Mit Mirabel zurzeit in einem Zimmer zu sein, war als wenn meine Gefühle für sie wie ein offenes Buch wäre.
Ihre Gabe schien sich jetzt richtig zu zeigen, denn sie wusste immer genau wie ich mich gerade fühlte.
So lag ich gestern auf dem Bett und dachte an die Geschehnisse mit dem Feuer nach, und Mirabel schreckte auf und sah mich ängstlich an. Oder wenn ich nur Gedankenverloren aus dem Fenster sah, musste sie lachen wenn ich zuvor in mich hinein gegrinst hatte. Die anderen fingen an langsam Verdacht zu schöpfen, denn Félix fragte sie einmal ob es ihr gut ging als sie plötzlich anfing laut zu lachen als Isabela und Luisa miteinander sprachen. Ihre Mutter fragte sie stets nach ihren Stimmungsschwankungen, und wenn ich ehrlich war, war ich auch keine große Hilfe für sie. Mirabel schlief unruhig und dunkle Ringe zeichneten sich bald unter ihren Augen ab, so müde war sie von den ganzen Emotionen die sie um sich herum spürte. Sie tat mir leid und ich wollte ihr helfen, aber mir und Bruno fiel nichts ein womit wir ihr helfen konnten.
"Vielleicht hilft es wenn du versuchst die Gefühle auszublenden wie bei Dolores."
Fing Bruno an, als wir draußen durch das Dorf liefen.
"Das habe ich schon probiert, es bringt nichts..."
Sagte das Mädchen nur geknickt.
Wir halfen den Dorfbewohnern nebenbei die Überreste des Sturmes zu beseitigen, und dabei Mirabel etwas weiter weg aus dem Umfeld voller offenen Ohren zu bringen. Die anderen durften nichts davon erfahren, noch nicht. Wir wollten ihr erst helfen mit ihrer Gabe klar zu kommen, doch ich befürchte bald würden alle Stricke reißen wenn wir nicht bald eine Lösung fanden.
Ich seufzte tief und fing an die Ziegelsteine von einer Seite zur nächsten zu schleppen. Wir waren dabei das abgebrannte Haus neu zu erbauen. Die Sonne schien hell, der Sturm schien sich verabschiedet zu haben, doch die Erinnerungen waren immer noch da.
Ich verdrängte sie, und spürte wie meine Laune von Minute zu Minute absakte. Ich wollte eine Antwort und eine Lösung für Mirabel, und es von der ganzen Familie geheim zu halten fiel mir echt schwer. Julieta hat mich einmal gefragt ob ich etwas wüsste, aber ich hatte ihr gesagt das alles okay wäre. Eine glatte Lüge also. Dabei wollte ich sie doch gar nicht anlügen.
"Hey..."
Bruno stupste mich an der Schulter an.
"Hey..."
"Denkst du wieder über Mirabel nach?"
Fragte er und sah mich besorgt an.
Ich nickte.
"Ich will bloß wissen wie man ihr helfen kann. So kann das nicht weiter gehen, hast du gesehen wie sie rumläuft? Wie eine Schlafwandlerin, die anderen schöpfen auch schon verdacht."
Frustriert ließ ich die Steine auf dem Boden sinken.
"Wenn du eine Antwort willst...kann ich sie dir geben."
Ich hielt inne und sah zu ihn hoch.
"Was?"
Ich richtete mich langsam auf.
"Wir...können schauen was passiert. Vielleicht hilft uns das ihr zu helfen. Oder etwas zu verhindern..."
Fing er vorsichtig an und sah mich beinahe ängstlich an. Ich ließ die Schultern hängen. Er sollte nicht schon wieder an das erinnert werden was ihn so gebrochen hat."Nein Bruno, wir kriegen das auch anders raus..."
Fing ich an und drehte mich weg um die Steine abermals ohne Grund auf zu heben.
"Ich weiß das du es nur gut mit mir meinst aber...es ist okay wirklich..."
Bruno stellte sich vor mir.
"...ich Sorge mich auch um ihr also kann ich einen Blick riskieren."
Ich holte gerade Luft um ihn zu sagen das er dies nicht tun brauchte, als er den Kopf schüttelte.
"Du hast mir gesagt du würdest mich nie verurteilen für das was ich sehen könnte..."
Er musterte mich.
"....und du bist die einzige der ich das wirklich glaube."
