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So schnell wie die Woche verging, hätte ich mir gewünscht das wir auch genauso schnell mit Mirabel's 'Gabe' weiter kommen könnten.
Doch leider schienen sich ihre Kräfte zurück zu ziehen, oder gar zu verschwinden. Denn immer wenn wir versuchten daran zu arbeiten, schien es so als wenn das Mädchen nie solche Kräfte an sich entdeckt hätte. 
Wir entschlossen uns ein wenig Zeit verstreichen zu lassen, in der Hoffnung das sich das Ergebnis bald von allein zeigen könnte. Ich legte ein Notizbuch an, um alles zu notieren was uns irgendwie weiter helfen konnte, und versteckte dieses unter meiner Matratze. Die anderen wussten von der ganzen Sache nichts, selbst Dolores sagte nichts, obwohl sie mit Sicherheit schon längst bescheid wusste. Umso besser also das sie ihren Mund hielt. Zumindest so lange bis wir eine klare Antwort hatten.
Also entschieden wir uns einfach weiter mit dem zu machen was wir am besten konnten.
Mirabel half mit ihren Näh-Künsten und kreierte die schönste Deko die ich je gesehen hatte. Sie fing sogar an eines ihrer alten Kleider auf zu päppeln, was mich auf einer Idee brachte.
Ich wollte Bruno eine Freude machen, und ihn eine neue Ruana anfertigen. Er lief immer nur mit seinem gewohnten, abgetragenen Poncho herum. Und als ich mir diesen bei unseren Tanzübungen näher betrachten konnte, hatte ich die losen Fäden, die Löcher und die verzogenen Maschen entdeckt. Er mochte ihn wohl sehr, denn ich hatte ihn noch nie ohne gesehen- also musste ein neuer her.
Ich saß wieder unten auf einen der Sitze der Eingangshalle und war dabei den letzten Schliff des Ringes für den Mann anzufertigen. Sobald ich damit fertig war, würde ich mich an Bruno's Ruana dran machen.
Camilo hatte sich vor einiger Zeit zu mir gesellt, und sah mir dabei zu wie ich den Ring Schliff und polierte.
Er hatte die Arme auf dem Tisch gelegt, und das Kinn auf die Ellbogen gestützt als er mir zusah.
"Wie hast du es geschafft aus ein Stück Silber so etwas zu schaffen?"
Fragte er nach einer Weile und wandte seinen Blick nicht von dem silbernen Schmuckstück in meiner Hand ab.
"Nun ja, du musst im Grunde genommen nur mit Hitze und einer Zange arbeiten..."
Fing ich an und schliff an der kleinen eingearbeiteten Ranke.
"...das schwierigste sind die Details. Die Grundform ist leicht."
Camilo sah gedankenverloren in meiner Richtung, was mich stutzig werden ließ.
"Möchtest du mir sagen an was du denkst?"
Fragte ich, doch er antwortete nicht. Erst als ich ihn am Arm anstupste, zuckte er auf.
"Hm?"
"Ich habe gefragt ob du mir erzählen möchtest was los ist."
Er sah mich ertappt an.
"Es ist nichts."
Ich sah ihn durchdringlich an, doch er wich nur meinen Blick aus.
"Bist du dir sicher?"
Er nickte.
"Klar, es ist alles okay."
"Camilo!"
Wir drehten uns gleichzeitig um, als Abuela auf uns zu kam.
"Hilfst du dem Mann da draußen bitte die Schubkarren zurück ins Dorf zu schieben? Du kannst seine Gestalt annehmen, so geht es schneller."
Fing sie an, und der Junge sah sie nur stumm- beinahe enttäuscht an.
"Klar Abuela. Bis später Bianci."
Er drehte sich zu mir und lächelte, doch die Fröhlichkeit die sonst in seinen Augen strahlt, war dieses mal nicht aufzufinden.
"Bis später Camilo."
Er lief mit den Händen in seiner Hosentasche versteckt aus dem Haus. Und als ich ihn so beobachtete, wurde ich das Gefühl nicht los das sehr wohl etwas mit ihm los war. Er wollte es mir nur nicht sagen.
"Was machst du da eigentlich seit Tagen?"
Abuela's Frage riss mich aus meinen Gedanken, und ich hielt inne.
"Hm? Oh das ist ein Verlobungsring für einen Mann aus dem Dorf..."
Erzählte ich ihr. Ihre Interesse wurde geweckt und sie setzte sich zu mir.
"Ach wirklich? Nun ja dann hat er glück das er dich getroffen hat. Du hast echt Talent Kind."
Ich musste lächeln. Es war schon niedlich wie sie mich immer noch als 'Kind' bezeichnete, obwohl ich schon Erwachsen war. Ich hatte nie viel mit ihr gesprochen, vielleicht war jetzt die Gelegenheit gekommen um sie ein bisschen besser kennenzulernen. Denn bislang hatte ich nur ihre harte Miene erlebt- nie wirklich hatte sie so ausgelassen gelacht wie Julieta oder Pepa zum Beispiel.
"Das ist lieb von Ihnen Abuela."
Ich lächelte und widmete mich wieder meiner Arbeit.
"Es macht schon Spaß Schmuck herzustellen. Vor allem wenn ich damit jemanden sehr glücklich machen kann."
"Oh ja das wirst du bestimmt...ich erinnere mich noch an dem Tag an dem mir Pedro einen Antrag gemacht hat..."
Ich wurde hellhörig und blickte auf. 

"Wie war es gewesen?"
Fragte ich vorsichtig.
"Oh er hat mir gesagt er wolle mit mir die Tänzer anschauen..."
Fing sie an und sah verträumt ins leere.
"....wir haben uns die Tänzer angeschaut, bis er mich selbst in die Mitte gezogen hat. Wir haben getanzt, bis uns die Füße weh taten. Und dann plötzlich hielt er inne und kniete sich vor mir. All diese Leute haben nur zugesehen, und die Tänzer standen dort als wenn diese wüssten was er vorgehabt hatte. Dann hat er mich gefragt ob ich seine Frau werden will...ich war so glücklich das ich ihn umgeschmissen habe..."
Sie lachte, und ich stimmte mit ein.
"Das hört sich wirklich süß an."
Sagte ich dann.
"Er war immer ein Scherzkeks gewesen. Als ich Bruno und dich tanzen gesehen habe, habt ihr zwei mich an uns erinnert als wir in dem gleichen Alter waren. Ich weiß nicht ob es dir aufgefallen ist, aber wenn du dir das große Bild an der Treppe ansiehst, wirst du merken das mein Brunito seinen Vater sehr ähnlich sieht..."
Mein Blick wanderte automatisch zur Treppe und ich erinnerte mich schon einmal ein Bild eines Mannes mit schwarzen Haar und einen ähnlichen Bart wie der von Bruno gesehen zu haben.
"Doch ich hab's gesehen. Jetzt wo Sie es sagen, haben Sie recht...er sieht ihn ähnlich."
Sie lächelte melancholisch, bevor sie zu mir blickte.
"Es freut mich das ihr zwei euch so geht versteht. Seitdem du aufgetaucht bist, erscheint er mir viel aufgeweckter. Nicht so verschlossen. Du machst wohl einen guten Einfluss auf ihn."
Ich spürte die Hitze in mir aufkeimen, und sah schnell wieder zurück zu dem Ring.
"J-ja...er ist echt nett."
Wenn sie nur wüsste das ich in ihren Sohn verliebt war...ich wollte gar nicht wissen wie sie reagieren würde. Sie kam mir immer streng vor, außer jetzt in diesen Moment. Doch wenn es um ihre Kinder ging, könnte ich mir schon vorstellen das sie etwas dagegen haben könnte wenn eine Fremde aus London ihrem Sohn schöne Augen macht...
Sie blieb noch eine ganze Weile neben mir sitzen, und erzählte aus dem Nähkästchen was mir gefiel. Ich mochte es Geschichten von den Älteren zu hören. Diese schienen immer am spannendsten zu sein.
Irgendwann ging sie dann doch um nach den anderen zu schauen. Ich hingegen stand auf und streckte meine Glieder. Der Ring war endlich fertig und ich konnte ihn zu dem Mann bringen, der ihn so sehnlichst erwartete.
Die Tür schlug auf und Camilo kam mit Bruno herein. Camilo sah immer noch nicht sonderlich gut gelaunt aus, und ich nahm mir vor nachher einmal ein ernstes Wort mit ihn zu reden. Doch jetzt musste ich den Ring los werden. Morgen war das Blumenfest, und ich hatte ihn versprochen das er seiner geliebten noch davor einen Antrag machen konnte.
"Hast du bis jetzt an dem Ring gesessen?"
Fragte Camilo mich jetzt.
"Ja, aber jetzt bin ich fertig und muss mir die Beine vertreten. Möchte mir einer von euch beim suchen des Typen helfen?"
Fragte ich und hielt den silbernen Ring hoch. Er hatte eine silberne Ranke, die sich über den halben Ring zog. In dem Wirbel der Ranke glänzt ein orangener Feuer Opal. Ich hatte einige bunte Steine und Kristalle von meiner Heimat mitgenommen. Ich hatte diese alle von dem Nachbarsschmied zum Geburtstag geschenkt bekommen, als ich noch klein war und von der Schule nach Hause kam. Ich mochte ihn, er war immer wie ein Großvater für mich gewesen. Als ich alt genug war, konnte ich dann auch wirklich etwas mit diesen Schmucksteinen anfangen. Wie jetzt.
"Ach Tio du hilfst ihr doch bestimmt oder? Ich muss leider zurück zu Abuela..."
Fing Camilo an, doch sein Sarkasmus kam nicht so rüber wie sonst gewohnt. Er klopfte seinen Onkel auf die Schulter und lief dann an uns vorbei.
"Klar ich helfe dir suchen."
Er lächelte mich an, und sein Blick wanderte zu dem Ring.
"Darf ich mal sehen?"
"Klar."
Ich reichte ihn diesen, und er begutachtete das Schmuckstück mit äußerster Sorgfalt.
"Du hast so viel Talend..."
Er sah lächelnd zu mir hoch.
"Ich würde auch gerne so etwas können..."
Er reichte ihn mir zurück.
"Ich kann dir gerne Unterrichtsstunden geben."
Ich lächelte ihn zu.
"Außerdem bist du dafür der beste Geschichten Erfinder den ich kenne. Und ein toller Schauspieler."
Er grinste verlegen und rieb sich wieder an seinem Arm wie er es immer tat.
"Ähm...naja-"
"Hey, akzeptier einfach mal ein Kompliment ja? Du wirst noch öfters welche von mir erhalten, also gewöhn dich schon mal dran!"
Ich hakte mich bei ihn ein, und zog ihn mit mir.
"Jetzt lass uns den glücklichen suchen!"
















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Bis zum Nächsten Kapitel ♥♥♥

εїз  𝕄𝕒𝕣𝕚𝕡𝕠𝕤𝕒 (𝙰𝚗 𝙴𝚗𝚌𝚊𝚗𝚝𝚘 𝙵𝚊𝚗𝚏𝚒𝚌𝚝𝚒𝚘𝚗)  εїзWo Geschichten leben. Entdecke jetzt