Poltern.
Stimmen.
Mal kalter Wind, mal ein warmes Gefühl auf der Stirn.
Ich wusste nicht wer da mit mir sprach, und ich wusste nicht wo ich mich überhaupt befand, aber ich konnte schon langsam wieder meinen Körper spüren.
Mein Kopf jedoch schwirrte immer noch und der Geruch von Rauch schien sich in meiner Nase eingebrannt zu haben.
Langsam öffneten sich meine Augen, und ich starrte an die Decke. Neben mir hörte ich jemanden schluchzen. Langsam drehte ich den Kopf und blickte zu Mirabel die an ihrem Bett gelehnt saß und den Kopf in den Knien vergraben hatte. Die Umgebung flimmerte noch immer etwas, und langsam kam alles wieder zurück. Das Feuer, die großen Flammen, die Kinder...Bruno.
"Mirabel...?"
Meine Stimme war kaum mehr als ein räuspern, als das Mädchen plötzlich zu mir hoch sah.
"Bianca!"
Sie rappelte sich auf und lief zu mir. Ihre warme Hand legte sich auf meinem kalten Arm. Ich sah zu ihr hoch und hob meine Hand um ihr die Tränen von den Wangen zu wischen.
"Was ist denn los?"
Fragte ich, doch sie schüttelte nur lächelnd den Kopf.
"Wie geht es dir? Du warst Ohnmächtig und hattest eine Rauchvergiftung. Mama hat dich heilen können, mit einem Saft den du fast nicht herunter geschluckt hättest..."
Sie sprudelte mit zittriger Stimme los, doch mir war im Moment nur wichtig was mit ihr los war. Ich stemmte mich ächzend hoch, und spürte ihre Hand an meinem Rücken.
"Du solltest liegen bleiben..."
"Mira, du musst mir sagen was los ist. Warum hast du geweint?"
Obwohl meine Sinne immer noch benebelt waren, versuchte ich sie ernst anzusehen.
"Es..."
Fing sie an doch stockte.
"Du solltest dich erstmal ausruhen-"
"Nein, du sagst mir bitte jetzt was los ist."
Ich strich ihr schwach über den Arm.
Mirabel senkte den Blick und ich rückte zur Seite um ihr platz zu machen. Sie ließ sich auf die Bettkante nieder und legte die Hände in den Schoß.
"Es waren zu viele Emotionen..."
Fing sie jetzt an und fokussierte eine Kachel auf dem Boden.
"Alle waren so besorgt und hatten solch eine Angst um dich...die Leute die draußen standen auch, und die Mutter war froh und traurig zugleich...all diese Gefühle sie- sie waren zu viel für mich."
Das Mädchen sah plötzlich mit weit aufgerissenen Augen zu mir.
"Ich bin beinahe Ohnmächtig geworden, bis mich mein Papa gefragt hat was los sei. Ich wusste nicht was ich sagen sollte und konnte keinen Mucks heraus bringen. Als wir dich in unser Zimmer gebracht haben, bin ich hier geblieben bis jetzt."
Ich ließ meinen Blick über sie wandern. Ihre Hände verkrampften sich in dem Stoff ihres Kleides, und ihre Brille legte einen tiefen Schatten über ihren Gesicht.
Wortlos strich ihr über den Rücken und zog sie in einer Umarmung. Sie klammerte sich fest, wie ein Kind welches von den Monstern unter ihren Schrank davon rannte. Nur dieses mal waren die Monster nicht unter ihrem Bettgestell, sondern in ihren Kopf. Und keiner konnte sie dort vertreiben außer sie selbst."Ich habe so eine Angst Bianca. Warum bekomme ich erst jetzt eine Gabe? Warum ist es eine, die mir so einen schrecken einjagt? Warum kann ich sie nicht kontrollieren...?"
Murmelte sie verzweifelt. Ich konnte ihr nur weiterhin auf dem Kopf streichen, denn mir fehlten die Worte. Ich würde ihr so gerne diese Last nehmen, ihr Antworten geben auf all die Fragen die sie plagten. Aber ich konnte die Zukunft nicht vorhersagen wie Bruno es konnte...
Plötzlich schlich mir eine Idee in den Kopf, die ich sofort wieder verbannte. Ich wollte ihn nicht auch noch quälen um an die Antwort heran zu kommen. Wer wusste schon ob uns das weiter helfen konnte...
Stattdessen legte ich mein Kinn auf ihrem Kopf ab und atmete tief durch.
"Ich kann dir die Antwort nach der du suchst nicht geben..."
Fing ich gedankenverloren an und sah mich in dem Raum um.
"...aber wir werden es schon irgendwie schaffen deine neue Gabe kontrollieren zu können. Irgendwie muss es gehen. Bei Dolores hat es auch geklappt."
Sagte ich, doch ich konnte mir meine eigenen Worte selbst nicht abkaufen wenn ich so darüber nachdachte.
"Am besten bleibe ich einfach hier und komme nicht mehr raus..."
Flüsterte sie so leise, doch ich konnte sie trotzdem hören. Ich zog sie an den Schultern zurück und sah ihr ernst in die Augen.
"Sag so etwas nicht! Du bist ein so intelligentes Mädchen, bist so aufgeschlossen und fröhlich. Wo bleibt deine Positive Ader Mira? Wir werden die Antwort warum du erst jetzt eine Gabe bekommen hast vielleicht nicht finden, aber dafür werden wir einen Weg finden damit umzugehen."
Das Mädchen sah mich nur stumm an und sagte nichts.
"Vertrau mir, ich halte immer mein Versprechen."
Mutig von mir ihr das zu sagen, wo ich ihr doch nicht versprechen konnte das es wirklich klappen würde. Ich hob den kleinen Finger in die Luft. Aber was konnte ich sonst anderes zu einem Kind sagen welches voller Verzweiflung versucht heraus zu finden was mit ihr los war?
Mirabel lächelte leicht und verankerte ihren kleinen Finger mit meinem.
"Kleiner Finger Schwur."
Sagte ich lächelnd.
Sie sah mich an und presste die Lippen zusammen.
"Okay und jetzt atmen wir einmal tief durch okay? Wir sind allein, keiner ist hier und die Lage hat sich wieder beruhigt. Du musst dich vor nichts mehr fürchten."
Fing ich an und hielt meinen Kopf. Plötzlich schien ihr wieder aufzufallen das ich vor kurzem noch Ohnmächtig gewesen war, und sie sprang auf.
"Oh Gott es tut mir leid! Du liegst hier immer noch völlig außer Bahn geworfen und ich war so egoistisch und fange an von meinen Problemen zu erzählen..."
Sie legte ihre Hand auf die Brust, aber ich rückte nur entschlossen zu ihr und ließ die Beine über den Bettrand baumeln.
"Nein es ist völlig okay, mir geht es gut. Außerdem sind deine Probleme weitaus wichtiger als meine."
Ich versuchte aufzustehen um ihr zu demonstrieren wie wahr meine Worte doch waren, als ich prompt zur Seite stolperte und mich am Bettrand festkrallen musste. Ihre Anregungen mir zu helfen, lehnte ich mit einer erhobenen Hand ab.
"Mir geht es gut. Ich muss jetzt erstmal wissen ob es den Kindern und Bruno gut geht."
Entschlossen stellte ich mich gerade hin und atmete tief durch. Der Druck in meinem Kopf breitete sich bis auf meiner Stirn aus.
"Den Kindern geht es gut, so wie der Mutter. Außer ein paar blauen Flecken ist nichts weiter. Und Bruno geht es auch gut. Mama hat ihn auch den gleichen Saft gegeben wie dir, also geht es ihn gut. Er macht sich jedoch solche Sorgen um dich, das Pepa ihn in Schacht halten muss nicht jede zwei Minuten nach dir zu sehen."Ich musste lächeln.
"Zum Glück...ich hatte so eine Angst um ihn. Um alle natürlich."
Ich warf ihr einen Seitenblick zu.
"Kann ich ihn sehen? Nicht das ich dir nicht glauben würde, es ist nur- du weißt ja warum."
Ich lachte nervös, und Mirabel fing zum ersten mal an wieder richtig zu lächeln.
"Ja klar, ich hole ihn aber her. Du setzt dich wieder hin und ruhst dich aus."
Sie schob mich zurück zum Bett auf dem ich mich nieder ließ. Als sie zur Tür ging, den Knauf schon in der Hand- drehte sie sich trotzdem noch einmal um und lief zu mir.
"Mach so etwas nie wieder!"
Sie schmiss sich um meinem Hals und ich erwiderte die überraschende Geste.
"Du weißt gar nicht was für eine Angst ich um dich hatte! Einfach so in einen brennenden Haus rein zu rennen..."
Ich strich ihr lächelnd über den Rücken.
"Ich bin auch nicht normal..."
Sie ließ mich los und hielt meine Hände kurz, eher sie zur Tür lief und dieses mal wirklich hinaus lief. Als die Tür langsam zurück ins Schloss fiel, war es für einen Moment still bis die Kacheln des Boden plötzlich anfingen leise zu klappern.
"Was ist los Casita?"
Fragte ich das Haus.
Casita ließ die Tür langsam auf und wieder zu schließen.
"Ich weiß, es ist alles ein bisschen schwierig mit Mirabel's Gabe aber...wir werden schon eine Lösung finden."
Sagte ich viel mehr zu mir selbst als wirklich zu den Wänden. Die Fensterklappen flatterten positiv auf und zu, jedenfalls hatte ich die Vermutung.
Ich ließ den Kopf sinken, als sich das Bett mit einen mahnenden Ruck kurz anhob.
"Und ja ich war dumm gewesen ins brennende Haus zu laufen, aber hey ich lebe noch oder?"
Als Antwort bekam ich jedoch nur einen weiteren Schubser des Bettes.
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Bis zum Nächsten Kapitel ♥♥♥
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εїз 𝕄𝕒𝕣𝕚𝕡𝕠𝕤𝕒 (𝙰𝚗 𝙴𝚗𝚌𝚊𝚗𝚝𝚘 𝙵𝚊𝚗𝚏𝚒𝚌𝚝𝚒𝚘𝚗) εїз
FanfictionDie 25 jährige Bianca zieht für ein Jahr in eine Gastfamilie, die anders ist als alle anderen. Es ist die Familie Madrigal, eine Familie die aus Menschen besteht die seit Kindesalter eine magische Gabe besitzen. Kaum dort angekommen, spielt die Casi...