30. Dennis Hauger x Arthur Leclerc

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Dezember

Träge und vollkommen erschöpft schleppte Arthur sich nach Hause, schloss die Haustür und ließ sich nur wenige Augenblicke später auf das einladende Sofa im offenen Wohnzimmer fallen. Er hatte wieder eine anstrengende Nachtschicht gearbeitet, heute schienen die Kunden ihn besonders reizen zu wollen und auf Krawall gebürstet zu sein. Immer wieder wurde sein Geduldsfaden auf die Probe gestellt, noch wenige Stunden und er wäre vermutlich vollständig gerissen. Sein Glück war, dass sein Arbeitskollege für die nächste Schicht früher als geplant kam und ihm von der lästigen Kundschaft vom Hals gehalten. Somit konnte er früher gehen, was für alle Anwesenden vermutlich die beste Entscheidung war und für ihn eine große Entlastung. Er war sich sicher, dass er für nichts hätte garantieren können. Zwar hatte er sich größtenteils unter Kontrolle, doch auch er war nur begrenzt strapazierfähig.

Kaum das er auf dem Sofa lag und jegliches Gefühl der Anspannung von ihm abfallen konnte, fielen ihm auch schon die Augen zu und er sank in einen tiefen Schlaf, welcher - entgegen seiner Gebete - nicht lange dauern sollte. Schon seit Monaten plagten ihn Albträume, schon seit Monaten konnte er deswegen nicht mehr richtig schlafen. Jeden Tag fühlte er sich komplett gerädert, fühlte sich leer, ausgelaugt und am Ende seiner Kräfte, doch wollte er mit niemandem darüber reden. Er wollte niemandem zur Last fallen und fraß seine Probleme in sich hinein. Angefangen hatte es, als er seiner Familie offenbart hatte, dass er homosexuell war und diese ihn daraufhin verstoßen hatte. Einzig allein seine beiden größeren Brüder hielten noch Kontakt zu ihm und unterstützten ihn, wo sie nur konnten.

Panisch wachte Arthur nach nur zwei Stunden Schlaf wieder auf. Instinktiv griff er sich an seine Brust und fühlte seinen Herzschlag, welcher schneller war als normal, er raste unkontrolliert. Sein Hals fühlte sich so an, als würde er jeden Moment ersticken. Ihm schossen die Tränen in die Augen und versuchte sich wieder zu beruhigen. Er versuchte seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen, doch dieser Versuch scheiterte kläglich. Diese Tatsache führte dazu, dass seine Panik immer weiter anstieg. Er verlor die Kontrolle über seine Extremitäten. Arthur zitterte. Alles in ihm krampfte. Er wünschte sich, dass jemand hier wäre. Er wollte jemanden da haben, der ihm helfen würde. Der ihn nicht alleine lassen würde. Der für ihn da wäre. Der ihm Halt bieten würde. Doch Arthur war alleine. Niemand war Zuhause, Dennis war unterwegs. Sein Mitbewohner studierte, im Gegensatz zu Arthur. Sie lebten aneinander vorbei, Arthur schlief, wenn Dennis wach war und Dennis schlief, wenn Arthur wach war. Die beiden verstanden sich gut, doch sonderlich viel Zeit verbrachten sie nicht miteinander.

So in seiner Panikattacke gefangen bekam Arthur nicht mit, wie sich die Haustür öffnete und kurze Zeit später wieder schloss. Dementsprechend erschrocken war er, als er eine Person hinter sich ausmachen konnte. Wenig beruhigt stellte er fest, dass diese Person niemand geringes als sein Mitbewohner war, welchen er in der Universität erwartete. Woher sollte er auch wissen, dass die Heizung ausgefallen war und die Studenten daraufhin nach Hause geschickt wurden? Woher sollte er wissen, dass Dennis ein ungutes Gefühl hatte und sich ohne Umwege auf den Weg nach Hause gemacht hatte? Es war ihm in dem Moment egal, wieso Dennis war - er war erleichtert, dass jemand da war und ihn nicht alleine ließ.

Dennis hatte sich sofort hinter Arthur gesetzt und ihn an seine Brust gezogen. Zu seinem Glück hatte er sämtliche Krankenhausserien konsumiert und wusste, was er tun sollte - zumindest hoffte er das. „Arthur, konzentriere dich auf meine Atmung und nichts anderes, okay? Wir werden jetzt gemeinsam atmen. Ich bin da, du bist nicht alleine.", wies er ihn an und hoffte, dass Arthur ihn verstehen konnte. Er griff nach Arthur's Hand und legte diese zusammen mit seiner auf das Herz des Monegassen. Dennis fing an tief ein- und auszuatmen und hoffte, dass Arthur seinem Beispiel folgen würde. Wenige Atemzüge später bemerkte er, wie sein Mitbewohner seine Atemzüge kopierte und spürbar entspannter wurde. Mit seiner freien Hand strich Dennis Arthur durch die Haare und sprach leise auf ihn ein. Arthur sollte wissen, dass er nicht alleine war und Dennis für ihn da war.

𝑺𝒉𝒐𝒓𝒕 𝑺𝒕𝒐𝒓𝒊𝒆𝒔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt