Vater gegen Sohn Part 1

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Nachdem sich das Licht gelegt hatte, stand ich an einer Stelle, die ich gar nicht vermutet hätte. Ich befand mich am stadteigenen Fluss und Yugi kniete vor Slifer dem Himmelsdrachen. Das kam mir doch bekannt vor! Aber ich konnte es nirgendwo hin stecken und etwas fehlte an dieser Szene. Oder war es jemand? Ich kam nur nicht drauf was oder wer. Slifer setzte zum Angriff an... Aber Moment mal... Bevor der Drache Yugi angegriffen hatte war doch jemand dazwischen gegangen?
Und da wusste ich auch wieder was los war. Noah hatte erneut seine Software benutzt um mich wieder in eine Erinnerung zu setzen. Und Yugis Blick nach zu urteilen, war ihm das ebenfalls gerade klar geworden. Ich vermutete stark, dass Noah uns alle erneut in Erinnerungen gesteckt hatte und er selber nun das weite suchte. Yugi stand auf und sah sich um. Auch ihm schien aufzufallen, was oder wer hier fehlt. Aber es war nicht nur Lisa, die nicht da war. Nein, mein Bruder ebenfalls. Denn der hatte neben mir gestanden und ebenfalls gestaunt, dass Lisa sich schützend vor Yugi gestellt hatte. Das war die eigentliche Erinnerung und nicht dieses Lückenvolle Mosaik, welches Noah da gezimmert hatte.

Sobald ich mir dessen bewusst war, verschwand die Erinnerung wieder und ich stand in den verlassen Straßen von Domino. „Diese miese kleine...", knurrte ich und ballte die Fäuste. Ich hatte es doch gewusst! Der würde nur sich selbst helfen und niemand anderen.

Nun war es an der Zeit das Übel bei der Wurzel zu packen. Ich würde mir meinen Stiefvater vorknöpfen und dem ganzen Spuk ein Ende bereiten! Ich wettete, dass sich Lisa in der Nähe von Gozaburo aufhalten würde. Und wo der sich befand war sonnenklar. In meiner Firma und da würde ich jetzt hingehen. Auf meinem Weg dorthin dachte ich noch einmal über seinen Plan nach, die gesamte Welt zu digitalisieren. Der Kerl war noch verkalkter als ich dachte. Allerdings erklärte es sich jetzt, wieso ich so lange nichts mehr von ihm gehört hatte. Wenn er hierher abgetaucht war, dann war er ein ganz schöner Feigling.

Endlich in meiner Firma angekommen, fuhr ich direkt zu meinem Büro hoch und trat hinein ohne Anzuklopfen. Und tatsächlich: Da saß mein Stiefvater auf meinem Bürostuhl. „Hat man dir nicht beigebracht, dass man anklopft?", fragte er in seiner altbekannten überheblichen Art. „Leider hast du diese Lektion bei all den anderen ausgelassen.", erklärte ich seelenruhig und ging direkt auf meinen Schreibtisch zu. Dabei sagte ich: „Und außerdem ist das hier mein Büro. Ich glaube kaum, dass man bei seinen eigenen Räumlichkeiten anklopfen muss.". „Überheblich bis zum geht nicht mehr. Pass auf das die Luft da oben nicht allzu dünn wird.", erklärte mein Stiefvater und setzte erneut eine Schachfigur. Allerdings fragte ich mich, gegen wen er spielte, denn augenscheinlich hatte sein Schachspiel einen Sinn.
„Ich bin nicht hier um über meine Charaktereigenschaften zu reden. Ich will wissen, wo sich meine Freundin befindet und dich daran hindern, die ganze Welt zugrunde zu richten.", erklärte ich. Gozaburo schnipste mit den Finger und etwas weiter neben mir erschien ein Glaskasten in dem meine Freundin stand. Sie hatte meinem Stiefvater demonstrativ den Rücken zugedreht und die Arme vor der Brust verschränkt. Sie sah alles andere als erfreut aus, erneut in einem Käfig zu stecken. Ich lief dahin und hämmerte gegen die Scheibe und rief mehrfach ihren Namen. Aber sie reagierte nicht. „Hast du wirklich geglaubt, ich würde es euch beiden so einfach machen? Sie kann dich weder hören noch sehen. Genauso wie es immer geplant war.", erklärte er. Ich sah ihn verwirrt an. „Was meinst du damit?", fragte ich.

„Als ich dich damals an die Schule schickte, solltest du dort ganz zufällig Tiffany begegnen und mit ihr den Rundgang machen. Tiffany wusste dann, was zu tun gewesen wäre... Jeder sollte denken, eure Verlobung sei ganz zufällig entstanden. Aber dann musste sie mir ins Handwerk fuschen. Erneut... Als ich jedoch hörte, dass deine Leistungen nach der Begegnung mit ihr wieder anstiegen, liess ich dir diese kleine Liebelei. Sozusagen als Belohnung. Ich war der festen Überzeugung, dass sich das Strohfeuer abkühlen würde, denn kein Kaiba würde sich mit jemanden aus dem Fußvolk zufrieden geben. Egal wie talentiert oder hübsch jemand ist.", erklärte mein Stiefvater. „Darf ich dich daran erinnern, dass die Verlobung damals auf deinem Mist gewachsen war?", fragte ich mit hochgezogener Augenbraue nach. Doch Gozaburo lehnte sich nur lässig zurück und lächelte. „Und? Du bist doch mit auf den Zug aufgesprungen. Nein, du hast sie damals sogar noch gezwungen, darauf einzugehen, ansonsten wäre sie von der Schule geflogen... Schau nicht so überrascht. Nichts, was du getan hast, hat nicht seinen Weg zu mir gefunden. Aber zurück zum Thema. Ich hatte in meinen Kreisen schon erklärt, dass du im Begriff wärst, dich aus Pflichtbewusstsein zu verloben. Allerdings hast du ja Tiffany so rüde abgewiesen, dass sie beleidigt war ohne Ende und nicht mehr mitspielen wollte. Da musste schnellsten ein Ersatz her. Und wer eignete sich besser als deine kleine Liebelei? Allerdings hätte ich gedacht, dass sie sich mehr wehren würde. Tja, mir hat das alles jedoch gut in den Kram gepasst... Bis jetzt. Wieso zum Henker bist du immer noch mit dieser Person zusammen und nicht mit einer Frau, die dich in unseren Kreisen besser vertreten kann? Jemand wie Tiffany zum Beispiel.", fragte er. Und es hatte den Anschein, als würde ehrliches Interesse dahinter stecken.
„Das muss ich dir garantiert nicht auf die Nase binden. Ich will das du endlich meine Freundin aus unseren Machtspielchen raushält's!", erklärte ich und ballte die Fäuste. „Dann gewinn doch ihre Freiheit. Und wenn wir einmal dabei sind. Deine Freunde haben ganz schön zu kämpfen hier.", erklärte er und liess hinter mir einen Bildschirm herunter. Darauf zu sehen waren Yugi und der Loser Wheeler, und wie sie gegen diverse Monster kämpften.

„Und das soll mich motivieren?", fragte ich mit einem Seitenblick auf den Bildschirm. „Nein. Eigentlich nicht. Aber ein zusätzlicher Anreiz.", erklärte Gozaburo und schnipste. Meine Freundin, samt Glaskasten verschwand. „Wo ist sie hin?", fragte ich wütend. „Das, mein lieber Seto, erfährst du, wenn du gegen mich gespielt hast.", erklärte er. „Aber wieso erhöhen wir nicht den Preis? Wenn ich gewinne, dann bleibt deine Freundin hier versteckt und unerreicht für dich, während ich in der realen Welt endlich wieder meine Firma in deinem Körper leite.", schlug er vor. Ich lachte und sagte: „Das wird dann ein sehr kurzes Schachspiel. Was veranlasst dich dazu, zu glauben du könntest mich jetzt besiegen? Ich hab dich als Kind schon im Schach geschlagen, da wird es jetzt ein leichtes, dich zu besiegen.". „Was lässt dich glauben, ich würde mich im Schach mit dir messen wollen? Ihr jungen Leute habt doch mittlerweile eure eigenen Methoden um Dinge zu klären. Ich fordere dich zu einem Duell heraus. In Duel Monsters.", sagte Gozaburo. „Na bitte, wenn du da verlieren willst.", erklärte ich. „Du Bengel wirst noch dein blaues Wunder erleben. Aber folge mir.", erklärte mein Stiefvater und führte mich in jene Arena, in der ich damals meine erste Niederlage bekam.

Das Herz des Seto KaibasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt