A/N: Trigger Warnung! Dieses Kapitel wird - erneut - über den (plötzlichen) Tod geliebter Menschen beinhalten. Jeder, dem dieses Thema zu nahe geht, bitte ich dieses Kapitel zu überspringen und bis zum nächsten OS zu warten.
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Geräuschvoll zog er immer wieder die Luft in seine Lungen, bevor er sie ebenso geräuschvoll wieder ausstieß und sich seine Nasenlöcher weiteten. Er versuchte ruhig zu bleiben, Verständnis zu zeigen und nicht laut zu werden - doch mit jeder Minute wurde sein Geduldsfaden spürbar kleiner und er merkte, wie die Wut immer mehr in ihm brodelte. Es tat ihm schon im Vorfeld im Herzen weh für die Worte, die er kurz davor war zu sagen, doch verlor er die Kontrolle über sich und sein - normalerweise erzogenes - Mundwerk. „Jetzt stell dich doch nicht so an.", fuhr er seinen Freund Harsch an, der kurz zusammenzuckte und ihn danach ebenso verletzt wie erstaunt anschaute. „Ich stelle mich nicht an.", schoss dieser merkbar getroffen zurück und vergrößerte die bereits existierende Distanz zwischen ihnen immer weiter. Dies hatte er zuvor noch nie getan, ein deutliches Zeichen seiner Kränkung. „Weißt du, wie es aussieht, wenn ich mich wirklich anstellen würde? Nein, woher auch?", nahm dieser langsam an Fahrt auf und wurde zunehmend röter im Gesicht. Noch wenige Minuten und er würde einer prallen Tomate gleichen, was ihm große Sorge bereitete. „Mick hat nie so mit mir gesprochen, er hat mich nie als wehleidig und schwach dargestellt. Ganz im Gegensatz dazu, wie du mich offenbar siehst. Interessant zu sehen, wie du über mich denkst.", platzte es aus Dennis heraus.
„Ich bin nun auch mal nicht Mick, Gottverdammt. Ich bin nicht der perfekte Junge, für den du mich offenbar hälst und den du erwartest. Ich bin nicht der Junge, der immer ruhig bleibt und nie seine Beherrschung verliert, egal wie sauer er eigentlich ist. Ich bin nicht wie er und ich werde auch niemals wie er sein. Und überhaupt, seitdem vergleichst du mich mit ihm?", schrie Arthur nun seinerseits, die bereits existierende Wut keimte immer weiter und aufhaltbar in ihm auf. „Ich vergleiche dich nicht mit ihm, das ist überhaupt nicht möglich. Ihr seid zwei vollkommen unterschiedliche Menschen, Arthur. Es wäre euch beiden gegenüber nicht fair einen Vergleich zu ziehen, zumal es absolut dämlich wäre.", wies Dennis ihn in die Schranken. „Du hast uns gerade verglichen, Dennis, ob es dir nun aufgefallen ist oder nicht. Warum bist du dann überhaupt mit mir zusammen, wenn ich in deinen Augen nichts richtig machen kann? Wieso kommst du dann wieder jeden Tag zu mir zurück, wenn ich ein solch schlechter Mensch bin, hm? Wieso sagst du mir dann jeden gottverdammten Tag, dass du mich liebst, wenn du mich nicht für den Mensch akzeptieren kannst, der ich nun einmal bin. Dann geh doch zu deinem perfekten Mick zu-", und da biss er sich ganz gewaltig auf die Zunge, das der Schmerz durch seinen gesamten Körper zog. Er sagte sich, dass das Karma ihn direkt getroffen hatte.
Noch während er den Satz sprach, erkannte er den Umschwung in Dennis' Gesicht. Die Wut war verflogen, nun blickte er ihn mit traurigen Augen an. Arthur trat einen Schritt auf ihn zu, doch Dennis wich zurück. „Sag sowas nie wieder.", kam es ihm zitterig über die Lippen, bevor seine Stimme brach. „Dennis, ich wollte das nicht sagen, bitte glaube mir. Ich war sauer und-", doch weiter kam er nicht, als Dennis seine Hand hob und ihm abrupt ins Wort fiel. „Und weiter nichts. Keine Wut der Welt gibt dir das gottverdammte Recht meinen toten Freund in unseren Streit einzubringen. Du kannst über mich sagen was immer du auch möchtest, das interessiert mich nicht wirklich, aber ihn lässt du da verdammt nochmal raus. Du wirst nie wieder so über ihn reden." Dennis' Augen waren nur noch ein schmaler Schlitz, die Lippen waren zusammengepresst - ein deutliches Zeichen dafür, dass der Monegasse die Grenze eindeutig überschritten hatte. „Dennis-" „Nein, nichts Dennis. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr es schmerzt, wenn du seinen Namen nennst. Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mich dabei fühle, wenn du so über ihn redest. Du kannst dir diese unerträglichen Schmerzen nicht vorstellen, mit denen ich nun leben muss obwohl ich nicht weiß, ob ich jemals dazu in der Lage bin."
Dennis sackte ohne Vorwarnung in sich zusammen, die letzte Kraft verließ seinen Körper und er lag wie ein Häufchen Elend am Boden. Langsam ging Arthur auf ihn zu, stets darauf bedacht auf die Körpersprache seines Freundes zu achten, die ihn zurückweisen würde. Doch entgegen seiner Erwartungen kam keine Regung, stattdessen vermahm er das laute, herzzerreißende Schluchzen. Die letzten Schritte ging er ein wenig zügiger, bis er bei dem Norweger ankam und ihn in seine Arme nahm. Dennis klammerte sich in sein Oberteil, wobei er ein Stück seiner Haut erwischte und weinte hemmungslos. Ein wenig überfordert mit der Situation strich der gebürtige Monegasse über dessen Rücken und spendete ihm stumm Beistand. Die Zeit verging bis Dennis sich wieder gefasst hatte und keine weiteren Tränen aus seinen Augen strömten. Seine Atmung hatte sich wieder normalisiert, Dennis hatte sich wieder unter Kontrolle. „Es tut mir so leid, Baby. Ich wollte dir keinen Schmerz zufügen.", kam es Arthur reuevoll über die Lippen, während er sanfte Küsse auf die mittlerweile schwitzige Stirn des Norwegers hauchte. „Ich weiß, ich wollte dich nicht anschreien. Es tut nur so unglaublich weh über ihn zu reden, besonders in einer solchen hitzigen Situation.", erwiederte Dennis schwach.
„Es ist albern, oder? Mick ist mittlerweile seit zwei Jahren tot und der Schmerz ist noch immer derselbe, wie direkt nach der Botschaft.", kam es Dennis nach einer langen Zeit des Schweigens über die Lippen. „Du hast ihn von ganzem Herzen geliebt. Es schmerzt immer einen geliebten Menschen zu verlieren, insbesondere dann, wenn es so unvorhersehbar und plötzlich kommt. Der Schmerz wird für immer bei dir bleiben, aber er wird erträglicher werden. Du wirst Mick für immer in deinem Herzen tragen und du wirst dich an die schönen Momente mit ihm erinnern. Und genau diese Momente werden dir bei der Linderung dieser Schmerzen helfen, ich verspreche es dir.", flüsterte Arthur und meinte jedes dieser Worte ernst. „Glaubst du, ich werde jemals wieder auf ein Motorrad steigen können, ohne eine Panikattacke zu erleiden? Glaubst du, dass ich jemals wieder diese Höllenmaschinen anschauen kann, ohne mir zu wünschen, dass sie nie existiert hätten, weil sie mir meinen Freund geraubt haben? Nein. Weil mich das immer daran erinnern wird, das es mir meinen Freund genommen hat. Jedes Wochenende setzen wir uns in die wohl schnellsten Autos dieser Welt, eine Unachtsamkeit und wir sehen die Radieschen von unten, doch nur Motorräder machen mir Angst.", erwiederte Dennis und schaute ihn mit matten Augen an. „Das wirst du vielleicht nie wieder tun, aber dazu zwingt dich auch kein Mensch dieser Welt.", flüsterte Arthur sanft.
„Ich hätte ihm zuhören sollen, Arthur. Aber ich habe es nicht. Ich war sauer auf ihn, habe seine Anrufe und Nachrichten ignoriert, weil ich dachte er würde es aufgeben. Mir hätte klar sein sollen, dass er nicht aufgeben wird - es war Mick. Ich habe ihn so sehr verletzt, dass er als letzten Ausweg zur Flasche gegriffen hat. Er hat nie gerne Alkohol getrunken und danach ist er wegen mir alkoholisiert Motorrad gefahren. Er hatte wegen mir seinen Unfall. Er ist wegen mir gestorben. Und ich bereue es seit zwei Jahren, dass ich ihm damals nicht die Möglichkeit gegeben habe mit mir zu reden und sich zu erklären. Hätte ich mich anders verhalten, würde er noch immer leben und nicht irgendwo unter der Erde verrotten, wo er in einigen Jahren vergessen wird. Zumindest noch nicht jetzt. Er hätte sein Leben genießen und viele Erfahrungen sammeln sollen, doch dazu hatte er nie wieder die Chance. Er ist in dem Glauben gestorben, dass ich ihm nicht verzeihen würde und ich hatte nie die Gelegenheit ihm zu sagen, dass ich ihm alles verzeihen würde.", schluchzte Dennis, während neue Schuldgefühle in ihm aufkeimten und in Form von Tränen seinen Körper verließen.
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𝑺𝒉𝒐𝒓𝒕 𝑺𝒕𝒐𝒓𝒊𝒆𝒔
RomanceVolle Power, nervenzerreißende Action und echte Gefühle: Diese Kurzgeschichten nehmen dich mit auf die wilde Fahrt durch die Welt der Formel 1 - und erzählen dabei von überwiegend homosexuellen Paaren, die nicht nur auf, sondern auch neben der Strec...