Am nächsten Morgen traf ich mich mit Mokuba in der Firma und besprachen das weitere Vorgehen, bis mir der gestrige Satz von Lisa wieder einfiel. „Mokuba, sag mal, was meinte Lisa gestern eigentlich mit ‚unterkühlt'?", fragte ich. Mokuba lachte los und sagte: „Nur dass sie klitschnass aus dem Zaubereiladen rauskam. Yugis Gegner hatte sie, ganz in Zauberermanier, in einen Glaskasten gesperrt und je nach Yugis Lebenspunkten volllaufen lassen. Sie war das übrigens auch, die genießt hatte, bevor du aufgelegt hast.", erklärte er. „Na dann gehen wir sie mal suchen. Wenn noch mal jemand so etwas vor hat, dann will ich derjenige sein, der ihr Leben beschützt. Was hält's du davon?", fragte ich. Und Mokuba war Feuer und Flamme.
Doch als wir an dem Ort ankamen, an dem sie zuletzt geortet worden war, war sie schon wieder wo anders. Allerdings hatte ich noch ein anderes Ziel. Ich wollte endlich die anderen Götterkarten finden!
„Und was sagt die Firma?", fragte Mokuba mich, als ich erneut auflegte. Wieder ein enttäuschendes Gespräch mit meinem Cheftechniker. „Immer noch nichts. Allerdings hat Lisa einen Duellanten bannen und seine Duel Disc für die Dauer des Turnieres sperren lassen. Diese kleine Giftspitze Whevel Underwood.", erklärte ich grinsend. „Super! Ich mochte den noch nie.", sagte Mokuba. Und da war ich mit ihm einer Meinung. Underwood war ein Duellant, der nur durch Betrügen an die Macht gekommen war. Nicht umsonst mied er jegliche Duelle mit mir, denn dann wären seine Aktionen schon viel eher herausgekommen.
Mokuba nahm meinen Koffer und gemeinsam liefen wir der Einkaufspassage von Domino entlang. Und zwar direkt in die Arme von der Losertruppe um Wheeler. „Hey Leute.", begrüßte Mokuba die Truppe. „Hey, Mokuba.", grüßten diese zurück. Doch mein Blick blieb auf Wheelers Arm hängen. Wieso hatte dieser drittklassige Duellant denn eine Duel Disc von mir? Ich hatte ihn doch weit unter Niveau eingestuft. Und das teilte ich ihm auch so mit. Anstatt er den Fehler auf sich beruhen lies, forderte dieser Kerl mich auch noch heraus!
„Dir werde ich es zeigen. Und dann wirst du wieder in der Gosse sein, wo du hingehörst, du Köter!", knurrte ich. Doch bevor wir überhaupt anfangen konnten, funkte mich die Zentrale an. Sie teilten mir mir, wo eine ägyptische Götterkarte aufgetaucht war.
„Mokuba. Komm wir gehen!", wies ich meinen Bruder an, fuhr meine Duel Disc zurück und lief in die Richtung. Hinter mir zeterte zwar Wheeler, aber das war egal. Endlich bekam ich die Chance auf eine zweite Götterkarte.Mein Bruder und ich erlebten eine heftige Überraschung, als wir am Platz des Duells ankamen. Yugi, der König der Spiele, sah sich im Angesicht des Gottes in die Knie gezwungen. Aber noch mehr wunderte mich, dass meine Freundin ihn verteidigte. Sie stand mit ausgebreiteten Armen vor Yugi und bildete so eine Mauer zwischen ihm und einem gewaltigen, roten Drachen. „Als ob der Drache dich verschont, Weib!", rief der Gegner Yugis und lachte dreckig. Lisa sah über ihre Schulter zu ihm und sagte eiskalt: „Ich glaube kaum, dass Slifer mich angreifen wird! Wenn ich du wäre, würde ich mir nicht persönlich über den Weg laufen. Ich lasse mich ungern in Ketten legen!". Und da sah ich die Misere. Ihr rechter Fuß war mit einer Fußfessel fixiert. Diese war an einer Eisenkette befestigt, die in den Fluss führte. Wieder war sie gefangen um Yugi zum Duell zu motivieren!
„Wenn ich du wäre, würde ich gehen!", rief ich zu ihr zu. Da endlich hatte ich ihre Aufmerksamkeit. „Was zum Geier willst du hier? Und was geht es dich an, wen ich beschütze? Ich... Ah.", rief sie, denn die Kette zog sie an ihren ursprünglichen Platz zurück. Und das so unsanft, dass sie hinfiel und sich das Bein hielt. Doch bevor Mokuba zu ihr eilen konnte, sagte Yugis Gegner: „Wenn der kleine Kaiba auch nur einen Fuß von der Treppe setzt, dann wird Slifer sie angreifen. Und dank der göttlichen Kraft bringen deine Sicherheitsprotokolle nichts!". Und damit hatte er recht. Slifer würde sie gnadenlos vernichten. Auch wenn der Drache im Moment nicht danach aussah, als würde er Lisa attackieren, so konnte man sich nicht sicher sein, wie er nun wirklich reagieren würde.„Yugi, verdammt steh auf und zeige deinen Duellantenstolz! Und so etwas wie du nennt sich König der Spiele. Jedes Monster hat einen Schwachpunkt!", rief ich Yugi zu. Ich verhalf ihm nicht aus Herzensgüte zum Sieg. Ich wollte lediglich verhindern, dass meine Freundin ein kaltes Bad bekam. Erneut.
Yugi verstand und machte sich die besondere Fähigkeit Slifers zur Nutze um eine Endlosschleife zu erschaffen. Dadurch hatte sein Gegner keine Karten mehr zu ziehen und verlor automatisch. „Und jetzt rück endlich den verdammten Schlüssel raus!", rief Lisa, als sie die Endlosschleife erriet. Yugis Gegner kam dem Wunsch nach, denn seine Niederlage war gewiss. Und endlich waren die Karten aufgebraucht und die Simulation beendet. Tatsächlich warf der Gegner von Yugi ihr den Schlüssel zu, bevor er in Schockstarre verfiel.
Mokuba lief zu ihm hin und kramte aus seinem Deck den ägyptischen Gott hervor. Lisa, die sich von ihrer Fessel befreit hatte, lief zu Mokuba und lächelte ihn an. „Wie geht's deinem Fuß?", fragte er besorgt. „Gut. War nur der Knöchel, aber wenn ich diesen Kerl in die Finger bekomme, dann...", grummelte sie. Yugi schloss ebenfalls zu den beiden auf und nahm seine Trophäe von Mokuba entgegen. Ebenso die Lokalisierungskarte.„Damit hast du ebenfalls eine.", sagte ich, nachdem ich nun die Stufen herunter gelaufen war. Doch bevor Yugi etwas sagen konnte, regte sich der gepiercte Gegner und lachte. „Hast du wirklich geglaubt, ich überlasse dir einfach so den mächtigen Himmelsdrachen, Pharao? Dieses Duell magst du vielleicht gewonnen haben, aber ich habe noch andere Mittel dich zum duellieren zu zwingen. Wenn sie nicht reicht, dann muss ich mich eben an deine andere Schwachstelle halten. Hast du wirklich geglaubt, deine Freunde seien sicher? Gerade in diesem Moment werden sie von meinen Jäger beschattet, die nur auf einen Befehl von mir warten.", lachte der Kerl. „Was hast du mit meinen Freunden vor, Marik?", rief Yugi und klang verzweifelt. Diese Verzweiflung zeigte mir nun wieder, dass Freunde ein Schwachpunkt waren. Und ab sofort würde ich keinen Meter mehr von meinem Bruder und meiner Freundin weichen. Doch als ich an ihr herunter sah, bemerkte ich, dass die ‚leichte Verletzung' doch schon begann blau zu werden.
Bevor ich sie jedoch zu einem Arzt schicken konnte, wiederholte Mokuba meine Aussage. „Na, jetzt bist du ja mit meinem Bruder gleich auf.", kicherte er. Lisa sah verwirrt zwischen uns hin und her, bis der Groschen fiel. „Ist nicht dein Ernst? Du hast mich versetzt für 'ne beschissene Karte!", empörte sie sich. „Darf ich dich daran erinnern, dass es ein ägyptischer Gott ist.", konterte ich. „Es ist und bleibt eine Karte!", beharrte sie auf ihrem Standpunkt. Dann ging sie die Steinstufen nach oben, während Yugi uns in eine andere Richtung verlassen wollte. „Und wo willst du hin? Ich fordere dich hier und jetzt zu einem Duell heraus! Und laut meinen Turnierregeln musst du jeder Herausforderung stattgeben, sonst wirst du disqualifiziert.", herrschte ich Yugi an. Jetzt hatte ich endlich die zweite Karte vor der Nase. Da wollte ich sie nicht schon wieder verlieren. „Kaiba, meine Freunde sind in großer Gefahr. Ich muss jetzt zu ihnen. Du wirst dein Duell bekommen, aber erst wenn ich sicher bin, dass es ihnen gut geht.", erklärte Yugi. Doch mit dieser Antwort wollte ich mich nicht zufrieden geben. „Jetzt mach mal halblang, Seto.", mischte sich nun Lisa ein. „Er hat deine Herausforderung nicht abgelehnt, sondern verschoben. Das ist kein Grund für einen Rausschmiss.". Ich ballte die Fäuste und stimmte grummelnd zu. „Dann werde ich dafür sorgen, dass du die Karte nicht an jemand anderen verlierst. Ich werde dich begleiten. Und du: Du gehst mit deinem Fuß zum Arzt. Firmenvorschrift!", wies ich meine Freundin als Boss an. Sie starrte mich verblüfft an und wollte etwas erwidert, doch dann zuckte sie zusammen. Anscheinend tat ihr Fußgelenk doch mehr weh, als sie zugeben wollte. „Ist in Ordnung. Dafür will ich aber nicht ewig beim Arzt sitzen!", rief sie und ging dann von uns weg.
Nachdem ich meine Sekretärinnen angewiesen hatte, nach Wheelers Decks zu suchen, rief ich in der Klinik an und machte den Ärzten Druck, dass sie meine Freundin sofort behandeln sollten. Immerhin kam ich für alle Behandlungen auf.
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Das Herz des Seto Kaibas
AléatoireMan kennt ihn als egoistischen und egozentrischen Geschäftsmann, der noch dazu ein herausragender Duellant ist. Doch wer ist er eigentlich wirklich? Was denkt Seto, wenn er sich mit Yugi duelliert und was wäre wenn Seto eine Freundin hätte und er di...