68. Max Verstappen x Mick Schumacher

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Schon seitdem sie denken konnten, waren sie unzertrennlich. Kennengelernt hatten sie sich durch ihre Väter, welche seit vielen Jahren eine enge Freundschaft miteinander pflegten. Michael und Jos hatten sich auf einer Kartbahn kennengelernt, wo sie stets zum Spaß ein Rennen gegeneinander fuhren. Nie nahmen sie dem anderen das Ergebnis krumm, auch nicht, als sich herausstellte, dass Michael der talentiertere Fahrer von ihnen war. Bei einem Bier saßen sie zusammen und philosophierten, wie ihre Zukunft aussehen würde. Für den professionellen Motorsport waren sie mittlerweile zu alt, doch malten sie sich aus, was geschehen wäre, wenn sie es doch geschafft hätten. Als sie erfuhren, dass ihre Frauen zu einer ähnlichen Zeit schwanger waren, war ihnen unabhängig voneinander bewusst, dass auch ihre Kinder eines Tages Freunde werden würden. Nachdem sie diese Nachricht erhalten hatten, philosophierten sie darüber, welcher ihrer beiden Söhne erfolgreicher wäre, sollten sie sich für den Motorsport interessieren. Corinna machte sehr schnell klar, dass ihr Sohn auf keinen Fall dazu gezwungen werden würde und auch Sophie schloss sich dieser Meinung an, so dass ihren Männern die Hände gebunden waren. Das Wort ihrer Frauen war Gesetz und es würde nichts bringen mit ihnen darüber zu diskutieren; diese Diskussion würden sie ohne Zweifel verlieren.

Als Max auf die Welt kam, nahm Michael eine Rolle als Onkel ein, derer er sich gerne annahm. Zwei Jahre später fand sich Jos ebenfalls dieser Position für Mick. Ihre Kinder wuchsen heran, so oft wie möglich trafen sie sich, so dass Mick und Max miteinander spielen konnten. Zunächst sprach weder Max Deutsch noch Mick Niederländisch, doch diese Sprachprobleme beeinträchtigten sie bei den gemeinsamen Spieletreffen kein Stück. Mit Händen und Füßen kommunizierten sie miteinander, bis diese Sprachbarriere durchbrochen war. Je älter sie wurden, desto weniger war ihre Kommunikation eingeschränkt, doch desto uninteressanter wurden ihre Spieletreffen. Noch immer sahen sie sich regelmäßig, doch vertrieben sich die Zeit mit anderen Dingen. Ihre Interessen überschnitten sich weitestgehend, auch wenn sich mit zunehmenden Alter herausstellt, dass sie vom Charakter nicht unterschiedlicher sein könnten. Während Max mit Beginn der Pubertät immer extrovertierter wurde, wurde Mick immer introvertierter. Max entwickelte sich zu einem Draufgänger, welcher den Mädchen reihenweise die Köpfe verdrehte und nie lange allein blieb, wenn er es nicht wollte. Mick hingegen nahm eine unscheinbare Rolle ein, er stand in dem Schatten des Niederländers, der ihm Schutz bot. Keiner, der zuvor nicht von ihm gehört hatte, würde es wagen etwas in dessen Anwesenheit zu sagen, was ihn verärgern würde. Einmal hatte sich jemand diesen Fehltritt geleistet und noch im selben Moment bemerkt, dass er sich in den Fokus des Ärgers befördert hatte.

Max wurde nicht gewalttätig, das war überhaupt nicht seine Art. Er verabscheute körperliche Handgreiflichkeiten; nur Schwächlinge würden sich so zur Wehr setzten. Nein, Max benötigte diese Form der Gewalt nicht. Max war die Verkörperung der Autorität – seine Präsenz strahlte diese aus, wenn er seine Stimme einsetzte, bemerkte dies selbst der letzte, der ansonsten schwer von Begriff war. Seine Stimme war fest, sie ließ erkennen, dass der Niederländer davon nicht amüsiert war. Zudem bohrten sich diese kristallblauen Augen in das Innerste seines Gegenübers, der von dessen Klarheit fasziniert war. Es war für jeden offensichtlich, woher sein Erfolg bei den Mädchen rührte. Er war die Verkörperung des Ideals eines Freundes, er verkörperte Perfektion. Natürlich war ihm diese Tatsache bewusst, doch würde er nie so weit gehen und mit den Gefühlen dieser Mädchen spielen. Mick hingegen wurde von ihnen nicht wahrgenommen, er verschwand in der Nähe seines besten Freundes. Doch ihn störte diese Tatsache kein Stück, er genoss es. Niemand wagte es sich negativ über ihn zu äußern oder gar ihn zu schikanieren – alle wussten, dass sie andernfalls gewaltige Probleme mit dem Niederländer bekommen würden.

Michaels Erfolge im Amateur Kartsport sicherten ihnen eine sorgenlose Zukunft, ähnlich erging es auch Jos. Zwar stand dieser erfolgstechnisch im Schatten seines langjährigen Freundes, doch konnten sich auch seine Erfolge sehen lassen. Problemlos hätten sie ihre Kinder auf eine luxuriöse Privatschule schicken können, doch dieses Ziel verfolgten sie nicht. Sie wollten ihren Kindern ein normales Leben ermöglichen, sie sollten so bodenständig wie eben möglich aufwachsen. Keiner von ihnen bestrebte bei der Erziehung ihrer Söhne das Ziel, eines der Elternteile zu werden, den der Name der Schule des Kindes wichtiger war als die mentale Gesundheit. Es war kein Geheimnis, dass wohlhabende Familien viel mehr um ihren Ruf besorgt waren als um ihre Kinder. Diese wurden instrumentalisiert und an die dekadentesten Schulen geschickt, deren monatliche Schulgebühr das Einkommen eines normalen Bürgers war.  Unter diesem Druck zerbrach selbst das stärkste Kind, sie flüchteten sich in den Konsum von Rausch- und Betäubungsmitteln; Alkohol- sowie Drogenkonsum war ebenso alltäglich wie Zigarettenabhängigkeit bei Kindern, die dafür viel zu jung waren. Diese Kinder erfuhren keinerlei oder nur sehr wenig Liebe durch ihre Eltern; Michael und Jos wollten ein anderes Leben für ihre Kinder.

𝑺𝒉𝒐𝒓𝒕 𝑺𝒕𝒐𝒓𝒊𝒆𝒔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt