!"
Sie hob die Hände in die Luft und drehte sich dabei um. Sie meinte es nicht böse, dass wusste ich.
Jeder ging in seine Zimmer, und ich folgte Mirabel in ihres. Doch als ich die Treppen zusammen mit Pepa, Félix, Bruno und Mirabel hoch ging- wurde mein Blick wieder von dem leuchten der Türen angezogen.
"Eure Türen...leuchten die immer?"
Fragte ich bewundernd.
"Ja, aber hey da brauchst du Abends kein Licht wenn du mal musst."
Scherzte Félix, was ihn nur einen klaps von Pepa einbrachte. Ich grinste.
"Habt ihr die Muster eigentlich in die Türen geschnitzt oder..."
"Oh nein, die sind von allein gekommen als die Kinder ihre Gabe bekommen hatten. Du weißt schon, alles Magie."
Erzählte Mirabel.
"Wow..."
Pepa lachte und strich mir über den Kopf. Was nur eine mütterliche Angewohnheit ihrerseits war, erinnerte mich an meiner eigenen Mutter, und an die Zeiten wo noch alles in Ordnung gewesen war.
"Süß, wie schnell man dich für etwas bewundern kann.""Gute Nacht euch."
Sagte sie als wir oben angekommen waren.
Die zwei gingen davon. Ich drehte mich zu Bruno um.
"Gute Nacht."
"Dir auch...bis morgen."
Ich lächelte.
"Bis morgen."
Das Licht der fast vollständig untergegangenen Sonne schien auf sein Haar und seinem rechten Auge, welches grün wie ein Smaragd schimmerte.
Ich spürte plötzlich wieder dieses ziehen im Bauch und fragte mich kurz ob ich die Nudeln zu schnell herunter geschlungen hatte- als mich schon Mirabel am Handgelenk packte und unseren Bann unterbrach.
"Jup, gute Nacht Tio wir zwei müssen noch ein Bett beziehen stimmt's Bianca?"
Ich sah sie an und nickte.
"Ja stimmt."
"Macht das ihr zwei..."
Er hob nur die Hand und schlurfte dann in die andere Richtung davon.
"Sag mir wieso ich glaube, dass du meinen Onkel sehr gerne hast..."
Fing sie an, und brachte mich damit zum stolpern.
"Ähm...n-nein wir haben nur was gemeinsam. Aber ich mag ihn schon, wie dich zum Beispiel. Oder die anderen alle..."
Sagte ich und zeigte mit den Händen auf ihr.
Sie lächelte nur schelmisch und stieß dann die Tür auf.
"Aha, na dann."
Ich hörte sie leise kichern, was ich nur mit einem leichten Schubser an der Hüfte kommentierte.
"Okay, dann bezieh ich mal das Bett ich bin nämlich Hundemüde!"
Ich klatschte in die Hände und ging zu meinen großen braunen Rucksack um die Decken heraus zu holen. Das Kissen und die Decke nahmen den meisten platz ein, sodass ich meine Klamotten so klein falten musste, um diese auch noch hinein zu bekommen. Als ich alles ausräumte, bemerkte ich erst die vielen knicke der Wäsche.
"Also...du zeichnest ja?"
Mirabel saß auf ihren Bett und sah mir zu.
"Ja aber ich bin nicht gut darin."
"Ach komm schon das glaube ich nicht..."
Sie stand wieder auf und kniete sich neben mir auf dem Boden. Ich sah sie an und seufzte.
"Du willst mein Skizzenbuch sehen, stimmt's oder habe ich recht?"
Sie hob nur die Schultern, was mich den Kopf schütteln ließ. Ich streckte den Arm nach hinten und kramte abermals in der Tasche herum bis ich das Buch fand und es ihr überreichte.
Sie blätterte sich neugierig wie ein kleines Kind durch die Seiten, während ich anfing das Bettlaken über der Matratze zu ziehen.
"Wow Bianca, die sind alle wundervoll..."
Mirabel strich über eine Zeichnung die ich mit Ölkreide gemalt hatte. Sie zeigte eine Stadt mit vielen bunten Blumen, bunten Balkonen und einer hellen Sonne die über die Dächer strahlte.
"Das ist euer Ort..."
Fing ich an, und stellte mich neben ihr um auf das Bild zu lugen, als wüsste ich nicht genaustens wie und warum ich dieses Bild überhaupt gemalt hatte.
"Ich habe das Bild hier letzten Sommer gemalt. Ich wollte schon immer nach Kolumbien reisen, in einer kleinen, bunten Stadt wie diese hier. Ich fand all die bunten Blumen und das frohe Leben was aus den Erzählungen meiner Nachbarn stammten so schön, dass ich unbedingt selbst hier her musste um es mit eigenen Augen zu sehen. Und da kam eure Einladung gerade gelegen."
Mirabel sah zu mir hoch.
"Das ist echt toll! Bestimmt wirst du noch viele solcher Bilder malen...."
Ich lächelte.
"Ganz bestimmt..."
Sie blätterte weiter und stieß auf der Zeichnung mit meiner Mutter. Es war ein Portrait von ihr wie sie auf dem Balkon saß, über der Brüstung unsere roten Rosen.
"Ist das deine Mutter?"
Fragte das Mädchen. Ich ließ die Decke auf mein Bett fallen und setzte mich neben ihr auf dem Boden.
"Ja, sie mochte es nie wenn man von ihr Fotos gemacht hat, also habe ich sie einfach gemalt. Das fand sie erträglicher da sie meinte durch meine Zeichnungen wird alles schöner..."
Mirabel lachte leise.
"Die roten Rosen haben wir jeden Sommer auf unseren Balkon gepflanzt. Ich war immer traurig als sie ihre Köpfe hängen ließen, und die roten Blüten verstreut auf dem Boden lagen wenn ein Sturm kam oder der Winter einbrach..."
Ich seufzte und starrte auf das Bild. Ob sie mich wohl gerade vermisste? Vermutlich nicht...
"Hey...alles okay?"
Mirabel sah mich durch ihre spiegelnde Brille an, was mich ertappt zur Seite schauen ließ.
"Ja- ja es ist schon okay...es ist nur-"
Ich stockte und sah zum offenen Fenster.
"...wir sind nicht im guten Auseinander gegangen. Sie hat mir Vorwürfe gemacht weil ich lieber die Welt sehen wollte als mit ihr am gleichen Ort zu bleiben."Mirabel legte mir ihre Hand auf den verschwitzten Rücken.
"Das tut mir leid...Ich wollte keine schlechten Erinnerungen wecken-"
"Nein, du kannst nichts dafür. Immer wenn ich dieses Bild sehe, versuche ich an die guten Tage zu denken aber jetzt gerade hat es mich einfach überwältigt. Irgendwie..."
Sagte ich und schluckte den Kloß herunter der sich in meinen Hals bildete.
"Ich denke oft an sie. Und weißt du, ich werde sehr schnell nervös wenn ich unter so vielen Leuten bin- aber trotzdem hält mich diese Nervosität davon ab an sie zu denken."
Sie klappte das Skizzenbuch zu und stand auf. Ich sah zu ihr, als sie sich vor mir stellte und mir ihre Hände entgegenstreckte. Ich ergriff diese und ließ mich hochziehen.
"Lass uns nicht über die unschönen Dinge denken. Das ist nicht mal dein erster richtiger Tag und du bist schon traurig. Lass uns lieber auf das hier und jetzt konzentrieren."
Ich lächelte und nickte.
"Du hast recht...deshalb- Ist es okay wenn ich mir nochmal die Türen anschaue?"
Ich hob die Schultern und grinste, was sie zum lachen brachte.
"Ja, klar geh nur. In der Nacht leuchten sie besonders hell."
Gesagt, getan. Ich ging aus dem Zimmer während Mirabel sich bettfertig machte, und schloss die Tür hinter mir. Mein Blick fiel auf den dunklen Gang, und reichte bis zur Tür von Pepa die golden leuchtete. Ich lief so leise wie möglich zu dieser und besah mir die eingeschnitzte Zeichnung von ihr an. Das die Türen schon wussten wie derjenige der sie berührte aussehen würde, fand ich gruselig aber cool zugleich. Ich hörte Stimmen hinter den Türen, und entfernte mich wieder. Der Mond leuchtete inzwischen durch das offene Dach, und hinterließ einen silbernen Schimmer auf dem Boden der Eingangshalle. Ich lief weiter und entdeckte Camilo's Zimmertür. Weiter entfernt kam ich irgendwann an Dolores Tür, an Luisas, Isabela's...bis ich zu Bruno's Tür kam. Der Ausdruck auf seinem geschnitzten Gesicht sah nicht so fröhlich aus wie ich es mir erhofft hätte. Das leuchten wirkte beruhigend auf mich, und das Holz lud mich ein auf ihn zu klopfen, doch ich konnte ihn wohl schlecht einfach ohne Grund aus dem Zimmer holen. Ich wüsste ja nicht einmal eine Ausrede warum ich ihn sprechen wollen würde. Außerdem gab es keinen Grund ihn zu sehen, wieso dachte ich dann darüber nach zu klopfen?
"Was zur Hölle..."
Murmelte ich nur und machte auf den Absatz kehrt, um wieder zurück zu gehen. Dreh jetzt nur nicht durch, du willst doch das dich die Madrigals mögen oder?
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Bis zum Nächsten Kapitel ♥♥♥
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εїз 𝕄𝕒𝕣𝕚𝕡𝕠𝕤𝕒 (𝙰𝚗 𝙴𝚗𝚌𝚊𝚗𝚝𝚘 𝙵𝚊𝚗𝚏𝚒𝚌𝚝𝚒𝚘𝚗) εїз
FanfictionDie 25 jährige Bianca zieht für ein Jahr in eine Gastfamilie, die anders ist als alle anderen. Es ist die Familie Madrigal, eine Familie die aus Menschen besteht die seit Kindesalter eine magische Gabe besitzen. Kaum dort angekommen, spielt die Casi...