Der See an dem ich saß plätscherte wild und rauschte laut als ich vor ihm saß. Es schien beinahe so als würde das Wasser meine Gefühlslage wieder spiegeln. Ich kam mir so dumm vor einfach weg gelaufen zu sein, und Bruno allein zu lassen.
Warum konnte ich mich nicht einmal zusammen reißen?
Seufzend zog ich die Beine an meinem Körper und schlang die Arme um die Knie. Meinen Kopf legte ich auf meinen Armen ab und schloss die Augen.
Die Blätter der Palme über mir raschelte, und der Wind kühlte meine heißen Wangen. Es war angenehm hier...so ruhig.
"Hey..."
Ich zog erschrocken die Luft ein und riss den Kopf hoch. Bruno stand neben mir und lächelte mich lieb an. Na toll wie hat er mich bitte gefunden?
"Wie...hast du mich gefunden?"
Fragte ich ihn jetzt.
"Naja ich bin dir gefolgt und...es laufen nicht viele mit einem rosa Kleid herum."
Er verankerte seine Finger miteinander. Ich stieß die Luft aus.
"Ich wollte dich nicht einfach so stehen lassen. Das tut mir leid."
Er setzte sich neben mir und zog die Knie an.
"Ist schon gut. Ich kenne dieses Gefühl wenn einen alles zu viel wird."
Ich starrte auf meinen braunen Halbschuhen.
"Du kannst es mir ruhig erzählen wenn du magst. Du hast mich auch getröstet, da bin ich froh wenn ich das gleiche erreichen könnte."
Er hob die Schulter und lächelte.
"Ich werde...manchmal von meinen Gefühlen überwältigt."
Fing ich an und versuchte mir eine gute Ausrede einfallen zu lassen. Wie gerne würde ich ihn die Wahrheit sagen können...
"...und als ich die zwei dort gesehen habe da...ähm da musste ich daran denken wie meine Mutter versucht hat mich mit jemanden zu verheiraten den ich gar nicht kannte. Oder mochte. Ich würde wenn überhaupt nur jemanden aus Liebe heiraten...und nicht nur weil dieser angesehen ist oder dergleichen."
Log ich und schluckte den Kloß hinunter.
Bruno sah mich an und hörte mir zu.
"Du musst so etwas nie wieder erleben. Hier kannst du selbst entscheiden was du möchtest."
Ich nickte nur langsam.
"Außerdem bin ich mir sicher das dich jemand...naja lieben wird."
Seine Worte kamen zögerlich, und ich sah ihn an.
"Klar...dich auch."
Ich lächelte und stieß ihn mit der Schulter an.
"Oh ich weiß nicht..."
Fing er nur nervös an, und sah zum Fluss.
"Doch da bin ich mir sicher. Du bist so liebenswert, und willst nur das beste für jeden. Und du bist ein fantastsicher Zuhörer."
Ich stieß ihn mit der Schulter an. Er lächelte.
"Da bist du die erste die das so sieht."
Wir saßen noch eine Weile dort am Fluss, bis Bruno aufstand und mir seine Hände hin hielt.
"Wie wäre es wenn wir zurück nach Hause gehen? Das waren denke ich genug Menschen für heute."
Ich lächelte und ergriff seine Hände.
"Ich hab da ein Buch, das ist echt lustig. Wenn du willst können wir das lesen, dass heitert dich bestimmt auf."
Er sah mich fragend an, und ich konnte nicht anders als ihn zu zustimmen.
"Das hört sich super an."Doch auf dem Weg zurück fragte ich mich ob es die richtige Entscheidung gewesen war, ihn zuzustimmen. Aber ich konnte nicht Nein zu sagen, da ich trotz des Herzensbruchs trotzdem an seiner Seite sein wollte. Ich fragte mich wie einige Leute behaupten konnten, verliebt zu sein wäre das schönste Gefühl der Welt. Für mich war dieses Gefühl zwar schön, aber nur so lange ich nicht von meinen düsteren Gedanken eingeholt wurde.
Wieder angekommen, führte mich Bruno sofort zu seinem Zimmer. Ich zögerte kurz, doch trat dann in das dunkle Zimmer. Die Ratten die auf dem Boden hin und her huschten, fiepten und beschnupperten meine Füße. Ich hatte fast vergessen das sie da waren. Bruno öffnete das Fenster und sofort erleuchteten die Sonnenstrahlen den großen Raum.
Sein Eisenbett stand an der Seite neben dem Fenster, so wie sein Nachttisch. Eine weitere Tür links im Raum ließ mich wundern wohin diese führte.
"Okay, ähm...es ist ein bisschen chaotisch aber- such dir einen Platz aus!"
Er sah sich in dem Raum um, und lächelte mich dann enthusiastisch an. Er war so niedlich wenn er sich freute.
"Ach das stört mich nicht. Du musst mal gesehen haben wie mein Zimmer damals ausgesehen hat..."
Sagte ich und ging ein paar Schritte in den Raum hinein. Auf dem Sessel war kein Platz für uns zwei, und sonst stand hier nur eine kleine Holzbank die nicht sehr gemütlich sein würde. Das einzige was also noch übrig blieb war sein Bett. Ich biss mir auf die Lippen. Sollte ich mich einfach auf seinen Bett setzten?
"Hab das Buch!"
Ich drehte mich zu ihn um und er kam zu mir und setzte sich vor mir auf das knarzende Bett.
Er rutschte bis zu seinem Kopfkissen, und klopfte auf der freien Stelle neben ihn.
Ich lächelte nur und setzte mich neben ihn. Wir saßen so nahe beianander, dass sich unsere Schultern berührten.
Er schlug das orangene Buch auf.
"Das haben Pepa und ich immer zusammen gelesen als wir noch Kinder waren. Es hat uns immer aufgeheitert wenn wir traurig waren. Oder...wenn sie traurig war."
Bruno schlug die erste Seite auf und hielt das Buch in der Mitte neben uns. Ich hielt die rechte Buchseite und winkelte die Beine an. Als ich an ihn lehnte, spürte ich wie er sich zu mir beugte.
Die Stille zwischen uns ließ mein Herz jedoch nur noch mehr rasen. Ich spürte wie nervös ich wurde, als mir eine Idee in den Sinn kam.
"Du kennst das Buch bestimmt auswendig. Garantiert bist du auch ein hervorragender Vorleser!"
Ich lächelte ihn an. Bruno wich meinen Blick aus.
"Oh! Ich glaube ich bin nicht so gut darin..."
Ich lachte.
"Ach was, ich bin auch nicht die beste darin. Ich habe mal gehört das Vorlesen dabei helfen soll das Selbstbewusstsein zu stärken..."
Ich sah zu ihn hoch.
"...ich lese auch mit dir mit."
Er sah mich an und lächelte dann leicht nervös.
"Na gut ich versuch's."
Er schlug die erste Seite auf und räusperte sich. Als er anfing zu lesen, lächelte ich. Ich mochte es seine Stimme zu hören, sie wirkte seltsamerweise beruhigend auf mich.
Jedes mal wenn ein anderer Charakter auftauchte, übernahm ich die Sprechrolle und so lasen wir fast die hälfte des Buches auf einmal. Es lenkte mich sogar etwas ab.
"Okay den Rest heben wir uns glaube ich für ein anderes mal auf, mein Hals ist ganz trocken."
Bruno klappte das Buch zu.
"Ja meiner auch. Aber ich mag deine Stimme. Du kannst gut Geschichten erzählen."
Sagte ich und lächelte ihn an. Er erwiderte es.
"Danke übrigens..."
"Für was?"
"Du hast mich wirklich aufgemuntert. Danke das du mich nicht allein gelassen hast. Mich hat nie jemand wirklich versucht mich aufzumuntern."
Sagte ich.
"Du hast mich auch aufgemuntert. Und ich kann dich einfach nicht traurig sehen."
Ich lachte auf und sah auf einer der Ratten die sich ihren Weg zu mir bahnte. Ich streichelte diese über dem Kopf.
Ich sah aus dem Fenster. Die Fensterbank bestand aus rosa Holz, und vor diesem befand sich ein Busch mit vielen blauen Blüten.
Wir saßen noch eine Weile dort und dösten vor uns hin. Nach einiger Zeit standen wir dann auf.
"Das sollten wir wiederholen...war echt schön mit dir."
Sagte Bruno schüchtern und spielte mit dem Zipfel seiner zerschliffenen Ruana.
"Auf jeden Fall."
Ich lächelte als mein Blick aus seinem Zimmer auf Camilo fiel. Dieser schlurfte immer noch bedrückt zu seinem Zimmer und ließ die Tür ins Schloss fallen.
"Ich glaube ich werde mal nach dem Jungen sehen."
Sagte ich und zeigte mit dem Daumen hinter mir.
"Du hast wohl einen Riecher dafür wenn es jemanden nicht gut geht oder?"
Ich grinste.
"Bis später."
Ich drehte mich schon um, als Bruno mich zurück hielt.
"Mariposa?"
"Ja?"
"Hast du...hast du lust mich morgen zum Blumenfest zu begleiten?"
Ich lächelte und nickte mit einem warmen Gefühl im Bauch.
"Sehr gerne Bruno."
Seine Miene erhellte sich und er stellte sich aufrecht hin.
"Oh toll ich ähm...ich freue mich!"
"Ich mich auch. Das wird das erste Fest sein bei dem ich teilnehmen darf."
Ich grinste.
Mein Herz flatterte so sehr als ich den Gang entlang ging. Plötzlich schien mein Herz vergessen zu haben warum es zuvor noch so geschmerzt hatte.
Ich atmete tief durch und blickte auf die Tür von Camilo. Sein eingeritztes selbst leuchtete in einem goldenen Licht, und ließ meine Hand zögernd in der Luft schweben.
Sollte ich einfach herein platzen? Vielleicht wollte er auch einfach alleine sein...
Ich brauchte jedoch drei Anläufe bis ich mich traute zu klopfen.
Fragen schadet ja nicht.
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Bis zum Nächsten Kapitel ♥♥♥
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εїз 𝕄𝕒𝕣𝕚𝕡𝕠𝕤𝕒 (𝙰𝚗 𝙴𝚗𝚌𝚊𝚗𝚝𝚘 𝙵𝚊𝚗𝚏𝚒𝚌𝚝𝚒𝚘𝚗) εїз
FanfictionDie 25 jährige Bianca zieht für ein Jahr in eine Gastfamilie, die anders ist als alle anderen. Es ist die Familie Madrigal, eine Familie die aus Menschen besteht die seit Kindesalter eine magische Gabe besitzen. Kaum dort angekommen, spielt die Casi...