Ich sah ihn nur an und kämpfte mit mir.
"Bist du dir ganz sicher das du das machen willst? Wir können auch einen anderen Weg finden- ganz bestimmt."
"Nein es ist okay. Lass uns einen Blick wagen...wenn du es auch möchtest."
Er hielt mir seine Hände hin, die ich nach ein paar Sekunden ergriff.
"Mit dir würde ich alles machen, egal wie mysteriös oder gefährlich es sein mag."
Fing ich an, was Bruno zum lächeln brachte.
"Gut. Aber ohne Mirabel."
Ich zog eine Braue hoch.
"Es geht zwar um sie, aber ich habe das Gefühl das du die Antwort heraus finden wirst. Sie selber ist so verzweifelt das sie wahrscheinlich nicht auf die Antwort kommen wird. Außerdem, nicht das sie etwas sieht was...ihr nicht gefällt. Ich könnte es nicht verkraften wenn sie mich hasst."
"Hey, hey hier wird dich niemand hassen alles klar?"
Ich strich über seine Handrücken.
"Du hast recht, wir machen das allein. Sie soll nicht noch mehr aufgewühlt werden. Ich bin froh das sie jetzt gerade mal an etwas anderes denken kann."
Wir blickten zur Seite zu dem Mädchen welches lächelte und einen Spachtel den Mann auf der Leiter anreichte.
"Aber nur wenn du dir voll und ganz sicher bist. Ich will nicht das es schlechte Erinnerungen hervorruft."
Bruno legte den Kopf etwas schief.
"Das ist echt lieb von dir, aber es ist okay..."
Er sah zu Mirabel und dann wieder zu mir.
"Am besten gehen wir in meinen Zimmer. Für die Vorhersage brauche ich einen großen, offenen Raum..."
Ich sah ihn verwundert an.
"Jetzt?"
"Ja, wenn wir länger warten, werden die anderen es schon herausfinden bevor wir eine Lösung gefunden haben."
Bruno zog mich mit sich.
"Hey, wo wollt ihr zwei denn hin?"
Bruno und ich blieben Stocksteif stehen. Mirabel sah uns fragend und unschuldig an, während sie in der Hand einen Farbeimer trug.
"Ähm wir wollten nur kurz zurück weil..."
Fing ich an, aber mir wollte keine passende Ausrede einfallen. Bruno fiel mir ins Wort und seine Mimik war mindestens genauso gut geschauspielert wie die eines Kinds.
"....ich ihr etwas wichtiges zeigen wollte! Ja, ich ähm...ich habe da was geschrieben und wollte mir eine zweite Meinung einholen..."
Er grinste breit, was mich am liebsten mit der flachen Hand gegen meiner Stirn schlagen gelassen hätte. Mirabel glaubte uns kein Wort, aber sie ließ uns trotzdem in Ruhe und fragte nicht weiter nach. Vermutlich dachte sie wieder etwas ganz anderes.
"Na gut...ihr kommt aber noch helfen oder?"
"Ja klar wir kommen sofort zurück, dauert nicht lange."
Sagte ich und ging schon mit Bruno an der Hand voran. Er folgte mir, und so liefen wir im Schnellschritt zurück zur Casita.
"Wir sind schlechte Lügner."
"Ja, definitiv."
Stimmte ich ihn zu, als wir den Weg entlang liefen. Ich war neugierig zu sehen wie Bruno die Zukunft vorhersagt. Aber ich hatte gemischte Gefühle bei der Sache. Was war wenn er dadurch herausfand das ich ihn liebte? Was ist, wenn seine Vision mir Dinge zeigt die ich gar nicht sehen wollte?
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Bis zum Nächsten Kapitel ♥♥♥
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εїз 𝕄𝕒𝕣𝕚𝕡𝕠𝕤𝕒 (𝙰𝚗 𝙴𝚗𝚌𝚊𝚗𝚝𝚘 𝙵𝚊𝚗𝚏𝚒𝚌𝚝𝚒𝚘𝚗) εїз
FanfictionDie 25 jährige Bianca zieht für ein Jahr in eine Gastfamilie, die anders ist als alle anderen. Es ist die Familie Madrigal, eine Familie die aus Menschen besteht die seit Kindesalter eine magische Gabe besitzen. Kaum dort angekommen, spielt die Casi...