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Die Casita war in innerhalb von zwei Stunden zu einem Schloss aus Blumen und Papierdeko geworden. Ich sah lächelnd zu all den Blumenranken empor und sah unseren selbstgebastelten Schmetterlingen dabei zu, wie sie sich in den leichten Windzügen bewegten als wären sie lebendig.
Das Sonnenlicht strahlte auf die Eingangshalle herab, und warf Lichtkringel auf den Boden. Solch einen schönen Anblick habe ich noch nie gesehen, so viel stand fest. 
Ich hatte dabei geholfen ein paar Vasen zu verteilen oder zu verrücken, hatte die Eingangshalle mit Camilo gefegt, und jetzt stand ich auf den Treppen und sah mir unser Werk an. Dabei gab es noch so vieles was noch erledigt werden musste. Die Dorfbewohner waren auch schon dabei alles vorzubereiten- so hatte mir Julieta erzählt. 
Ich hatte mir fest vorgenommen auch ihnen zu helfen, aber ich konnte mich nicht von dem Anblick lösen. Ich ging also langsam die Stufen  hinunter und lächelte als ich immer eine übersprang und hüpfend bis ans ende gelang. Kaum hatte ich mit der Fußspitze den Boden berührt, drehte ich mich im Kreis- zu schnell denn um mich herum konnte ich nur einen Wirbel aus gelben Sonnenlicht erkennen. Ich kam zum stillstand und sah nach oben. Jetzt sollte ich aber wirklich den Bewohnern helfen, bevor sie schon mit der ganzen Arbeit selbst fertig geworden sind...
Ich wollte gerade in Richtung Ausgang laufen, als ich Wasser zu Boden plätschern hörte. Ich hielt inne und drehte mich um. Das poltern von Hakenschuhen hallte durch die Umgebung, und ließen mich nur erahnen das es Pepa sein musste. 
Und sie war es auch, denn sie trat mit einer großen Wolke über den Kopf bis in die Mitte des Raumes und murmelte etwas vor sich hin. Dabei strich sie sich hastig über ihren geflochtenen Zopf. Ich hatte sie ein paar mal dabei erwischt wie sie dies tat. Es musste wohl ihre Art sein sich zu beruhigen. Aber ich konnte sie nicht einfach so mit ihren Gefühlen allein lassen, ich wollte helfen. Also schlich ich zurück zu ihr und verschränkte die Arme hinter dem Rücken.
"Pepa?"
Die Frau zuckte zusammen und drehte sich hastig zu mir um. Mit großen Augen starrte sie mich an.
"Um Himmels Willen erschreck mich doch nicht so!"
In ihrer kleinen Wolke bildete sich ein einzelner kleiner Blitz der zuckend wieder verschwand.
"Verzeihung ich dachte nur...vielleicht möchtest du darüber reden?"
Ich zeigte auf ihrer Wolke. Sie war inzwischen patschnass, und der Regen der aus der Wolke kam schien sich nicht bald wieder verziehen zu wollen.
"Ach es geht gleich wieder, danke..."
Pepa drehte sich damit um und murmelte etwas von 'klaren Himmeln'. Ich trat vorsichtig zu ihr und legte ihr meine Hand auf die Schulter. Dabei störte es mich nicht, dass ihre Wolke auch mich nass werden ließ. Sie drehte sich verwundert um und wich einen Schritt zurück.
"Bianca du wirst ganz nass-"
"Ist mir egal. Weißt du, ich weiß was du machst. Du versuchst deine Gefühle zu unterdrücken, und tust alles damit sie wieder verschwinden. Aber so läuft das mit den Problemen nicht. Wenn du deine Gefühle nicht freien lauf lässt, stauen sie sich und irgendwann platz es nur so aus sich heraus. Ich war auch so gewesen, deshalb weiß ich wie du dich fühlst. Aber du brauchst dich nicht immer unterdrücken zu müssen. Auch wenn es von den anderen vielleicht so rüber kam..."
Ich trat neben ihr und lächelte sie an. Die Regentropfen prasselten auf mich nieder, und meine Haare fingen an an meinem Hals zu kleben.
Und auch wenn sie genauso nass war, sah ich dennoch das ihre Tränen flossen.
"Okay also- das hatte ich jetzt nicht erwartet..."
Sie wedelte mit der Hand und legte diese dann über ihren Mund.
"Ist schon okay Pepa. Lass alles raus wenn es muss. Wolken lassen auch ihre Tropfen fallen, wenn sie den Regen nicht mehr halten können...im wahrsten Sinne des Wortes."
Ich drückte sie am Arm mit mir zu Boden, wo wir sitzen blieben. 
Während sie dort saß und stumm vor sich hin weinte, lachte sie kurz trocken auf.
"Weißt du, du erinnerst mich gerade an Félix..."
Fing sie an und lächelte zum ersten mal wieder.
"Wieso?"
Fragte ich neugierig.
"Damals hat er sich auch immer mit mir auf dem Boden gesetzt wenn ich traurig war. Er hat stundenlang mit mir im Regen gesessen, und es hat ihn nichts ausgemacht... ab diesen Zeitpunkt wusste ich das er der richtige war."
Ich lächelte breit, als sich eine kleine Sonne in ihrer Wolke zeigte. 
"Und er sagt bis jetzt das gleiche zu mir. Das es okay ist Gefühle zu zeigen... aber jeder sagt mir immer ich soll mich beruhigen, dass es so schlimm gar nicht ist. Dabei ist es das für mich schon."
Die Sonne verschwand wieder, und ich rückte zu ihr und breitete die Arme aus.
"Das ist es auch. Vielleicht solltest du öfter auf deinen Mann hören."
Sie nahm die Umarmung an, und ich strich ihr über den nassen Stoff am Rücken.
Nach einiger Zeit hört der Regen langsam wieder auf, und Pepa fasste sich wieder.
"Möchtest du mir sagen was es war?"
Fragte ich sie jetzt vorsichtig.
"Ach es kam alles zusammen. Ich Sorge mich um Antonio, frage mich ob ich noch eine gute Mutter für ihn bin. Manchmal sind es nur die kleinen Dinge die mich aus der Fassung bringen..."
Zählte sie auf. Aus dem Augenwinkel sah ich einen verwunderten und besorgten Bruno der durch die Eingangstür kam. Ich hob unauffällig die Hand, um ihn ein Zeichen zu geben das es schon in Ordnung war.
"Natürlich bist du eine gute Mutter. Ich seh's doch an Dolores und Camilo. Dein Sohn geht so liebevoll mit jeden um der ihn nach Hilfe fragt, und Dolores ist zu jedem lieb. Antonio ist ein aufgewecktes Kind, und liebt dich so sehr. Denk also bloß nicht- auch nicht für eine Sekunde- dass du eine schlechte Mama wärst."
Ich strich ihr über den Arm. Sie lächelte mich an, dabei zitterten ihre Lippen etwas. Doch die Wolke über ihren Kopf veränderte sich und wurde wieder weiß. Ein leichter Regenbogen beugte sich von der linken Seite zur rechten. Ich sah lächelnd dazu empor.
"Siehst du, das sagt dein Kopf auch also hör auf ihn."
"Ja, vielleicht probiere ich das mal zur Abwechslung..."
Zufrieden stand ich auf und zog sie an den Händen hoch.
"Na also. Und wenn nochmal etwas ist- lass es einfach raus. Das Dorf könnte mal etwas Regen gut tun."
Ich lächelte und brachte sie damit zum lachen.
"Danke Bianca. Das hat mir echt geholfen."
"Jederzeit."

Pepa ging wieder um sich um zu ziehen, während ich stehen blieb wo ich war und lächelte. Ich freute mich das ich ihr helfen konnte. Es war nicht leicht mit so einer Gabe, und wnen ich mir vorstellte wenn ich solch eine besitzen würde- oh man.
Ich sah an mir herunter. Der Rock des Kleides hing schlaff an mir herab, und einige Blüten meiner Blumenkrone waren in mein Haar verteilt.
"Du hast ihr geholfen..."
Ich drehte mich zu Bruno um, der immer noch dort stand.
"Ja, ich finde jeder sollte seine Emotionen heraus lassen. Wenn man sie zu lange für sich behält, geht das nie gut aus."
Der Lockenkopf nickte.
"Ja das sage ich auch immer...ich bin nur so beeindruckt weil du jeden aufmuntern kannst."
Er lächelte schief, was mich so aus der Fassung brachte das ich nur an meiner Haarsträhne herum spielte.
"Ich weiß wie es ist mit niemanden über seine Gefühle reden zu können- deshalb will ich das es wenigstens die anderen können."
"Also ich bin zwar nicht so gut darin wie du- aber wenn etwas ist kannst du auch gerne zu mir kommen... ich- ich kann gut zuhören."
Er legte die Finger aneinander.
"Das ist lieb von dir Bruno."
Ich lächelte nur und wringte dann meinen Rock aus. Bruno grinste schief und zupfte mir die einzelnen Blüten aus dem Haar.
Dabei strichen seine rauen Fingerkuppen über meine Wange. Ich konnte nicht anders als ihn anzustarren, so wie er mich. Die Sekunden vergingen, indem mein Herz so laut schlug das ich Angst hatte er könnte es hören. Am liebsten hätte ich ihn an mich heran gezogen und ihn geküsst- aber ich unterdrückte den Drang.
"Was ist denn mit dir passiert?"
Bruno und ich zuckten zusammen und sahen nach oben. Abuela stand oben und sah auf uns herab.
"Ähm, ich habe nur Pepa aufgeheitert."
Sagte ich, froh für Abueal's ungewollte Ablenkung.
"Achso...dann zieh dich lieber um sonst erkältest du dich noch!"
"Na klar Senorita..."
Ich lächelte zu ihr hoch, und sah dann zu Bruno.
"Ähm ja, du solltest dich umziehen sonst, sonst...wirst du bestimmt krank und das willst du bestimmt nicht..."
Er stolperte zurück und stieß gegen das Treppengerüst. Dabei rieselten einige Blüten von der Ranke auf ihn herab. Ich lachte leise über seiner Geste die Blumen zurecht zu rücken, obwohl diese immer noch perfekt saßen. Er lachte ebenfalls auf- nur peinlich berührt.
"Okay ja ich gehe dann mal, und helfen dann den Bewohnern..."
Sagte ich und lief dann an ihn vorbei.
"Ja, gute Idee!"
Er hob den Finger hoch und drehte sich zu mir um als ich die Treppen hoch lief.
Zum Glück kam Abuela und hatte unseren seltsamen Moment gestoppt. Sonst wäre alles nur noch seltsamer geworden....









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Bis zum Nächsten Kapitel ♥♥♥

εїз  𝕄𝕒𝕣𝕚𝕡𝕠𝕤𝕒 (𝙰𝚗 𝙴𝚗𝚌𝚊𝚗𝚝𝚘 𝙵𝚊𝚗𝚏𝚒𝚌𝚝𝚒𝚘𝚗)  εїзWo Geschichten leben. Entdecke jetzt