Die Aufführung

282 11 0
                                    

Mein Vorhaben hielt eine ganze Woche, bis mein Bruder fröhlich am Abendbrotstisch von einer kleinen Aufführung an seiner Schule berichtete. Das Thema war Karneval und die Schüler die auftraten, waren in den merkwürdigsten Kostümen erschienen die man sich vorstellen konnte. Er kam aus dem Schwärmen, dieser selbstgeschneiderten Kostüme eine ganze ganze Weile nicht mehr raus, bis unser Stiefvater ihn zur Räson rief und Mokuba mit seiner Schilderung fortfuhr.

Eine Schülerin war meinem kleinem Bruder ganz besonders in Erinnerung geblieben. Sie hatte ihn nach den Auftritten in Schutz genommen und den andern Kindern ihre Meinung gesagt. „Und dann hat ihre ganze Klasse mich in die Mitte genommen und den Tag mit mir verbracht. Das war voll cool.", schloss Mokuba seinen Tagesbericht. Unser Stiefvater hatte nur so mit einem halben Ohr zugehört und fragte nun, um welche andere Schule es sich gehandelt hatte. „Die Kaiba Academy of Arts.", antwortete Mokuba und nahm sich noch einmal eine Kelle voll des Auflaufs.

„Ach ja stimmt. Darüber gab es ein Memo.", kommentierte Gozaburo ohne von seiner Abendzeitung aufzusehen. „Und wie hieß diese Sängerin, die sich für dich eingesetzt hat? Den Erben der Kaiba Familie zu beschützen, sollte belohnt werden.", erklärte mein Stiefvater nach einer kurzen Denkpause. Doch als Mobuka ihren Namen sagte, verschluckte ich mich so heftig das ich zu husten begann. „Was hast du denn, Seto?", fragte mein Stiefvater mit eiskaltem Blick. Doch da mischte sich Leichter ein und antwortete an meiner statt: „Es wird sich bestimmt um dieselbe Lisa handeln, die sich schon um ihren Erstgeborenen gekümmert hat.". „Dieses Mädchen wird von Tag zu Tag interessanter. Ich bin bei der Aufführung gespannt, ob sich die Entscheidung von Seto gelohnt hat, sie als Hauptsängerin einzusetzen. Tiffanys Vater war davon weniger angetan.", erklärte mein Stiefvater. „Woher weißt du denn davon schon wieder?", fragte ich und sah ihn schief an. „Weil mich mein Geschäftspartner sofort nach deinem Besuch anrief und sich über das Absetzen seiner Tochter beschwerte. Ich sagte ihm, dass ich meinem Sohn vertraute und ich deine Entscheidung unterstützte. Außerdem war das ja DAS Thema bei dem Abendessen gewesen. Schon wieder vergessen? Eines sage ich dir, mein Sohn. Sollte diese Lisa versagen, dann wird das auch dein Versagen bedeuten.".

Doch sie versagte nicht. Zwei Wochen nach diesem Abendessen lauschten wir der Abschlussaufführung und ich habe Gozaburo noch nie so entspannt gesehen. Nein, er lächelte sogar sehr zufrieden. Auch Mokuba, der mir noch einmal leise bestätigte, dass meine Lisa auch die seine sei, war begeistert von der Show. Und ich? Ich konnte meinen Blick nicht von ihr abwenden. Sie trug einfache, aber doch eindrucksvolle Kostüme, die zu den jeweiligen Themenbereichen passten und der Chor war perfekt abgestimmt. Sie machte keine Einzelshow draus, wie es bei Tiffany der Fall gewesen wäre, sondern hier passte das ganze Ensemble zusammen. Außerdem schien es, als wäre es nicht Lisas erster Liveauftritt, sondern dass sie Tiffany schon ziemlich oft vertreten haben musste. Denn Lisas Auftreten zeigte deutlich, dass die Bühne kein Neuland für sie war. Und auch der Chor harmonierte sehr gut mit ihr. Natürlich hatte sie auch Soloauftritte, aber der Großteil lief zusammen mit dem Chor ab. Auch Duette waren dabei. Alles in allem war es eine sehr gute Show, in der man nie nur von einer Gesangsstimme begleitete wurde.

Gegen Ende jedoch konnte ich die Show nicht mehr ganz genießen, denn mein Auftritt rückte immer näher und ich wusste, dass meine Entscheidung meinem Stiefvater nicht gefallen würde. Aber er hatte mir die Verantwortung überlassen. Doch dann sang Lisa ein Lied über das Verliebtsein und Teile davon erkannte ich von mir selber. Seit Mokuba sie mir wieder ins Gedächtnis gerufen hatte, dachte ich jede freie Minute an sie. Ich dachte an ihren Witz und ihren Charme und das sie so unvoreingenommen mit mir umgegangen war. Für sie war ich schlicht Seto gewesen und nicht der Erbe dieser Firma. War ich verliebt in sie? Vielleicht ein wenig... Aber wer konnte das schon nach einem Treffen sagen? Was ich mit Sicherheit wusste, war dass ich nicht Müde wurde sie anzusehen und ich mir mehr Zeit mit ihr wünschte.

Das Herz des Seto KaibasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt