Licht ins Dunkel, oder nicht?

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Noch bevor sich Leichter von seiner Niederlage erholt hatte, lief ich zu ihm hin, packte ihn am Schlafittchen und verlangte zu erfahren, wo sich Mokuba aufhalten würde. Doch Leichter mauerte nur und verschwand dann erneut irgendwo im Cyberspace. „Verdammt, das darf doch nicht wahr sein!", knurrte ich. Lisa, die mir gefolgt war, legte mir eine Hand auf den Arm und sah mich liebevoll an. „Wir werden ihn finden. Ich glaube kaum, dass irgendwer euch zwei lange trennen kann.", sagte sie. Doch so wirklich trösten konnte mich das nicht. Wer wusste, was Noah mit meinem kleinem Bruder in der Zeit anstellte, in der ich von ihm getrennt war. Denn eines war so sicher wie das Amen in der Kirche: Nesbit hatte Mobuka zu Noah gebracht um mir eins auszuwischen. Immerhin konnte der Kerl mich schon von Anfang an nicht riechen.
„Na Seto, wie fühlt sich das an? Das Wichtigste verloren zu haben, was man haben kann und keine Chance, das jemals wieder zu finden?", erschallte Noahs Stimme um uns herum. „Noah, wo ist mein Bruder?", rief ich. „Such ihn doch einfach!", erklärte er und lies dann einen Tunnel erscheinen. Ich wollte losrennen, doch Lisa hielt mich fest. „Keinen Grund zu rennen. Noah wird schon dafür sorgen, dass wir Mokuba finden.", erklärte sie. Ich schüttelte ihre Hand weg und sagte: „Darauf kann ich mich nicht verlassen. Entweder du hält's mit oder nicht.", erklärte ich wütend und lief los. „Verdammt... Seto!", rief Lisa und folgte mir tatsächlich. Allerdings nicht so schnell, wie ich gehofft hatte. Doch im Moment zählte für mich nur eines, und zwar meinen kleinen Bruder zu befreien. Und zwar so schnell wie möglich. Da konnte ich auf niemanden Rücksicht nehmen. Nicht mal auf meine Freundin.

Ich kam an einer Weggabelung an und überlegte. Welchen Weg musste ich nehmen um zu Mokuba zu gelangen? „Mann, ich bin das echt nicht mehr gewöhnt.", stöhnte Lisa, die endlich aufschloss und heftig atmete. Dabei hielt sie sich eine Seite, wie als hätte sie Seitenstechen. „Du solltest mehr Sport treiben.", stellte ich mit hochgezogener Augenbraue fest, während ich weiter überlegte. „Tanzen hat gereicht und darf ich dich... Hey, schon wieder rennen?", rief sie mir hinterher. Ich stoppte und drehte mich um. „Ok, kein Rennen mehr. Dafür laufen wir, aber etwas zügiger als normal. In Ordnung?", fragte ich etwas versöhnlicher. Ich musste ja nicht meinen Frust erneut an ihr ablassen, das hatte ich zumindest gelernt in den letzten Monaten.
„Klar... Wenn ich nicht gleich umfalle, dann stimme ich dem zu.", stöhnte Lisa. Und dieses Mal konnte sie etwas besser Schritt halten. Doch sie wetterte in einer Tour: „Was soll eigentlich diese verdammte Hektik? Wenn ich eines hier gelernt habe, dann das es egal ist, wie schnell man unterwegs ist. Wenn Noah etwas geplant hat, dann geschieht das auch. Also mach mal halblang. Wir werden schon...". Doch der letzte Rest ihres Satzes blieb ihr im Hals hängen, als wir in einen Gang schauten der nur schwach beleuchtet war. Und tatsächlich stand dort mein Bruder. Freudestrahlend lief ich zu ihm hin. „Siehst du... Ich hab doch gesagt, dass wir ihn finden... Aber warte mal!", rief Lisa. Doch es war zu spät. Das vor mir war nicht Mokuba, sondern nur Noah, der sich wie mein kleiner Bruder verkleidet hatte. Er stieg vor mir in die Luft und lachte: „Willkommen in meiner kleinen Falle. Schön wie bereitwillig du hineingetappt bist. Ich bin mir sicher, dass Mokuba sich wirklich freuen wird, dich zu sehen.". Doch etwas an seinem Ton lies mich stutzen. Wieso betonte er das? Bevor ich jedoch weiter darüber nachgrübeln konnte, versanken Noah und ich in hellen Strahlen. Das Letzte was ich hörte, war, wie Lisa rief: „Das ist jetzt nicht dein verdammter Ernst! Mich wieder alleine zurück zu lassen!".

Als ich wieder bei mir war, befand ich mich in einer merkwürdigen Art von Wohnzimmer. Vor mir war eine Couch mit Beistelltischen zu sehen und einem kleinen Couchtisch. Gegenüber der Couch befanden sich mehrere Monitore die die unterschiedlichsten Szenen der Cyberwelt zeigten. Als mein Blick wieder zur Couch glitt sah ich meinen Bruder.

„Mokuba! Endlich!", rief ich erfreut und wollte auf ihn zu gehen, doch mein Bruder wich tatsächlich vor mir zurück. „Aber Mokuba... Ich bin's doch. Dein großer Bruder. Ich bin der Echte und keine Kopie.", versuchte ich zu erklären, doch für jeden Schritt den ich nach vorne trat, wich er wieder einen zurück und vermied es, mich direkt anzusehen. „Seto, du solltest den kleinen Mokuba hier in Ruhe lassen.", sagte Noah bestimmt und erschien nun zwischen mir und meinem Bruder. „Verschwinde Noah. Das ist eine Sache zwischen meinem Bruder und mir. Stell dich mir nicht in den Weg, sonst...", drohte ich. „Sonst was? Verängstigt du deinen Bruder noch mehr um an dein Ziel zu kommen?", sagte Noah. Und wie aufs Stichwort verkroch sich mein Bruder hinter ihm und sah mich ängstlich an.

„Noah hat mir die Wahrheit gezeigt...", flüsterte Mokuba. „Ich bin mir sicher, dass er dir etwas gezeigt hat. Aber garantiert nicht die Wahrheit... Mobuka, erinnere dich doch an uns. Wir zusammen, gegen den Rest der Welt.", versuchte ich meinen Bruder zu erreichen. „Nein... Du brauchst mich doch jetzt nicht mehr. Du hast deine Firma und Lisa... Ich hab jetzt Noah. Er ist der einzig wahre Bruder, den ich habe. Ich muss ihn beschützen.", verkündete mein Bruder. „Da hast du es. Du hast deine Entscheidung getroffen und Mokuba seine. Es ist an der Zeit, dass du sie akzeptierst.", sagte Noah und mir gefiel sein hämisches Lächeln nicht, welches er zur Schau stellte. Das alles hier kam mir wie eine Farce vor. „Was zum Geier hast du ihm erzählt, Noah? Welche Märchen hast du ihm aufgetischt, dass er zu dir hält, statt zu mir?", rief ich und ballte dabei die Fäuste. „Nur die Wahrheit.", erklärte Noah achselzuckend und grinste dabei.

„NOAH DU MIESER KLEINER FEIGLING!", rief nun eine weibliche Stimme, bevor ich etwas auf Noahs Aussage erwidern konnte. Noah, Mokuba und ich sahen auf einen Bildschirm, auf dem Lisa erschienen war. Vom Blickwinkel her sah es so aus, als würde sie mit einer Überwachungskamera reden. „Ist das echt dein verdammter Ernst? Eine Arme von Gorgonen? Hast du solchen Schiss dich mit mir anzulegen, dass du Monster vorschicken musst?", rief sie weiter. Und da sah ich es. Sie war umzingelt von Duell Monstern. „Tja, als du dich für deinen Bruder entschieden hast, hast du sie ins Verderben getrieben. Egal welche Entscheidung du getroffen hast, jede wäre falsch gewesen... Deine kleine Freundin wird es unmöglich mit allen aufnehmen können.", erklärte Noah hämisch. „Da wäre ich mir nicht so sicher. Meine Freundin kann sehr gut auf sich selbst aufpassen.", erklärte ich. Noah sah hin und erkannte, dass Lisa ein Metallrohr verbog, sodass es einem Bumerang glich und dann warf sie es. Der Bumerang traf jedes einzelne Monster und vernichtete so alle mit einem Schlag. Elegant fing sie ihre Waffe wieder auf und starrte wütend in die Kamera.

„Waren das etwa alle Monster oder hast du noch mehr auf Lager? Ich bin noch nicht mal ins Schwitzen gekommen. Außerdem solltest du dringend an der Grundmaterie arbeiten. Wenn du so perfekt gearbeitet hättest, wie du immer behauptest, dann hätte ich diese Stange niemals verbiegen können. Das Cyberspace von Seto war wesentlich besser designt als deins. Bei ihm konnte man nichts verändern, bei dir jedoch.. Tja, das hast du ja gerade gesehen! Aber mal im Ernst: Ich bin echt enttäuscht von dir, Noah. Erst zeigst du den großen Macker und am Ende ist es nur heiße Luft die du verströmst. Und was willst du damit beweisen? Das du nur tönen aber nicht machen kannst? Eines hat mir die Gefangenschaft hier gezeigt. Nichts ist hier so wie es scheint. Und jetzt öffne verdammt noch mal ein Portal zu Seto und Mokuba. Und wag es dir mich irgendwo hin zu schicken, wo die beiden sich nicht befinden. Dann versohle ich dir den Arsch, dass du ganze vier Wochen nicht mehr sitzen kannst!", rief sie wütend.

Das Herz des Seto KaibasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt