Endlich wieder vereint

142 8 3
                                    

„Verdammter Noah!", rief eine weibliche Stimme und riss mich damit aus meiner Erinnerung. Mokuba und ich sahen uns an und wussten um wen es sich bei der Stimme handelte. Wir liefen dahin und bekamen noch ein ganz schönes Stückchen des Gespräches mit. „Mich zweimal durch den Boden fallen lassen, ist echt nicht originell. Da hätte ich mehr von dir erwartet! Aber eins sag ich dir: Wenn ich noch einen gottverdammten digitalen Kaiba sehen muss, dann schrei ich!", rief sie nach oben und breitete die Arme aus. Doch ich war verwirrt. Was hatte sie hier alles erlebt, dass sie meine Anblick nicht mehr ertragen konnte?

„LISA!", rief Mokuba. Meine Freundin zuckte zusammen und drehte sich zu uns um. Doch als ihr Blick mich traf, verdrehte sie die Augen, wandte uns den Rücken zu und setzte sich. „Das darf doch wohl nicht wahr sein. Ich hab die Schnauze echt voll. Aber warte mal... Die sind doch noch nie im Doppelpack aufgetreten?", murmelte Lisa vor sich hin. Mokuba und ich waren mittlerweile zu ihr aufgeschlossen und sahen uns verwirrt an. Im Sitzen drehte sich Lisa zu uns um und vermied es mich anzusehen. „Seit ihr die Echten?", fragte sie mit hochgezogener Augenbraue an Mokuba gewandt. „Wer sonst? Oder soll ich Seto von der peinlichen Situation bei dir im Bad erzählen?", fragte Mokuba grinsend. „Alles klar, ihr seit die Echten.", wiegelte Lisa ab und stand auf. Während sie sich den Sand vom Arsch abklopfte, fragte ich: „Und wie kommst du drauf, dass wir nicht die echten wären?". „Seto, sei mir nicht böses, aber fünfundzwanzig mal dein überdimensional großes Ego zu ertragen... Das schafft sogar mich. Ich brauch danach echt einen ausgedehnten Urlaub, wenn wir hier wieder draußen sind.", erklärte Lisa und sah mich an. Und ich verstand. Sie hatte von Noah einen Seto-Overkill bekommen. Lächelnd nahm ich sie den Arm und flüsterte: „Ich bin der Echte und würde gerne eine Wiederholung der letzen Nacht durchführen, in deinem ausgedehnten Urlaub.". Lisa drückte sich ein wenig weg, wurde rot und nickte. Bevor sie mich küsste, sagte sie. „Ich auch.". Endlich hatte ich meine Familie wieder bei mir.

„Juchuuu, endlich wieder zusammen.", rief Mokuba und umarmte Lisa dann auch, nachdem sie mich losgelassen hatte. „Ich freu mich auch. Auch wenn ich nicht gerade begeistert bin schon wieder in der Wüste gelandet zu sein.", erklärte sie. „Wir waren dauerhaft in einem Wald.", schilderte Mokuba. „Ist auch nicht besser.", meinte Lisa. Und dann fiel mir etwas auf. Sie trug keine Schuhe! „Wo sind deine Schuhe?", fragte ich verwundert nach. Lisa sah an sich herunter und überlegte. „Entweder hab ich die in der Schule oder in der Kaiba Villa verloren... Aber ich bin mir nicht sicher, denn überall musste ich flüchten.", erklärte sie. „Na bloß gut, dass hier alles digtal ist und du deine Schuhe noch hast.", witzelte Mokuba. Lisa lachte und stimmte dem zu. „Na dann wollen wir mal zu dritt den Ausgang suchen. Und wenn wir nebenbei noch Noah den Arsch versohlen können, bin ich voll dabei.", grinste Lisa. Ich nahm Lisa an die Hand und zu dritt gingen wir weiter durch die Wüste. 

Die angebliche Fanta Morgana von Nesbits Forschungslabor erwies sich als wahr und wie drei liefen durch die Ruinen. Es war eins zu eins so, wie ich es hatte zerstören lassen. „Das ist echt gruslig.", bemerkte Lisa. „Ja, zum Glück waren wir damals nicht in der Nähe, als Seto das Ding hat hochjagen lassen.", erklärte Mokuba. „Ja stimmt. Wir waren damals im Büro deines Bruders.", erinnerte sich Lisa. Auch mir stand diese Erinnerung wieder vor Augen.

Wir drei waren wirklich zusammen in meinem Büro gewesen, als ich den Befehl gab um dieses Labor zu zerstören. Natürlich hatten wir auf dem Videocall Nesbit, der sich darüber ausliess. „Wissen Sie eigentlich was Sie da gerade getan haben? Das war eine der besten Forschungsanlagen in der Kriegsentwicklung.", moserte Nesbit auf dem Bildschirm. „Zum letzten Mal: Wir sind keine Rüstungsfirma mehr sondern eine Spielefirma.", erwiderte ich und betrachtete dabei den Rücken meiner Freundin. Ich begann zu dieser Zeit, ihre Silhouette zu lieben. Sie saß auf meinem Schreibtisch, was mir eigentlich gar nicht gefiel, aber die Aussieht entschuldigte vieles, während es sich Mokuba auf der Couch bequem gemacht hatte.

„Sie unterschätzen die Zukunft der Robotik.", versuchte sich Nesbit zu retten. „Und Sie unterschätzen meinen Einfluss. Wenn Sie nicht auf mein Angebot eingehen, dann werden Sie wohl oder übel gehen müssen. Kommen Sie über den Verlust hinweg und arbeiten Sie an den Projekten, die ich Ihnen gegeben habe.", befahl ich und beendete damit die Übertragung. Lisa drehte sich zu mir um und sagte: „Du solltest nicht so garstig sein.". „Ich bin immerhin sein Boss. Da hat er das zu tun, was ich ihm sage.", verteidigte ich mich. „Das stimmt schon. Aber auch du musst dir erst deine Sporen verdienen. Es ist wichtig, dass die Big Five wissen, wer der Boss ist. Aber bedenke auch, dass du in ihren Augen noch sehr jung bist. Wenn du ihnen aber auf halben... okay viertel Weg entgegen kommst, dann bekommst du vielleicht ein wenig mehr Respekt von ihnen. Vor allem von Leichter und Nesbit.". „Und wie stellst du dir das vor? Wie soll ich diesen Hohlköpfen entgegen kommen?", fragte ich nach und lehnte mich mit verschränkten Armen in meinem Stuhl zurück. „Lass doch Nesbit ein Spiel mit Ubooten und Panzern entwerfen...", schlug sie vor. „Wie kommst du denn auf diese Idee?", fragte ich erstaunt mit hochgezogener Augenbraue. „Du vergisst, dass ich nebenbei noch einen Kinderchor leite. Und die Jungs schwärmen nur so von Kriegsspielen.", erklärte Lisa. Kurz liess ich mir diese Idee durch den Kopf gehen. „Ich werd darüber nachdenken und es Nesbit vorschlagen. Aber versprechen kann ich dir nichts.", entschied ich. „Super. Das ist schonmal mehr, als ich erwartet hatte. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass du meine Idee für vollkommen bescheuert hält's", meinte Lisa und hüpfte von meinem Schreibtisch runter. „Bescheuert würde ich nicht sagen. Wohl eher unkonventionell.", erklärte ich und öffnete dann meinen Laptop. „Alles klar, Seto will jetzt seine Ruhe haben.", verstand Mokuba und stand ebenfalls auf. „Na das trifft sich ja gut, dass ich jetzt was essen gehen will.", erklärte Lisa und fragte dann Mokuba ob er sie begleiten wolle. Ich sah sie fragend an und sie verstand: „Hey, heute habe ich meinen Geldbeutel mit dabei.", sagte sie lächelnd und verschwand dann mit Mokuba aus meinem Büro.

„Was musst du denn so grinsen?", fragte nun mein Bruder und riss mich damit aus meiner Erinnerung. „Ach nichts besonderes. Nur das mir gerade auffiel, dass du immer deinen Geldbeutel dann vergessen hast, wenn wir essen gehen wollten.", sagte ich und sah dabei meine Freundin an. Und tatsächlich wurde sie rot. „Naja, was soll ich sagen...", stammelte sie. „Wie wär's mit der Wahrheit?", fragte ich grinsend. „Okay, du hast mich erwischt. Ich habe meinen reichen Freund dazu missbraucht um ganz oft ganz lecker Essen gehen zu können.", witzelte sie. Ich nahm sie in den Arm. „Tja, mein Schatz. So langsam wird es Zeit, deine Schulden zu bezahlen.", erklärte ich und flüsterte dann in ihr Ohr. „Was hält's du davon, wenn wir das in nächtlichen Aktivitäten abzahlen?". Lisa kicherte und nickte. „Wenns nur das ist, dann immer wieder gerne.", antwortete sie und gab mir dann einen sanften Kuss. Jetzt wäre eigentlich der ideale Moment gewesen, ihr zu sagen, dass ich sie liebte, doch Mokuba zerstörte die Stimmung in dem er rief: „Hey, ihr Turteltauben, da ist eine Tür!". Stirn an Stirn schüttelnden wir die Köpfe und grinsten. Doch bevor wir zu Mokuba aufschlossen, sagte ich zu Lisa: „Ich hab dich gern eingeladen. Du musst mir nichts zurückzahlen.". „Seto, das weiß ich doch. Aber wenn ich es dennoch will, dann kannst du mich nicht davon abhalten.", erwiderte sie und lächelte mich so liebreizend an, dass sich mein Blut in eine Etage tiefer verabschiedete. ‚Ich sollte aufhören, an die letzte Nacht zu denken.', verbot ich mir in Gedanken und öffnete die Tür, vor der meine Familie stand.

Das Herz des Seto KaibasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt