Das Kind hätte mich beinahe so in Verlegenheit gebracht, dass ich kein Wort heraus bringen hätte können, wäre mir nicht doch noch die rettende Erklärung eingefallen.
Manchmal fragte ich, ob ich nicht zu auffällig war oder ob ich den Spitznamen nicht doch besser für mich behalten hätte. Denn nach dieser Nacht wurde es mir entgültig klar. Ein so starkes Gefühl, ein Gefühl welches ich noch nie verspürt hatte- konnte nur diese eine Sache bedeuten... ich hatte mich verliebt. Zum ersten, und wahrscheinlich letzten mal- denn ich könnte mir nicht vorstellen das jemand anderes mein Herz so hoch schlagen lassen konnte wie sie es tat.
Ich hatte es bemerkt als sie mir einen Kuss auf die Wange gab, wie mein Magen einen Purzelbaum und mein Herz für eine Sekunde ausgesetzt hatte. Ich hatte es gespürt als ich mit schlottrigen Knien in mein Zimmer ging und mit rasenden Herzen und schwitzigen Händen dort lag. Sie ging mir nicht mehr aus dem Kopf, ihre hellbraunen Haare die im Licht wie Kupfer glänzten, ihre dunklen Augen, ihr lächeln...
Allein wenn ich nur an sie dachte, musste ich wie ein Idiot lächeln.
Und auch wenn dieses Gefühl wunderschön war, wusste ich nicht wie ich damit umgehen sollte.
"Okay als erstes fangen wir mit etwas leichten an. Wie wäre es mit einem Schmetterling?"
Bianca nahm sich eines der orangen Blätter und legte es vor sich auf dem Tisch.
Antonio tat es ihr gleich, so wie ich. Ihre dünnen Finger nahmen die beiden enden und falteten das Blatt sorgfältig in die Mitte. Antonio und ich kopierten ihre Schritte, während Bianca davon erzählte wie sie solche Schmetterlinge damals für ihre Mutter gebastelt hat. Doch als sie von ihrer Mutter erzählte, spürte ich wie ihre Freudige Miene plötzlich melancholisch wurde.
Ihre Augen blickten traurig auf den Schmetterling vor ihr, während ihr lächeln alles zu verbergen schien, was in ihr vorging.
Innerlich kämpfte ich mit mir ob ich mich zu ihr setzten und das Thema wechseln sollte. Und auch wenn mich die Stimme in meinem Kopf zurückhielt, tat ich es dennoch. Ich konnte sie nicht so traurig dort sitzen lassen- ich wollte das sie nicht mehr daran denken musste. Sie musste die ganzen Jahre in dieser Erinnerung leben, und jetzt ist sie endlich an einen Ort wo sie alles für einen Moment vergessen konnte. Das sollte auch so bleiben.
Ich rutschte von dem Stuhl auf die Bank neben ihr und Antonio.
"Weißt du, Schmetterlinge stehen für Neuanfänge und Freiheit..."
Ich legte meinen Schmetterling, der im Gegensatz zu ihren etwas krumm aussah, neben ihren und sah sie von der Seite an. Unsere Schultern und Knie berührten sich, als Bianca lächelnd auf unsere zwei Papier Falter sah.
"Hört sich schön an."
Sie sah lächelnd zu mir hoch. Sie war mir so nahe das ich ihre Grün-Braunen Augen zum ersten mal richtig betrachten konnte. Sie erinnerten mich an einen Wald in dem ich mich gerne verlaufen würde wenn es so wäre.
"Was bedeuten Schmetterlinge noch?"
Antonio beugte sich über den Tisch zu uns beide und legte seinen eigenen zu unseren.
Bianca lachte zum ersten mal seit ihrer Geschichte wieder herzlich und nahm sowohl ihren als auch meinen Falter in die Hand.
"Okay weißt du in China stehen zwei Schmetterlinge für die Liebe. Hast du schon mal zwei Falter gesehen die zusammen in der Luft herum geflogen sind? Der eine ist nicht von dem anderen Seite gewichen. Vielleicht waren die zwei ein Paar wer weiß."
Sie hob die Schultern hoch.
"Und eine gaaanz große Schaar?"
Er breitete die Arme aus.
"Dafür gibt es so weit ich weiß keine wirkliche Bedeutung. Aber in einigen Kulturen stehen Schmetterlinge auch für die verstorbenen Seelen die zu uns zurückkehren. Wenn du also mal einen siehst, könnte das ein Geist sein der dich besuchen will."
Antonio hörte ihr aufmerksam zu. Ich wurde das Gefühl nicht los das der kleine sie genauso sehr mochte wie ich- na gut vielleicht mochte ich sie noch ein großes Stück mehr. Jedenfalls hatte ich ihn noch nie so geduldig neben Pepa gesehen. Sie wäre eine gute Mutter...und derjenige der sie einmal heiratet sollte sich lieber glücklich schätzen so ein liebes Wesen wie sie seins nennen zu dürfen. Plötzlich fiel mir wieder ein was sie zu mir gesagt hatte. Ihre Mutter wollte das sie jemanden heiratet den sie nicht einmal kannte. Und plötzlich ertappte ich mich dabei wie ich mir vorstellte sie meins nennen zu dürfen...die Vision sah jedenfalls danach aus...
"Alles okay?"
"Hm?"
Ich zuckte zurück und sah in zwei verdutzte Gesichter.
"Oh ja, Verzeihung ich war nur in Gedanken..."
Erklärte ich und biss mir auf die Lippen.
"Bist du sicher?"
Hakte Bianca nach. Ich konnte ihr wohl kaum sagen das ich von ihr getagträumt hatte obwohl sie genau neben mir saß!
"Ja! Ja alles okay...was hast du nochmal gesagt?"
Fragte ich deshalb.
"Ich hab gesagt das wir die hier an Fäden aufhängen könnten. Sie würden fast aussehen wie echte Schmetterlinge, oder?"
"Gute Idee, die könnten wir über den Torbogen hängen."
Sagte ich jetzt.
"Gute Idee."
Sie nickte so wie Antonio der aufstand und schon los laufen wollte, als sie ihn am Arm festhielt.
"Sekunde Wirbelwind, wir müssen noch ein paar weitere falten, sonst fallen die drei doch gar nicht auf."
"Na gut..."
Er lief wieder zurück, und schnappte sich ein weiteres Blatt.
Wir saßen also zusammen und sprachen über alles mögliche, als Camilo nach einiger Zeit auch zu uns kam.
"Was macht ihr hier?"
Er beugte sich über seinen Bruder, der ihn einen Schmetterling ins Gesicht hielt.
"Origami!"
Camilo grinster schief.
"Wow du hast das gemacht? Dann kann das so schwer ja nicht sein. Kann ich mitmachen?"
"Klar, eine helfende Hand mehr ist umso besser."
Bianca lächelte.
Er setzte sich zu uns, während wir ihn erklärten wie man den Schmetterling faltete.
Nach einiger Zeit häuften sich auf dem Tisch etliche orange, gelbe, blaue und weiße Schmetterlinge aus Papier an.
"Ich glaube die reichen oder?"
Fragte ich belustigt.
"Auf jeden fall. Wir verteilen die am besten schon mal überall."
Bianca stand auf.
"Wo hattet ihr den gedacht sollen die hin?"
Camilo sah sich um, in den Händen eine kleine Schaar voll mit ihnen.
"Am Torbogen zum Beispiel. Ich hole Faden, dann können wir sie aufhängen."
Das Mädchen drehte sich um und lief schon in Richtung Treppe.
"Ich hab von Dolores gehört das du Bianca Mariposa nennst. Hat das was zu bedeuten?"
Camilo sah zu mir und grinste verschmitzt.
"Ähm...nein, es ist nur ein Spitzname."
Winkte ich ab, doch er musterte mich prüfend.
"Okay..."
Als sie wieder kam, verteilten wir uns in der Casita und hingen einige der Schmetterlinge auf. Camilo half sich selbst in dem er sich in jemand anderen verwandelte, um an die hohen stellen zu gelangen. Ich hob Antonio hoch und ließ ihn einige der Falter aufhängen, und Bianca half sich einfach indem sie auf die verschiedensten Sachen kletterte. Kisten, Treppengeländer oder Stufen nutze sie um an die hohen Stellen zu gelangen. Als ich sah wie sie vor dem Torbogen der Eingangstür stand und sich auf Zehenspitzen stellte, kam ich ihr zu Hilfe. Ich war nicht viel größer als sie, aber dafür konnte ich sie größer machen...
Hinter ihr angekommen, atmete ich durch und schlang ohne zu überlegen die Arme um ihrer Hüfte und hob sie hoch. Sie zog vor Schreck die Luft ein, und drehte den Kopf.
"Hilfe gefälligst?"
Fragte ich nur dümmlich und hätte mir am liebsten mit der flachen Hand auf die Stirn geschlagen. Warum habe ich sie nicht vorher gefragt?!
"Äh...danke Bruno."
Sagte sie und beeilte sich die Schmetterlinge anzubringen. Ich ließ sie wieder herunter, als sie sich zu mir umdrehte.
"Entschuldige, ich hätte dich fragen sollen..."
Ich rieb mit der linken Hand meinen Arm.
"Brauchst du nicht, ich habe mich nur erschrocken."
Sie winkte ab. Täuschte ich mich oder war sie etwas rot um die Wangen?
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Bis zum Nächsten Kapitel ♥♥♥
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εїз 𝕄𝕒𝕣𝕚𝕡𝕠𝕤𝕒 (𝙰𝚗 𝙴𝚗𝚌𝚊𝚗𝚝𝚘 𝙵𝚊𝚗𝚏𝚒𝚌𝚝𝚒𝚘𝚗) εїз
FanfictionDie 25 jährige Bianca zieht für ein Jahr in eine Gastfamilie, die anders ist als alle anderen. Es ist die Familie Madrigal, eine Familie die aus Menschen besteht die seit Kindesalter eine magische Gabe besitzen. Kaum dort angekommen, spielt die Casi...