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Seine Augen sah entsetzt auf mich herab, seine Locken umrahmten sein Gesicht als ich nur leicht lächeln musste. Unter mir befand sich wohl das ehemalige Schlafzimmer, und die Balken die von der Decke gekracht waren, lagen jetzt kreuz und quer an den Wänden gelehnt. Wenn ich mich fallen ließ, hätte ich eine Chance auf einer der Balken zu landen ohne mir dabei sämtliche Knochen zu brechen. 
Das alles wäre zu viel um es Bruno zu erklären, weshalb ich einfach nur hoffte das er mir vertraut. Trotzdem prägte ich mir sein Gesicht noch einmal ein, falls ich es doch nicht schaffen sollte. Es brachte nichts wenn wir beide hinunter stürzten, denn ich war mir ziemlich sicher das einer von uns es sonst nicht geschafft hätte. Warum musste er auch mit mir mitgekommen sein? Er konnte so Stur sein!
Sein Blick ließen mich beinahe die Worte sagen die ich ihn schon die ganze Zeit sagen wollte, doch etwas in mir hielt mich zurück. 
Noch nicht, noch nicht...
Stattdessen lächelte ich ihn nur an.
"Du musst mir vertrauen, Mi Vida..."
Seine Augen weiteten sich, und noch bevor er etwas sagen konnte ließ ich sein Handgelenk los, und spüre noch seine warmen Finger an meine, bis ich den Wind unter mir spüren konnte.
Bruno's Silhouette entfernte sich immer weiter von mir, bis ich nach unten blickte und mit dem Füßen auf einen der Balken aufprallte. Ein schmerzhaftes ziehen wie kleine Schläge zogen sich durch meine Nerven, und ließen mich scharf die Luft einziehen, was mich jedoch sofort wieder zum Husten brachte.
Langsam stand ich auf, als der Balken anfing zu wackeln und ich mit den Armen ruderte und nach hinten kippte. Bevor ich jedoch erneut runterfallen konnte, klammerte ich mich an einer der Kerzenhalter die an der Wand eingearbeitet war, und baumelte hilflos herum. Die Entfernung vom Boden war nicht mehr weit, und so ließ ich mich erneut fallen und klappte auf dem Boden zusammen. Mein Kopf fühlte sich an als hätte man Watte hinein gestoppt, und meine Augen fingen an zu brennen und zu tränen. Aber ich lebte noch. Ich hatte es tatsächlich geschafft.
 Ich sah hoch und erkannte Bruno der zurück gewichen war und hustete.
Ich musste Bruno ebenfalls hier runter bekommen, nur wie?
Die Flammen bissen sich erbarmungslos ihren Weg durch die dicken Holzbalken hindurch, als ich eine Idee bekam.
Links stand noch das halb abgebrannte Bett mit der Matratze. Ich lief dort hin und schmiss die glühenden Laken herunter und schob das Bett unter dem klaffenden Loch. Ich konnte noch Bruno's Füße sehen, als ich alle Kraft zusammen nahm um ihn auf mich aufmerksam zu machen.
"Bruno!"
Nach ein paar Sekunden blickte er zu mir herunter.
"Bianca?"
Rief er verwundert und strahlte erleichtert.
"Verdammt nochmal jetzt musst du mir aber vertrauen! Du musst versuchen auf dem Balken zu springen und dann auf's Bett!"
Ich hustete und wischte mir die Tränen die durch den Rauch verursacht wurden von der Wange.
"O-okay ich versuch's..."
Auch er wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und sah nach unten. Er zögerte kaum und sprang. 
Mit angehaltenen Atem sah ich zu wie seine Gestalt auf den Balken aufprallte. Er taumelte wie ich, doch sprang dann auf das Bett- plumpste jedoch sofort von diesem runter. Ich lief zu ihn und half ihn sich auf zu rappeln.
"Gut, du hast es geschafft! Jetzt raus hier, schnell!"
Mein Blick fiel auf die grüne Hintertür, die sich jedoch nicht öffnen ließ als ich den Knauf drehte.
"Mist!"
Fluchend stieß ich mit dem Ellbogen dagegen, Bruno tat es mir gleich. Mit aller Wucht stießen wir uns gegen dem dünnen Holz, welches ätzte und quietschte bis es endlich aus seiner Haltung brach. Wir fielen samt Tür auf der Wiese, als ich scharf die Luft einzog.

Ich hörte Bruno laut Husten und keuchen, und ich tat es ihn gleich. Mein Magen schien sich umgedreht zu haben, und meine Sinne vernebelten sich. Mein Kopf fühlte sich an als würde er gleich explodieren, und meine Haut brannte so fürchterlich das es sich anfühlte, als wäre sie mit tausend Nadeln übersäht.
Mein Blick zog sich jedoch zu Bruno um mich in Gewissheit zu wiegen das es ihn trotzdem irgendwie gut ging. Seine Haut war furchtbar gerötet, und der Ruß und Schweiß klebte seine Locken an seiner Stirn. Ich fing an zu zittern als er zu mir sah und mich genauso besorgt ansah.
"Bianca..."
Er krabbelte zu mir und hielt meinen Kopf in seine Hände.
"Um Gottes Willen, geht es dir gut? Warum hast du das gemacht, du hättest sterben können! Ich hätte dich verdammt nochmal nicht verkraften können dich zu verlieren!"
Rief er laut, seine vor wenigen Sekunden noch so sanfte Stimme, schlug plötzlich in Wut und Frustration um. Ich konnte spüren wie seine Hände auf meinen Wangen zitterten, und auch seine Lippen fingen an zu beben. Tränen stahlen sich aus seinen Augen, und ich wischte sie schwach weg.
"Ich hatte so eine Angst dich zu verlieren...denkst du ich würde nicht alles tun um dich zu retten? Mir war egal ob ich dabei drauf gehen könnte oder nicht. Ich habe nur dich gesehen, wollte das auch du da raus kommst. Du warst mir zu wichtig als das ich dich einfach hätte mit mir fallen lassen können...Es tut mir leid."
Krächzte ich und spürte wie meine Sicht in sich zusammenfloss. In meinen Ohren konnte ich das Blut rauschen hören, als ich plötzlich spürte wie mein Körper schlaff wurde und nach hinten kippte.
Stimmen schwappten nur an mir vorbei als würden sie mich nicht betreffen, und der dunkle Himmel über mir riss mich in seiner schwärze...


B.


"Bianca? Hey!"
Ich beugte mich über ihr und tätschelte ihre heißen Wangen.
"Oh nein, bitte das kannst du mir jetzt nicht auch noch antun..."
Murmelte ich und hob ihren schlaffen Körper hoch um ihn auf meinem Schoß zu legen. Die sonst so starke Frau schien plötzlich so schwach und zerbrechlich.
Ich drückte sie eng an mir und fühlte ihren Puls. Ein leichtes pulsieren ließ mich aufatmen, als ich Stimmen vernehmen konnte. Als ich zur Seite blickte, konnte ich die Leute aus dem Dorf erkennen, darunter Pepa, Dolores und alle anderen.
Ich hob Bianca's schlaffen Körper hoch, sodass ihr Kopf schlaff über meinen Arm hing und musste mir die Tränen verkneifen. 
Im stillen betete ich das es ihr gut ging, und legte meine ganze Hoffnung in Julieta's Heilkünste. Diese kam auf mich zu gerannt, völlig besorgt und aufgelöst. Ich hingegen war viel zu aufgewühlt um überhaupt etwas sagen zu können.
"Bruno! Geht es dir gut? Um Himmels Willen..."
Fragte sie und Hände zerrten an meine Ärmel und Schultern. Ich ignorierte diese , denn ich konnte nur auf Bianca herab schauen. Langsam und schwach ließ ich mich auf die Knie zurück gleiten.
Bitte wach wieder auf
Flehte ich leise.











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Bis zum Nächsten Kapitel ♥♥♥

εїз  𝕄𝕒𝕣𝕚𝕡𝕠𝕤𝕒 (𝙰𝚗 𝙴𝚗𝚌𝚊𝚗𝚝𝚘 𝙵𝚊𝚗𝚏𝚒𝚌𝚝𝚒𝚘𝚗)  εїзWo Geschichten leben. Entdecke jetzt