Als erstes besuchte ich Dolores in ihren Zimmer. Sie war sehr erfreut darüber das ich zuerst zu ihr gekommen war. Wenn ich es mir recht überlegte hatte ich für's erste mehr lust etwas zu nähen, als eine Aufgabe bei der ich vieles falsch machen konnte.
"Okay, also ich hatte mir gedacht wir fangen mit einen neuen Kleid für Luisa an. Sie trägt meistens das gleiche, und ihr Rock ist schon so zerschliffen das man die Nähte schon sieht."
Sie nahm eine große weiße Stoffrolle aus der Ecke ihres Zimmer's hervor und drückte sie mir in die Hände.
"Okay...hat sie eine Lieblingsfarbe? Dann könnten wir den Rock zum Beispiel in dieser Farbe nähen..."
Fragte ich.
"Ja stimmt das wäre eine gute Idee...nur leider weiß ich nicht was ihre Lieblingsfarbe ist..."
Sagte sie. Ich dachte nach, bis mir wieder einfiel das sie ein rotes Band um ihren Dutt trug.
"Gut wir können den Rock ja in ein etwas dunkleres blau und mit roten Akzenten verschönern."
Fing ich an und legte die Rolle auf dem Tisch.
"Gute Idee..."
Dolores lächelte mich an, und kam dann interessiert zu mir.
"Weißt du schon welche Muster?"
"Hmm, ich hätte jetzt gesagt Dreiecke oder Kreise, aber das wäre doch bestimmt zu langweilig für dich oder?"
Ich sah sie an, und das Mädchen zuckte mit den Schultern.
"Luisa hilft doch immer bei den schweren Sachen oder? Hat sie etwas wobei sie am liebsten hilft?"
Fragte ich.
"Oh sie mag die Esel sehr. Sie hilft sie immer einzufangen wenn einer Ausbüchst- oder...mehrere."
"Okay super dann machen wir doch einfach das. Kleine rote Esel."
"Kannst du das denn?"
"Ja, so schwer sind die Tierchen ja nicht."
Gab ich zu.
Wir machten uns also daran die Stücke für Luisa's Kleid zurecht zu schneiden. Ich nahm mir den Rock vor, während Dolores das Oberteil bearbeitete. Ich hatte schon öfters Röcke genäht, denn ich fand das man dort viel mehr Muster und fülle einbauen konnte. Außerdem wusste ich das ich dabei nicht gänzlich versagen würde. Die Zeit verstrich, als ich gebannt in meinem Element vor der Schneiderpuppe die den Rock trug auf dem Boden saß und den Bund zunähte.
"Hast du dir das Nähen selbst beigebracht?"
Fragte das Mädchen nach einer Weile.
"Naja meine Mutter hat mir immer Kleider genäht als ich noch klein war. Irgendwann wollte ich es dann selber ausprobieren und mit der Zeit konnte ich immer mehr."
Erzählte ich, als mir die Stecknadel aus den Händen fiel.
Für mich war kein Geräusch zu hören, doch Dolores zuckte zusammen und blickte nur lächelnd nach hinten.
"Wie...ist es eigentlich alles hören zu können?"
Fragte ich vorsichtig.
"Naja manchmal ist es nervig wenn man alles versteht was jemand auf der Straße oder im Haus sagt. Vor allem wenn die Personen dann einfach nicht aufhören wollen zu reden, und ich nicht schlafen kann."
Ich hörte ihr zu und nickte.
"Aber es ist auch ganz praktisch, du kannst mich immer rufen und ich werde es hören."
Sie drehte sich um und zeigte mir das weiße Oberteil mit den Blauen kringel Mustern an den Ärmeln.
"Zu viel?"
Ich legte den Kopf schief.
"Ich find's gut so wie es ist, nicht mehr oder weniger. Wie findest du die Esel?"
Ich drehte die Puppe zu ihr und zeigte ihr die zwei Esel die ich an der unteren Seite des Rocks bestickt hatte.
"Aww die sind niedlich."
Ich lachte.
"Gut, dann kann ich ja weiter machen."
Nach einiger Zeit war die Stimmung zwischen uns aufgelockert und wir fingen an uns über alles mögliche zu unterhalten. Ich merkte gar nicht wie die Zeit verflog, als ich schon mit dem letzten Esel fertig war. Sie fielen zwar auf, aber nur wenn man genauer hinsah. Dolores legte ihr Oberteil dazu, und zusammen nähten wir die beiden Stücke zusammen.
"Super das ging echt schnell, dank dir."
Sie lachte.
"Du kannst mir gerne öfters helfen wenn du magst."
Ich nickte
"Ja gerne. Ich denke ich gehe dann zu Luisa um ihr zu helfen. Soll ich ihr das Kleid ins Zimmer legen oder..."
"Wenn du sie nicht plötzlich triffst dann ja wäre nett. Bis später!"
Ich nahm das Kleid von der Puppe und winkte.
Als ich heraus ging, sah ich mich nach ihr um aber sie war natürlich nicht hier.
Ich lief stattdessen zu Mirabel's Zimmer und suchte nach dem Notizblock welcher auf der Kommode lag, und schrieb eine kurze Nachricht darauf.
Ein kleines Geschenk von Dolores und mir, hoffentlich gefällt es dir.
Ich malte ein kleines Herz daneben und lief mit den Zettel und den Kleid zu ihrer Tür und legte dieses davor, den Zettel auf den Stoffbündel.
"Bianca schleicht sich an!"
Hörte ich eine Kinderstimme von unten, und drehte mich um. Antonio war zusammen mit Bruno vor der Treppe und neben den kleinen Jungen stand ein Tier. Erst auf dem zweiten Blick erkannte ich den Tiger der sich an den kleinen anschmiegte.
"Was zur- wo hast du den den Tiger her kleiner?"
Fragte ich ihn, doch er lachte nur.
"Das ist meine Freundin Lali!"
Erzählte er stolz. Ich sah Bruno nur verstört an, doch dieser zeigte mir mit einem Blick das es normal war ein wildes Tier neben einen 5 jährigen zu sehen.
"Sag jetzt, schleichst du dich an?"
Rief Antonio wieder und krabbelte schon die Treppen zu mir hoch.
"Nein ich habe Luisa nur etwas vor die Tür gelegt."
Ich stand auf und kam zu ihn.
"Also hast du jetzt nichts zu tun?"
Fragte er. Ich lächelte.
"Nein, wieso?"
Ich sah zu Bruno hoch der nur lächelte.
"Es gibt da ein Problem mit eins von Antonios...Freunden."
Erzählte er.
"Ja, der Leopard hat sich ganz doll mit Schlamm eingeschmiert sein ganzes Fell klebt! Deshalb will ich ihn waschen, hilfst du uns?"
Ich sah ihn mit großen Augen an und bevor ich überhaupt wusste zu was ich da eigentlich zustimmte, schnappte sich Antonio schon meine Hand.
"Toll komm mit!"
Unten angekommen, nahm er Bruno an der anderen Hand, und liefen in sein Zimmer.
Ich staunte nicht schlecht als ich die Größe und die vielen Tiere entdeckte.
"Wow das ist ja unglaublich..."
Sagte ich bewundernd. Ich kam mir vor wie in einem echten Dschungel.
"Eure Gaben sind alle so toll..."
"Naja nicht immer."
Ich sah zu Bruno der plötzlich bedrückt seinen Arm rieb. Über seinen Gesicht hatte sich ein Schatten gelegt.
"Du hast bestimmt nicht so schöne Dinge gesehen, oder?"
Fragte ich. Er nickte.
"Ist eine längere Geschichte."
Ich berührte ihn zart an der Schulter.
"Wenn du willst können wir darüber reden. Ich kann gut zuhören und nichts weiter sagen."
Er lächelte mich an.
"Ja...lass uns aber erst den Leoparden waschen..."
"Ach ja..."
Ich sah nach rechts als auch schon das Tier auf mich zugelaufen kam.
"Oh! Hey..."
Ich wich zurück als der Leopard grollend auf mich zu kam und mich mit der Nase anstupste. Von dem eigentlichen gefleckten Muster war nichts mehr zu sehen, stattdessen war er über und über mit braunen Schlamm bedeckt. Wo hatte sich Antonios Freund nur herum getrieben?
"Sei lieb zu ihr."
Sagte Antonio.
"Okay ähm... dann wollen wir den kleinen mal Baden hm?"
Ich legte den Kopf schief, und strich vorsichtig über den Kopf der völlig verschlammten Gestalt.
"Am besten gehen wir zum Bach, da haben wir mehr Platz."
Fing Bruno an.
Ich kam mir ziemlich seltsam vor mit einem Leoparden durch das Dorf zu laufen, als sei es ein Hund- aber die Bewohner schienen nicht sonderlich überrascht oder verängstigt zu sein. Anscheinend waren schon öfters wilde Tiere mit dem kleinen unterwegs gewesen.
Bei dem Bach angekommen, hob Antonio die zwei Bürsten hoch die er mitgenommen hatte, und drückte jeweils eine in Bruno's und meine Hände. Danach lief Antonio dem Tier und streichelte es, als er ihn leise zusprach.
"Okay auf geht's! Wir kriegen deinen Freund schon wieder sauber."
Ich zog meine Schuhe aus und band mir den Rock wie eine art Hose zusammen als ich in den Fluss stieg. Bruno kam hinterher und stellte sich neben mir.
Ich tauchte einmal die Hand ins Wasser und ließ es über das raue Fell des Tieres fließen, um ihn mit dem Wasser vertraut zu machen. Der Leopard stupste mich mit der Nase an.
"Okay pass auf wir schruppen dich jetzt damit dein Fell wieder glänzt, also beiß bitte nicht unsere Hände ab ja?"
Sagte ich und sah zu Antonio der nur kicherte.
"Er tut dir nichts. Auch wenn er gefährlich aussieht."
"Na wenn du das sagst, kleiner."
Bruno sah mich nur amüsiert an.
Wir drei finge an mit der Bürste zu schruppen, bis das Fell einigermaßen wieder sichtbar wurde.
Nach einiger Zeit fing es an sogar Spaß zu machen das Tier zu schruppen, aber auch nur weil es sich ähnlich wie ein Hund verhielt. Der Leopard legte sich in dem nicht allzu hohen Wasser auf die Seite und fing an mit dem Bein zu strampeln.
"Das gefällt dir was?"
Ich kratze ihn mit den Fingern am Bauch, und bekam als Antwort ein leises Geräusch.
Plötzlich stand er auf und schüttelte sich einmal kräftig, was mich dazu brachte die Arme vor meinen Gesicht zu werfen. Ich fing an zu lachen, so wie Bruno der sich ebenfalls die Hände vor dem Gesicht gehalten hatte. Das Wasser flog uns um die Ohren, bis sich der Leopard zu mir schlich und seinen Kopf so doll an meiner Hüfte rieb, dass ich den halt verlor und nach hinten rutschte, genau gegen Bruno.
"Huch, 'tschuldigung."
"Ach ist-"
Er unterbrach sich selbst indem er auch zum rutschen kam. Ich wollte ihn greifen und festhalten, aber das führte nur dazu das ich auf der gleichen Stelle ausrutschte und prompt auf ihn fiel. Zum Glück waren wir am Rande des Flusses, sodass sich hinter uns die Wiese befand.
Trotz dieser Tollpatschigen Aktion mussten wir lachen, bis ich bemerkte das ich immer noch auf ihn lag.
"Alles okay?"
Ich rappelte mich auf und zog ihn an die Hände zurück auf die Beine.
"Ja alles gut, bei dir auch hoffe ich."
"Ja klar."
"Ich glaube er ist jetzt sauber."
Kam es nur von Antonio.Bald schon machten wir uns auf dem Weg den Leoparden zurück zu bringen. Meine Wangen brannten immer noch wenn ich an die Situation am Fluss dachte. Ich sah heimlich zu Bianca und lächelte leicht. Sie war so schüchtern, und wusste nicht wie sie am besten mit den Leuten umging. Sie war in dieser Hinsicht wie ich wie mir auffiel. Heute schien sie sich jedoch etwas geöffnet zu haben. Wenn sie ahnen würde was ich viele Jahre zuvor gesehen hatte- wie würde sie dann reagieren?
Kurz bevor ich verschwunden war, hatte ich eine Vorhersage meiner eigenen Zukunft erschaffen, in der Hoffnung es würde mir etwas zeigen was mich beruhigte. Doch das was ich sah, hatte mich nur noch mehr verwundert als die Tatsache das die Frau die ich damals sah- von dessen ich noch die grüne, glasige Tafel versteckt in meiner Kommode besaß- jetzt hier bei uns lebte. Ich hatte nie vergessen was ich gesehen hatte, aber der Schmerz der Jahre hat mich mehr auf andere Dinge konzentrieren lassen. Als Bianca dann die Treppe hoch kam und ich sie zum ersten mal sah, wurde mir ganz heiß. Sie war die Frau die ich gesehen hatte. Auf den grünlichen Glas konnte ich nur Silhouetten erkennen, aber es zeigte sie und mich zusammen in einem Fluss stehen. Ihr Kopf lehnte an meiner Schulter, als wir in den Himmel sahen.
Ich wusste nicht was mir diese Vision sagen sollte. War es ein Problem was wir zusammen gelöst bekommen werden? War es ein Einblick in einem Moment den ich nie wieder vergessen werde? Soll es mir zeigen das wir beide...
Nein das kann nicht sein. Ich mochte Bianca sehr, aber wie sie mich sah konnte ich nur erahnen. Früher oder später würde ich es wohl heraus finden, was das Bild mir sagen wollte.
Als wir im Dorf waren, beobachtete ich Bianca wie sie sich umsah. Ihre Augen glänzten im späten Sonnenlicht, und ihre hellbraunen Haare schimmerten für einen kurzen Moment wie gold.
Antonio brachte das Tier zurück und lief dann zurück zu Pepa, der wir erzählte hatten wo wir mit ihm waren. Sie nahm ihn an der Hand und ging davon. Bianca stand immer noch inmitten des Platzes, umrundet von Kinder die sie fragten wo sie mit dem Leoparden gewesen war. Sie lächelte- oh wie ich ihr lächeln mochte. Ein paar Strähnen bewegten sich im Wind, als mein Blick an einen Schmetterling hängen blieb, der zu ihr flatterte. Der orangene Schmetterling flog über ihren Kopf hinweg, doch blieb dennoch dicht an ihrer Seite. Sie bemerkte diesen, und zeigte mit dem Fingern auf diesen. Die Kinder folgten ihren Blick als sie ihnen etwas erzählte. Jetzt wo ich hier stand und sie so sah, kam sie mir plötzlich viel hübscher als den kleinen Falter vor, der Scheu aber trotzdem neugierig um sie herum flatterte...
Plötzlich schoss mir der perfekte Spitzname in den Kopf. Am liebsten hätte ich sie mit diesen gerufen, doch ich hielt mich zurück. Es kam wohl besser wenn ich ihr meinen Namen für sie in einen anderen Moment vorstellte.
Ob er ihr gefiel?
Sie strich eines der Kinder über den Kopf.
Mein scheuer Schmetterling...
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Bis zum Nächsten Kapitel ♥♥♥
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εїз 𝕄𝕒𝕣𝕚𝕡𝕠𝕤𝕒 (𝙰𝚗 𝙴𝚗𝚌𝚊𝚗𝚝𝚘 𝙵𝚊𝚗𝚏𝚒𝚌𝚝𝚒𝚘𝚗) εїз
FanfictionDie 25 jährige Bianca zieht für ein Jahr in eine Gastfamilie, die anders ist als alle anderen. Es ist die Familie Madrigal, eine Familie die aus Menschen besteht die seit Kindesalter eine magische Gabe besitzen. Kaum dort angekommen, spielt die Casi...