Es war leichter als gedacht, sich einen Helikopter zu klauen und dank diverser Flugstunden konnte ich den Heli selber ins Königreich der Duellanten fliegen.
Allerdings musste ich ein paar Umwege machen, sodass ich erst in den frühen Morgenstunden auf der Insel ankam. Grob wusste ich, wo sich die Truppe um Yugi befand. Aber nicht genau. Nachdem ich zwei Plätze ohne Erfolg abgelaufen war, hörte ich von weitem die Stimme von Tristan. „Man nimmt echt nur den Schwung des Gegners?", fragte er. „Jap. Wenn man so klein ist, wie ich, dann muss man sich alles vom Gegner zu nutzen machen.", erklärte eine weibliche Stimme, die ich sehr gut kannte. Ich lief um den Baum herum und sah die beiden an einem schwach glimmenden Lagerfeuer sitzen. Lisa bemerkte mich als Erste. „Seto! Du bist wieder wach!", rief sie erfreut und sprang auf. Dann lief sie auf mich zu und umarmte mich stürmisch. „Uff.", sagte ich und lies meinen Koffer fallen. So kannte ich sie gar nicht. „Ich hab mir echt Sorgen um dich gemacht.", sagte sie und kuschelte ihren Kopf an meine Brust. „Und deswegen hast du mein Bett verlassen?", fragte ich, bereute jedoch sofort meinen Ton.
„Jemand musste ja her kommen um Mokuba zu beschützen. Ich hatte allerdings nicht mit so vielen Gorillas von Pegasus gerechnet.", erklärte sie und ging dann zurück an den Platz, wo ihre Jacke lag. An ihrem Ton erkannte ich, dass ich sie schon wieder verletzt hatte. Mittlerweile waren auch die anderen wach geworden.Natürlich kamen diverse Fragen zu meinem Gesundheitszustand. Doch ich wollte sie nicht beantworten. Ich wollte nur meinen Bruder suchen gehen. Vorzugsweise mit meiner Freundin zusammen. Aber ihrem Blick nach zu urteilen, wünschte sie mich ans Ende der Welt. Oder wieder zurück in mein Bett.
Natürlich kam mir Wheeler mit irgendeiner merkwürdigen Rede von Freundschaft und Zusammenhalt in die Quere und hier sah ich mein erstes Versuchsopfer. An ihm konnte ich meine tragbare Dueldisk ausprobieren. Yugi überreichte mir mein Deck und so konnte ich Wheeler ohne größere Probleme schlagen.
„Jetzt sei ein braves Hündchen, Wheeler und mach Platz.", sagte ich, nachdem ich gesiegt hatte. Ich wollte ihn noch mehr demütigen, doch ein glockenhelles Lachen lenkte mich ab. „Hündchen... Ich kann nicht mehr.", japste Lisa und hielt sich vor Lachen den Bauch. Dabei verlor sie ihre Jacke. Doch mir war das in diesem Moment egal. Dieses Lachen hatte ich schon lange nicht mehr von ihr gehört.
„Joey, nimm's ihm nicht krumm. Aber Humor war noch nie seine Stärke.", versuchte sie Wheeler ein wenig zu beruhigen. Doch der regte sich weiterhin auf. Lisa nahm ihre Jacke erneut an sich und ging auf mich zu. „Du verlässt uns?", fragte Yugi. „Jap. Immerhin bin ich ja jetzt nicht mehr alleine auf der Suche nach Mokuba.", erklärte sie. „Dann viel Erfolg.", wünschte Yugi ihr und hielt ihr die Hand hin. Sie ergriff seine und wünschte ihm das gleiche.
Dann sah sie mich an und begann erneut zu lachen: „Hündchen!". Lachend lief sie an mir vorbei und ich folgte ihr.
Schweigend liefen wir durch den immer heller werdenden Wald. Doch es gab eine Sache, die ich noch bereinigen wollte. „Lisa, warte mal kurz.", rief ich. „Haben wir denn die Zeit dazu?", fragte sie, drehte sich um zog eine Augenbraue nach oben. „Wir nehmen uns die jetzt. Ich möchte dir etwas sagen.", begann ich. Lisa verschränkte Arme vor der Brust und wartete. „Wegen der Verlobung...", sagte ich. „Nicht dieses leidige Thema. Für eine Diskussion habe ich echt grade keinen Nerv.", stöhnte sie und drehte mir wieder den Rücken zu. Die paar Schritte zwischen uns überbrückte ich schnellen Fußes und hielt sie am Arm fest. „Jetzt warte doch mal. Ich will dir dazu etwas mitteilen. Und lass mich bitte ausreden.", sagte ich. Resigniert drehte sie sich um und sagte: „Bitte.". „Ich weiß, dass dir das Ganze auf den Keks geht. Und deswegen habe ich den Entschluss gefasst, deinem Wunsch zu entsprechen. Wenn du es immer noch willst, dann sind wir nicht mehr verlobt.", sagte ich. Ungläubig starrte sie mich an. „Ist das dein Ernst?", fragte sie nach. „Ja.".
Erneut wurde ich stürmisch umarmt. „Danke, Seto. Danke.", rief sie. „Wenn ich gewusst hätte, dass ich nur mit dir Schluss machen brauche, damit du mich umarmst, dann hätte ich das schon viel eher getan.", gab ich zu. „Wer sagt denn, das wir Schluss machen? Ich wollte einfach nur nicht mehr den drohenden Ehering über mir kreisen sehen.", sagte sie frei heraus und lächelte mich an. Dann drehte sie sich wieder um und lief erneut in Richtung Burg. „Das heißt, wir sind immer noch ein Paar?", hakte ich noch einmal nach. „Wenn du nicht taub bist, dann ja.", rief sie.
Dieses Mal liefen wir Händchen haltend zur Burg, allerdings mit dem Hintergrund das wir uns gegenseitig in Verstecke zogen. Je näher wir der Rückseite der Burg kamen umso stärker wurde die Bewachung. „Anscheinend weiß Pegasus, dass du hier bist.", kommentierte Lisa, nachdem wir eine Patroullie abgewartet hatten. „Naja, kein Wunder. Ich hab mich immerhin in sein System gehackt, um das Duell gegen den falschen Seto zu torpedieren. Niemand außer mir sollte Yugi Muto besiegen.", erklärte ich. „Ich verstehe. Das erklärt auch die Bewachung hier hinten. Als Mokuba von der Burg geflüchtet ist, war es nicht so voll.", meinte sie und zog mich zum nächsten Baum. „Mokuba ist geflüchtet?", fragte ich verwirrt nach. „Offiziell war Mokuba freiwillig hier. Aber inoffiziell nicht. Ich habe ein Gespräch mitbekommen in dem es um einen Unterpfand ging. Da du verhindert warst, hat man Mokuba hingeschickt. Er hat natürlich auch den Braten gerochen und ist dann ganz oldschool mit nem Seil aus Bettlaken von dort oben geflüchtet", erklärte sie. ‚Schlaue Bursche.', lobte ich meinen Bruder in Gedanken. „Und wie kommt es, dass du hier auf der Insel bist?", fragte ich sie. „Ich war von Pegasus' Firma eingeladen worden um auf der Schifffahrt aufzutreten. Um die Fahrt ein wenig aufzupeppen. Und da Mokuba schon vor mir hergeschafft wurde, habe ich die Chance ergriffen und bin ganz offiziell her gekommen. Deswegen musste ich mich auch nicht aus der Burg schleichen. Ich bin einfach zur Vordertür raus.", erklärte sie grinsend. „Das ist ganz schon hinterhältig, Pegasus gegenüber.", meinte ich lächelnd. „Ich hab nur meine Möglichkeiten ausgeschöpft um Mokuba zu beschützen. Ist mir nur leider nicht gelungen. Mit so viel Security hat niemand gerechnet.", seufzte sie. Doch darauf konnte ich nichts erwidern, denn genau in diesem Moment kam ein weiterer Gorilla um die Burgecke gelaufen.
Ich drückte sie an eine Nische und verbarg sie mit meinem Körper. Eng aneinander gedrückt standen wir da und warteten bis der Kerl an uns vorbei kam. Zum Glück trug ich einen dunklen Mantel und der Schatten tat sein übriges um uns zu verbergen.
Endlich waren die Schritte nicht mehr zu hören und wir trauten uns wieder zu atmen. Ich sah zu ihr herunter und bemerkte, dass auch sie ihren Blick zu mir gewandt hatte. Und in ihren Augen las ich Erleichterung und noch etwas anderes. Langsam beugte ich mich nach unten und küsste sie. Sie erwiderte meinen Kuss und es war eines der schönsten Gefühle überhaupt. Sie lag in meinen Armen und küsste mich, so wie ich sie.
„Wow.", flüsterte sie, als sich unsere Lippen wieder lösten. Ich legte meine Stirn an ihre und stimmte ihr zu. Wir lächelten uns an und wollten uns noch einmal küssen, als wir erneut Schritte hörten. Doch dieses Mal von der anderen Seite, sodass wir entdeckt werden würden.
Ich fuhr mit meinen Händen an ihrer Seite entlang, in der Hoffnung vielleicht einen alten Geheimgang zu finden. Und tatsächlich. Ihre und meine Hand fanden einen merkwürdigen Stein. Wir drehten ihn und es öffnete sich eine Tür. Allerdings in der Richtung, aus der die Schritte kamen.
„Verdammt.", knurrte ich. Lisa ging vor mir in die Hocke, hob einen Stein hoch und warf ihn in die Richtung, aus der die Gefahr lauerte.Die Schritte hielten inne und wir nutzen den Moment um in den Eingang zu schlüpfen.
Was meint ihr? Werden Seto und Lisa im nächsten Teil Mokuba finden? Oder werden sie sich im Inneren der Burg verlaufen?

DU LIEST GERADE
Das Herz des Seto Kaibas
RandomMan kennt ihn als egoistischen und egozentrischen Geschäftsmann, der noch dazu ein herausragender Duellant ist. Doch wer ist er eigentlich wirklich? Was denkt Seto, wenn er sich mit Yugi duelliert und was wäre wenn Seto eine Freundin hätte und er di...