Nachdenklich schaute Seb dem jungen Niederländer hinterher. Ein ungutes Gefühl machte sich in seiner Magengrube breit, als wolle dies ihm mitteilen, dass es dem Red Bull Piloten nicht gut ging. Max sah so aus wie immer, benahm sich so wie immer - doch trotzdem war etwas anders an ihm. Grübelnd lief Seb zu seinem Zimmer im Aston Martin Gebäude zurück, dort wollte er seinen Rucksack einpacken und ins Hotel fahren. Auf dem Weg traf er Lance, seinen jüngeren Teamkollegen. Entgegen mancher Kritiker verstand er sich gut mit dem Kanadier, mittlerweile verband sie eine solide Freundschaft. Seb hatte sich schnell in sein neues Team eingelebt, was ihm nicht sonderlich schwer fiel. Schon immer hatte er davon geträumt für Ferrari an den Start zu gehen und mit ihnen Titel zu gewinnen - so wie es Michael getan hatte. Seb wollte seinem Idol nacheifern, doch von dem Team kam nicht der gewünschte Input. Ein paar Jahre schaffte es das Team ein vernünftiges Auto zu bauen, mit dem er lange Zeit um die Weltmeisterschaft fuhr - doch dann kamen die Jahre, in denen das Auto bemerkenswert schlecht war. Nie hatte Seb damit gerechnet, dass Ferrari bei dem Bau eines Autos so schludern konnte. Noch immer verlor er kein schlechtes Wort über Ferrari, immerhin gab es nicht nur schlechte Momente - doch genau diese überwogen zum Schluss.
Seb merkte, wie er sich selber veränderte. Er war unglücklich, auch wenn er sich sowohl mit Kimi als auch mit Charles blendend verstanden hatte. Nach sechs mehr oder minder erfolgreichen Jahren hatte er für sich die Reißleine gezogen und sich dazu entschieden das Traditionsteam zu verlassen. Mit neuem Elan und Vorfreude war er zu Aston Martin gewechselt, wo er wieder aufblühte - dieses Team war noch immer ausbaufähig, trotzdem genoss er die Zeit, die er dort verbrachte. Schon wenige Monate in diesem Team hatten ihm gezeigt, dass es die richtige Entscheidung gewesen ist. Auch sein Teamkollege war nett und hatte ihn mit offenen Armen empfangen. Seb wusste, dass er der Grund war, wieso Checo seinen Platz verloren hatte, doch hatte der Mexikaner ihm versichert, dass er es Seb nicht übel nehmen würde. Dieser hatte einen Platz bei Red Bull bekomnen, wo er sein ganzes Talent zeigen konnte - insofern das Team ihn ließ. Trotzdem wirkte Checo glücklich mit seinem neuen Team und mit Max, seinem neuen Teamkollegen. Max, Red Bull's Golden Boy - so wie Seb es einmal gewesen war. Von daher kannte er den Druck, der auf Max lag, wobei dieser mit sozialen Medien noch viel mehr sein musste als zu seiner Zeit in dem Team.
Max. Weiterhin grübelnd sammelte Seb seine Sachen zusammen und verabschiedete sich von den Mitarbeitern und seinem Teamkollegen, danach fuhr er ins Hotel. Doch die gesamte Fahrt über kreisten seine Gedanken um den Niederländer. Seb wollte ihm helfen, doch wusste nicht wie er dies bewerkstelligen sollte. Zu dem Niederländer verband ihn keine tiefergehende Freundschaft, auch wenn sich die beiden gut verstanden und einander respektierten. Er schrieb Hannah, dass er in fünf Minuten fertig sei, danach sprang er unter die Dusche und zog sich um.
Lächelnd nahm er den Anruf seiner Frau entgegen, sofort tauchten die Gesichter seiner Kinder auf dem Display auf. Wieder einmal realisierte er, wie sehr er seine Familie vermisste, wenn er durch die Weltgeschichte reiste. Stolz verfolgte er, wie seine Kinder ihm Dinge erzählten, die sie neu gelernt hatten und ihm Bilder zeigten, die sie für ihn gemalt hatten. Manchmal wünschte er sich, dass er einen Beruf hätte, der ihm erlauben würde seine Kinder häufiger zu sehen, doch genauso sehr liebte er die Formel eins. Es würden ohnehin nur noch wenige Jahre sein, in denen er aktiv fahren würde, danach würde er sich zur Ruhe setzen.
Schneller als ihm lieb war musste er sich von seinen Kinder wieder verabschieden, da diese ins Bett gehen mussten. Nachdem er sie alle ausführlich verabschiedet hatte, wartete er darauf, dass Hannah wieder ans Telefon kommen würde. Seine Gedanken schweiften wieder zu Max ab, welcher ein paar Zimmer weiter saß und Gott weiß was tat. „Seb?", holte ihn die Stimme seiner Frau wieder aus seinen Gedanken. Er schüttelte den Kopf und räusperte sich. „Tut mir leid, ich war mit den Gedanken woanders.", entschuldigte er sich. „Das habe ich gesehen.", lachte Hannah. „Geht es um das Team?", fragte sie im Anschluss. „Nein, nicht wirklich. Es läuft gut, auch wenn immer Luft nach oben ist.", antwortete er. „Da ist er wieder - mein perfektionistischer Ehemann.", zog Hannah ihn liebevoll auf, was ihn lächeln ließ. „Es geht um Max.", offenbarte er schließlich, am besten konnte er mit Hannah über sowas reden. Sie hatte immer ein offenss Ohr und einen guten Rat. Seb sah, wie seine Frau hellhörig wurde. Sie wusste nur zu genau, wie er in solchen Sachen tickte.
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𝑺𝒉𝒐𝒓𝒕 𝑺𝒕𝒐𝒓𝒊𝒆𝒔
RomanceVolle Power, nervenzerreißende Action und echte Gefühle: Diese Kurzgeschichten nehmen dich mit auf die wilde Fahrt durch die Welt der Formel 1 - und erzählen dabei von überwiegend homosexuellen Paaren, die nicht nur auf, sondern auch neben der Strec...