Der Rauch, den Rah hinterlassen hatte nach seinem Angriff, lichtete sich und tatsächlich stand Wheeler noch. Zwar ordentlich angegriffen aber immerhin. Rah verschwand und Marik stand ohne Schutz da. „Das kann nicht wahr sein...", stammelte dieser und konnte nicht glauben, was er sah. „Und... nun... bin ich dran.", stöhnte Wheeler und zog eine Karte. Augenscheinlich ein Monster, denn dieses wollte er gerade rufen. Doch bevor er dazu kam brach er zusammen und blieb auf der Plattform liegen.
Mokuba und auch Lisa wollten zu ihm rennen. Doch ich entschied, dass es noch Zeit hatte. „Dieses Duell ist erst in fünf Minuten vorbei!", erklärte ich. „Am Arsch! Dieses Duell ist jetzt vorbei! Roland, verkünden Sie sofort den Sieger.", erklärte Lisa. „Aber Mister Kaiba...", stammelte mein Sekretär. „Sie verkünden sofort den Sieger... Mit Mister Kaiba kläre ich das nachher!", sagte Lisa mit einem finsteren Seitenblick auf mich. Mir schwante nichts gutes, aber ich nickte Roland zu. Und so erklärte er Marik zum Sieger. Während die Plattform nach unten fuhr, sprangen Lisa und mein kleiner Bruder drauf und liefen zu Wheeler. „Verdammt Joey, beweg dich!", rief Mokuba. Lisa drehte ihn auf den Rücken und fühlte nach seinem Puls. Doch sie musste keinen gespürt haben, denn sie schüttelte den Kopf und begann sofort mit einer Herz-Druck-Massage. Mokuba jedoch wies Roland an, sofort das medizinische Personal herbei zu rufen. Die Losertruppe rannte ebenfalls zu Wheeler und Tristan wollte Lisa wegziehen.
„Duke, halt ihn mir vom Hals!", rief sie und schüttelte seine Hände von sich. „Verdammt, Joey ist mein bester Freund!", zeterte Tristan und versuchte sich aus Dukes griff zu befreien. Wheelers Schwester, die kurz vor Duellende ebenfalls auf der Spitze des Turms angekommen war, wurde von Thea im Arm gehalten und getröstet. „Wenn ich ihm helfen soll, dann musst du mich in Ruhe lassen.", erklärte Lisa und machte unbeirrt weiter. Kurz bevor das Ärzteteam ankam, zuckte Wheeler und holte lauthals Luft. Doch er blieb weiterhin bewusstlos. „Wir müssen ihn schnell nach unten bringen.", entschied ein Arzt und sie verluden ihn auf eine Trage. Die Losertruppe mitsamt meiner Freundin folgten den Ärzten. Doch ich hielt Yugi zurück. „In einer Stunde ist unser Duell an der Reihe!", rief ich ihm zu. „Kaiba...", knurrte Yugi und ballte die Fäuste. Dann drehte er mir den Rücken zu und verließ ebenfalls die Plattform.
„Seto, sollten wir nicht lieber einen Rettungshubschrauber herholen?", fragte mich Mokuba, dem der Schock im Gesicht anzusehen war. „Und warum? Ich habe die besten Ärzte für meine Freundin auf das Schiff geholt. Die werden ja wohl reichen und sich ausreichend um ihn kümmern können.", erklärte ich gelassen. So langsam ging es mir gegen den Strich, dass die Duellanten in meinem Turnier alle der Reihe nach umfielen. Erst Bakura, dann Mai und jetzt Wheeler. Nicht zu vergessen, dass es beinah meine Freundin erwischt hätte. Ich war froh, wenn dieses Turnier endlich vorbei war und ich den Titel besaß, der mich rechtmäßig zustand.
„Aber Seto...", meinte mein kleiner Bruder und holte mich so wieder zurück ins Hier und jetzt. „Nichts aber. Wenn Wheeler es nicht mal schafft, nach einem aufreibenden Duell auf den Beinen zu bleiben, dann sollte er das Duellieren vielleicht ganz lassen.", erklärte ich mit Nachdruck. „Er hatte eben keinen Puls mehr gehabt!", warf Mokuba empört ein. „Wenn Lisa ihn nicht reanimiert hätte, wäre er vermutlich gestorben.". „Dann sollte er, wenn er doch mal wieder zu Bewusstsein kommt, ihr danken.", sagte ich leichtfertig. Mir war immer noch schleierhaft, wie Lisa sich so gut mit diesen Leuten verstand. Sie hatten nie etwas für sie getan und trotzdem stand sie immer hinter ihnen. Allen voran Yugi und Wheeler. Mit diesen beiden schien sie sich am besten zu verstehen. Aber da war noch etwas, was ich nicht verstand. Wenn Yugi sich duellierte, war er fast wie ausgewechselt und genau in diesen Momenten bestand eine besondere Verbindung zwischen ihm und meiner Freundin. Und erneut fragte ich mich, wieso? Hatte es etwas mit diesem Vergangenheitsquatsch zu tun, den mir Ishizu gezeigt hatte. Dort, in dieser Version hatte Lisas Doppelgänger neben dem Pharao, der so aussah wie Yugi, gestanden. Wenn mich mein Wissen übers alte Ägypten nicht täuschte, dann stand auf dieser Position entweder der Chef der Leibgarde, der Medjai, oder die Frau des Pharao . Wobei letzteres wahrscheinlicher wahr. Bestand deswegen so einbesonderes Band zwischen ihnen? Weil beide an den selben Quatsch glaubten? Das ergab noch weniger Sinn...
„Wo willst du hin?", fragte ich, als ich sah das Mokuba nun ebenfalls nach unten fahren wollte. „Nachsehen, wie es Joey geht. Er gehört auch zu meinen Freunden.", erklärte mein kleiner Bruder und drückte den Knopf um den Fahrstuhl zu rufen. „Dann kannst du ihnen gleich mitteilen, dass ich hier oben auf Yugi warte.", rief ich ihm zu. Roland begleitete meinen Bruder und liessen mich alleine mit meinen Gedanken.Endlich war die Zeit für das Duell gekommen. Endlich bekam ich die Chance, meinem Rivalen zu zeigen, dass ich der einzig Wahre von uns war. Ich würde Yugi zerquetschen und ihn dahin befördern, wo er schon immer sein sollte. Unter mir! Niemand würde es danach wagen, mich danach auch nur herauszufordern, wenn ich im Besitzt der drei ägyptischen Götterkarten wäre. Sobald sich Slifer in meinem Deck befand konnte ich Rah besiegen, mit der einzigen Karte, die es mit ihm aufnehmen konnte.
Das Ping des Fahrstuhls holte mich aus deinen Gedanken. ‚Das ging ja fix mit meinem Bruder.', dachte ich. Doch ich war erstaunt, wen ich im Fahrstuhl stehen sah. Lisa. Und sie sah alles andere als erfreut aus.
„Sag mal, hast du noch alle Latten am Zaun?", fragte sie frei heraus und stapfte wütend auf mich zu. „Als ich gestern nachgesehen habe, waren noch alle da.", witzelte ich. „Ha, ha, sehr witzig.", knurrte sie und blieb einen Schritt vor mir stehen. „Welche Laus is dir über die Leber gelaufen?", fragte ich. „Eine mit nem gewaltigen Ego.", antwortete sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich seufzte und fragte: „Was habe ich denn jetzt wieder falsch gemacht?". „Das fragst du? Ernsthaft? Erst nimmst du die Götter auf die leichte Schulter und nimmst billigten in Kauf das Menschen verletzt werden und dann siehst du es nicht mal ein, geeignete medizinische Versorgung kommen zu lassen?", fasste sie zusammen. „Es geht dir um dem Loser Wheeler?", hakte ich perplex nach. Deswegen war sie wütend? „Ja, Joey hat zwar wieder Puls aber er muss dringend in ein Krankenhaus. Aber du verweigerst ja einen Helikopter rufen zu lassen, aus welchen Gründen auch immer.", erklärte sie. „Die Ärzte, die sich um dich gekümmert haben, sind kompetent genug. Wenn für dich das Beste gut genug ist, dann reicht das auch für einen Loser wie Wheeler.", sagte ich. „Und diese Ärzte verlangen, dass er ins Krankenhaus muss. Er scheint in einer Art Koma zu liegen.", erklärte Lisa. „Er hätte ja nicht gegen Rah antreten müssen.", gab ich leichtfertig zurück.Das war jedoch eine Provokation zu viel. Ich sah nur noch Lisas Hand fliegen und machte mich innerlich auf die Ohrfeige gefasst, deswegen schloss ich meine Augen. Doch sie kam nicht. Ihre Hand hielt neben meiner Wange an und ich hörte sie schluchzen. Ich öffnete meine Augen wieder und sah sie vor mir stehen. Ihre sonst so stolze Haltung war verschwunden und sie weinte. Ich nahm ihre Hand in meine und zog sie an mich heran. „Was ist los?", fragte ich besorgt. Damit hatte ich ja nunmal gar nicht gerechnet. Lisa weinte und krallte sich regelrecht in meinen Pullover. „Jede Runde wird immer schlimmer. Was ist wenn ich dasselbe mit dir machen muss, was ich eben mich Joey gemacht habe? Wie soll ich das dann Mokuba erklären, dass du wegen einem Spiel deinem Leben verlieren könntest? Und wie soll ich...", schluchzte sie weiter. Sanft streichelte ich ihren Rücken und rang nach Worten. Das klang nach einer Frau, die unendlich viel Angst hatte, jemanden zu verlieren. Sie hatte Angst um mich!
„Hey, alles gut... Ich werd nicht so leicht zu besiegen sein wie Wheeler.", erklärte ich. „Und was ist, wenn doch?", fragte sie leise ohne aufzusehen. Tja, darauf wusste ich ebenfalls keine Antwort. Ich kannte mein Talent aber ich hatte auch Respekt vor Mariks Fähigkeiten als Duellant. Und außerdem war da ja noch Yugi, den ich erst besiegen musste.
Ich hörte auf, ihren Rücken zu streicheln und zog sie fest an mich. „Ich werde auf mich aufpassen.", versprach ich ihr. Lisa sah nach oben und lächelte sanft. „Ich will dich nicht auch verlieren.", flüsterte sie. Schleierhaft, wen sie noch meinte, tat ich das Einzige, was mir einfiel. Ich beugte mich herunter und küsste sie. Sanft und zärtlich. Dieser Kuss verriet all meine Gefühle für sie. Aber es war mir egal. Sonst war sie immer diejenige, die für mich da war. Jetzt war es mal an der Zeit, ihr etwas zurück zu geben.
Nachdem unser Kuss geendet hatte, standen wir noch eine Weile Stirn an Stirn da ohne etwas zu sagen. Es hätte auch keine Worte mehr benötigt, denn ich wusste alles von ihren Gefühlen für mich so wie sie von mir. In diesem Moment wurden wir wahrhaftig eins.
Ende Teil 1
Aber keine Sorge, es geht nahtlos mit einem Zweiten Band und einem neuen Cover dort weiter, wo wir aufgehört haben :)
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Das Herz des Seto Kaibas
De TodoMan kennt ihn als egoistischen und egozentrischen Geschäftsmann, der noch dazu ein herausragender Duellant ist. Doch wer ist er eigentlich wirklich? Was denkt Seto, wenn er sich mit Yugi duelliert und was wäre wenn Seto eine Freundin hätte und er di...