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Als ich an Camilo's Tür klopfte, kam zuerst keine Antwort. Ich wiederholte das klopfen drei mal, bis ich ein leises murren aus dem Raum vernehmen konnte.
"Camilo? Ich will nur mit dir reden, darf ich rein kommen?"
Fragte ich durch die leuchtende Tür, und legte meine Hand um den goldenen Türknauf der mit einem 'C' markiert war.
"Komm rein..."
Hörte ich leise von der anderen Seite. Ich öffnete die Tür und trat in sein Zimmer ein, welches genauso faszinierend groß war, als das es danach aussieht. Seine Wände waren in einen freundlichen Gelbton gehalten, und die Muster die sich leicht bräunlich als Chamäleons abzeichneten, sahen mich allesamt freundlich an. Viele Spiegel hingen an den Wänden, was beinahe etwas furchteinflößend wirkte. 
Unter seinem Hochbett befand sich ein weißer Schreibtisch, und ein ebenso braun-gelber Sessel stand an einem der Fenster. Hier sah es sehr gemütlich aus.
Als ich jedoch weiter ging, entdeckte ich einige Holzbalken die hoch bis zur Decke ragten. Mein Blick fesselte sich an die Malereien an der Decke, die allesamt Gestalten zeigten. Kleine Kinder, Frauen, Männer...alle möglichen arten von Menschen konnte man dort erkennen wenn man nur genauer hinsah. Mirabel hatte mir erklärt das der Raum sich seinen Besitzer und dessen Gabe anpasst, sobald dieser den Türknauf berührte. Dieser Raum passte zu ihn- keine Frage, aber dennoch machten mir die Gestalten an der Decke irgendwie Angst.
Camilo saß auf dem Boden zwischen großen Kissen. Es sah so aus wie eine alte Kinderecke, die als Andenken geblieben war. Ich hatte selbst so eine Ecke in meinem Zimmer in London. Dort lagen bis heute noch meine alten Spielsachen, und meine Kinderdecke die schon ganz zerfranzt war.
Auch wenn er mir den Rücken zugewandt hatte, konnte ich an seiner Körperhaltung ablesen das es ihn nicht gut ging. Langsam ging ich zu ihn und kniete mich neben ihn.
"Hey..."
Ich legte meine Hand auf seiner schmalen Schulter. Er blickte zwar in meiner Richtung, aber fokussierte bloß den Boden. In seinen hellbraunen Augen spiegelte sich solch eine Trauer wieder, dass ich ihn am liebsten sofort in den Arm genommen hätte.
"Camilo...du kannst mir ruhig sagen was los ist weißt du. Ich sag's keinen weiter und vielleicht kann ich dir helfen."
Fing ich an. Er zeigte keine Reaktion, und ich hätte erwartet das er von meiner Berührung zurück zog, doch er setzte sich stattdessen dichter neben mir und winkelte die Knie an.
"Bin ich nutzvoll?"
Fragte er plötzlich leise.
Ich sah ihn an und strich ihn über den Rücken.
"Natürlich bist du das. Was bringt dich dazu etwas anderes zu denken?"
Camilo sah zu mir hoch.
"Niemand wollte je meine Hilfe, sondern...immer nur die Hilfe meiner Kraft. Alle wollten immer das ich mich in den oder die verwandle, keiner wollte aber je das ich denjenigen helfe..."
Camilo sah traurig auf einen seiner Kissen.
"Ich weiß gar nicht wer ich bin. Es ist als ob ich keine Persönlichkeit hätte..."
Ich lächelte.
"Das hast du doch. Du bist derjenige der immer die anderen aufmuntert. Der frech aber liebevoll ist. Du hast eine Persönlichkeit, nur vielleicht weißt du nicht wie du damit umgehen sollst. Ist es das?"
Ich winkte die Knie an, so wie er und sah ihn geduldig an. Er starrte aphatisch vor sich hin, seine Lippen bebten.
"Nein ich...ich weiß nicht. Wenn ich die Gestalt von jemand anderen annehme, weiß ich wer dieser jemand ist. Ich kenne seine Persönlichkeit. Werde ich zu meiner Schwester fühle ich mich lieb und anerkannt, werde ich zu meinem Vater fühle ich mich lustig und wie jemand auf dem man sich verlassen kann...aber wenn ich einfach nur...ich selbst bin dann-"
Er stockte.
"...dann weiß ich nicht wer ich bin."
Seine Augen glänzten, als er trocken auflachte.
"Ich habe ja nicht einmal Hobby's wie du."
Der Junge tat mir leid. Er war ein Teenager, da war es normal das diese sich selbst erst besser kennenlernen müssen, neue Sachen ausprobieren um heraus zu finden wer sie sind. Aber bei Camilo schien das ganze ein wenig anders zu sein. Seine Gabe die sonst so nützlich erschien, war wohl doch auf ihrer ganz eigenen Art ein Fluch.
Ich drehte mich zu ihn und hob sein Kinn an.
"Sieh mich an."
Seine Augen wanderten zu mir hoch.

"Weißt du, die Leute im Dorf meinen es nicht böse wenn sie zwar nach dir, aber nicht wirklich nach dir selbst verlangen. Sie denken es wäre für dich kein Problem, oder sie denken nicht groß darüber nach. Das heißt aber nicht das dich niemand will. Weißt du, du brauchst nicht so zu tun als wärst du jemand anders nur um es den Leuten gerecht zu machen die gar nicht wissen was in dir vorgeht."
Der Junge spielte mit dem Zipfel seines Ponchos.
"Ich weiß das du gerne jeden aufmuntern möchtest, aber vergiss nicht das du auch jemand bist. Wie wäre es damit; wir versuchen morgen mal etwas. Du bleibst morgen in deiner eigenen Gestalt- so wie du bist. Und dann gehen wir raus und machen das was du möchtest bis das Fest beginnt. Und falls dich einer doch nach Hilfe fragt und will das du jemand anderes wirst, werde ich denjenigen erklären das wir zwei die Sache genauso gut erledigen können wie die Person nach der gefragt wurde."
Camilo hob den Kopf.
"...wir können die Dinge machen für die du dich interessierst. Wenn du die Sachen ausprobierst, kann es doch sein das sich daraus ein Hobby entwickeln kann. Wir könnten zum Beispiel versuchen Fußball zu spielen, oder ich zeige dir wie man malt. Oder ein Schmuckstück herstellt. Du kannst auch versuchen zu schreiben- einige entdecken erst dann was ihnen liegt, wenn sie es einfach ausprobieren..."
Ich lächelte ihn an, seine verzogene Miene lockerte sich.
"Oder wir können auch einfach etwas anderes machen wenn dir das lieber ist. Damit du mal abschalten kannst und etwas Spaß hast. Ich kenne da ein tolles Murmel Spiel..."
Camilo konnte sich sogar ein lächeln abringen.
"Würdest du das wirklich tun?"
Fragte er dann.
"Na klar. So kann ich dich gleich viel besser kennenlernen anstatt nur deine Freche Seite hm?"
Ich strubbelte ihn durch die Locken. Er lachte und versuchte meinen Arm weg zu schieben, als ich den Arm um seine Schultern legte.
"Vergiss niemals deinen eigenen Wert. Du allein bist einzigartig so wie du bist. Keiner ist so wie du, und am ende bist du der einzige der den Weg mit allen Hürden, allen Gefühlen wie kein anderer es je könnte, bestreiten wird. Also sei jemand der dir  gefällt. Nicht jemand der den anderen gefällt, okay?"
Er sah zu mir hoch und nickte.
"Das werde ich...hilfst du mir dabei heraus zu finden wer ich bin?"
Ich lächelte.
"Natürlich. Ich bin gespannt welche Seiten wir noch an dir finden können."
"Ich auch."
Sein Blick wanderte wieder zum Fenster, als er seinen Kopf an meiner Schulter lehnte so wie er es ein Kind bei seiner Mutter tat. Ich strich ihn lächelnd durch die Locken und sah ebenfalls aus dem Fenster.
Sie alle sind mir so ans Herz gewachsen...jeder einzelne der Madrigals. Ich hoffte ich konnte Camilo helfen zu sich selbst zu finden- und gleichzeitig hoffte ich auch, dass das Jahr noch lange dauern würde bis es vorbei war.









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Bis zum Nächsten Kapitel ♥♥♥









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εїз  𝕄𝕒𝕣𝕚𝕡𝕠𝕤𝕒 (𝙰𝚗 𝙴𝚗𝚌𝚊𝚗𝚝𝚘 𝙵𝚊𝚗𝚏𝚒𝚌𝚝𝚒𝚘𝚗)  εїзWo Geschichten leben. Entdecke jetzt