Gespräch unter Frauen

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Ein kleiner Junge öffnete uns die Tür.

"Sam du sollst nicht einfach an die Haustür gehen!", eine Frau tauchte hinter dem kleinen Jungen auf. "Oh hi, wir haben nicht mit Besuch gerechnet." 

"Hi, ich bin Jake. Ist Marcus da? Wir wollten uns nur kurz verabschieden, bevor wir nach Hause fahren. Wir wollten gar nicht lange stören."

"Ich weiß wer ihr seid.", erwiderte die Frau freundlich. "Kommt rein, ich sag ihm bescheid, dass ihr da seid. Ich bin übrigens Nicole." 

Wir stellten uns kurzerhand einander vor und folgten ihr ins Wohnzimmer.


"Jo Jay. Ich hatte gedacht ihr wärt schon wieder weg.", Marcus betrat das Wohnzimmer und gab Jake eine Kumpelhafte Umarmung, nachdem er Johnny mit einem Faustschlag begrüßt hatte. 

"Ich bin schon einmal gegangen ohne mich zu verabschieden. Tut mir leid Em." 

"Schon okay. Ich bin nur froh, dass du doch noch lebst.", Marcus reichte mir freundlich die Hand. "Hallo Lea, schön dich kennenzulernen."

"Hallo Marcus.", ich erwiderte sein Händeschütteln, während ich geniert zum Boden starrte. 

Er ignorierte meine Reaktion, setzte sich uns gegenüber auf das Sofa und unterhielt sich gleich mit Jake und Johnny.


Nicole trat mit Kaffee und Kuchen zu uns an den Couchtisch. "Du kannst den Hund gerne los machen." 

"Ich weiß nicht wegen dem Kleinen.", sagte ich und deutete auf Sam. 

"Sam kennt Hunde und weiß dass er vorsichtig sein muss. Meine Eltern haben auch Hunde.", sagte sie beschwichtigend. 

Ich erwiderte mit einem Nicken und leinte Pancho ab.

Während wir Kaffee tranken und den Marmorkuchen von Nicole aßen, unterhielten sich die anderen. Ich nahm an dem Gespräch nicht teil, tat einfach so als würde ich ihren Gesprächen lauschen. Jake und Marcus hatten sich scheinbar viel zu erzählen, sie redeten die ganze Zeit wild durcheinander.


"Lea?", Nicole riss mich aus meiner stillen Gedankenblase. "Hilfst du mir das Geschirr abzuräumen?", fragte sie und begann unsere Teller und Tassen zusammen zu stellen. 

"Ja klar.", ich nahm mir das restliche Geschirr und folgte ihr in die Küche. 

"Du kannst das einfach dort abstellen.", während Nicole die Spülmaschine einräumte, lehnte ich mich an die Arbeitsplatte zurück und blickte durch das Fenster in den kleinen Garten. 

"Kann ich dir noch irgendwas anderes zu trinken anbieten?" 

"Nein, danke.", antwortete ich. 

"Lea du bist so still. Ist alles in Ordnung?" 

"Hä..hm...ja, entschuldige. War gerade in Gedanken."

"Marcus hat mir erzählt was passiert ist. Es tut mir leid. Ich weiß was du gerade durch machst.", sie holte eine Flasche Baylies aus dem Kühlschrank und füllte uns zwei Gläser auf. 

Als sie mir eins davon reichte, nahm ich es entgegen und starrte vor Scham zu Boden.

"Du musst dich deswegen nicht schämen Lea. Ich war damals zwei Jahre mit Dave zusammen."

Erschrocken sah ich sie an.

"Ich weiß was du gerade denkst und ich kann deine Gedanken nachvollziehen. Wie kann man sich nur auf so einen widerlichen Kerl einlassen?! Mittlerweile verstehe ich es selbst nicht mehr. Doch damals war ich naiv und ließ mich von seinen Geschenken beeindrucken. Er war vor anderen immer ein richtiger Arsch zu mir, doch wenn wir unter uns waren konnte er so zärtlich sein. Er war ein Bad Boy mit weichem Kern und ich stand drauf.", sie nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Glas, bevor sie weiter erzählte. 

"Marcus hat mich immer vor ihm gewarnt, doch ich habe nicht auf ihn gehört. Als Marcus und Daves Mutter ihm den Rücken kehrten, veränderte sich Dave zum schlechten. Er wurde aggressiv und verging sich regelmäßig gegen meinen Willen an mir...", sie machte eine Pause und ich glaube sie unterdrückte gerade ein paar Tränen. "...und irgendwann blieb meine Regel aus. Ich wollte es Dave nicht sagen, ich hatte Angst vor seiner Reaktion, doch er fand den Schwangerschaftstest. Er hätte mich fast zu Tode geprügelt. Ich hatte Glück, dass El damals rein kam und dazwischen ging. So konnte ich weglaufen."

"Das ist ja furchtbar.", murmelte ich entsetzt und sie nickte beiläufig. 

"Weil ich mir nicht anders zu helfen wusste, rief ich Marcus an, ich wusste dass er mir helfen würde. Er ließ sofort alles stehen und liegen um mich abzuholen. Von da an wich er mir nicht mehr von der Seite. Er begleitete mich zum Arzt und hielt nach der Abtreibung meine Hand im Aufwachraum. Er war schon lange in mich verliebt und bis dahin war mir das nie klar gewesen.", sie trank ihr Glas aus, sah, dass auch meins bereits leer war und füllte die Gläser erneut auf.


"Lea? Ich möchte dir nicht zu nahe treten, doch hat sich seitdem etwas zwischen dir und Jake geändert?" 

Ich nahm einen kräftigen schluck aus meinem Glas und mein Blick verharrte auf den Eiswürfeln. "Er ist anders seit dem.", sagte ich zögernd, während ich versuchte mir meine Tränen zu verkneifen. 

"Ist schon gut, du kannst mit mir reden. Ich weiß, dass das nicht einfach ist, für euch beide nicht.", sie trat auf mich zu und legte tröstend ihre Arme um mich. 

Mit einem weiteren Zug exte ich mein Glas leer. "Jake sieht mich manchmal anders an, ich weiß dass er sich die Schuld daran gibt. Manchmal spüre ich wie er versucht mir näher zu kommen und dann plötzlich zögert.", ich stockte und konnte meine Tränen nicht mehr halten. "Ich bin froh dass die Jungs rechtzeitig da waren und nicht mehr passiert ist, doch ich habe Angst dass es zwischen mir und Jake nie wieder so wird wie vorher."

"Glaub mir das wird wieder, es ist ja noch nicht viel Zeit seitdem vergangen, das sitzt bei euch beiden noch tief. Doch ihr dürft nicht zulassen, dass das zwischen euch steht. Das dauert seine Zeit, aber wenn ihr euch wirklich liebt schafft ihr das."

"Denkst du wirklich?" 

"Ich weiß es, Marcus hat sich auch lange Zeit zurück gehalten mir näher zu kommen, weil er wusste was ich alles durchgemacht habe. Irgendwann habe ich dann die Initiative ergriffen. Ich verstehe deine Sorge, doch wenn du spürst, dass Jake zögert musst du versuchen ihm die Angst zu nehmen. Sag ihm wenn es okay für dich ist und wenn du irgendetwas gerade nicht möchtest sag ihm auch das."

"Danke Nicole." 

"Schon gut. Ich weiß genau wie du dich gerade fühlst. Sieh dir Marcus und mich an, wir haben es auch geschafft, wir sind seit dreieinhalb Jahren glücklich verheiratet und haben einen fast dreijährigen Sohn. Wir lieben uns und auch intim sind wir uns so unglaublich nah, wie ich es mir nie mit einem Mann erträumt hätte. Ihr dürft nur euer Vertrauen zueinander nicht verlieren. Jake liebt dich, das merkt man gleich und er würde dich sicherlich nicht absichtlich verletzen, das darfst du nie vergessen."

"Nein, das würde er wirklich nicht." 

"Siehst du, ihr bekommt das bestimmt wieder hin. Und solltest du mal Bedarf haben mit jemandem darüber zu sprechen, darfst du mich gerne anrufen." 

"Das ist lieb von dir Nicole. Danke, das hat wirklich gut getan. Und es tut mir leid, was du damals durchmachen musstest."

"Das braucht es nicht, es war zwar nicht einfach, doch es hat mich und Marcus zusammen geführt. Ich bin glücklich und dankbar, dass es so gekommen ist."

"Du bist ne starke Frau Nicole."

"Die richtigen Menschen um einen herum machen einen stark. Du hast einen klasse Mann und einen super Freund da draußen sitzen, die alles für dich tun würden und du hast Freunde die immer für dich da sind, wenn du sie brauchst.", sie reichte mir ein Taschentuch und füllte unsere Gläser nochmal auf bevor sie wieder Richtung Wohnzimmer schritt. 

"Ich komme gleich nach."

"Okay.", sie nickte mir verständnisvoll zu und ließ mich einen Moment allein.

Duskwood - breaking wallsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt