Tag vierhundertdreiundzwanzig. Ein weiterer Tag, den er in seinem Kalender strich und in wenigen Stunden endlich der Tag anbrechen würde, auf den er sich schon so lange freute. Mit einem weiteren Blick auf das Datum, welches er mit einem roten Stift umkreist hatte, schloss er zufrieden die Augen und dachte an das bevorstehende Ereignis. All die Monate und Stunden, die sie in die Planung gesteckt hatten, würden morgen ihr krönendes Finale finden. In den vergangenen Tagen war er nervös gewesen und immer wieder überprüft, ob sie alle Eventualitäten mit eingeplant hatten und zerbrach sich den Kopf darüber, dass alles klappen würde, wenn der große Tag bevorstand. Immer wieder hatte seine Familie ihm versichert, dass alles gut werden würde und er sich keinen Kopf machen brauche, doch lag eben dieser Charakterzug in seiner Natur. Er zerbrach sich über jede Kleinigkeit den Kopf und analysierte auch das kleinste Detail, bis es nicht weiter zu zerlegen war. Gestern hatte er sich fest vorgenommen sich zu entspannen und die Finger von der Planung zu lassen, um nicht gestresst in den wohl wichtigsten Tag seines Lebens zu starten. Dieser würde ohnehin anstrengend genug werden, da benötigte er so viel Entspannung, wie es ihm nur irgendwie möglich war. Ihm fiel kein Tag ein, vor dem er nervöser war als vor morgen. Es gab viele Momente in seinem Leben, in denen er nervös gewesen war, doch keines dieser Erlebnisse erreichte das Level an Nervosität, welches sich seit Wochen durch seinen Körper zog. Nicht einmal vor seinem Debüt in der Königsklasse des Motorsports war er so aufgeregt gewesen, wie vor dem Tag, an dem er den Nachnamen eines anderen Mannes annehmen würde und fortan an dessen Seite stand – komme was wolle.
Wie jeder Mensch hatte er sich sein gesamtes Leben lang vorgestellt, wie es wohl einmal sein würde, wenn er die wichtigste Frage aller Fragen gestellt bekäme. Er hatte sich durch seine rosarote Brille das Idealbild eines Antrags ausgemalt, doch kam dieses nicht im Geringsten an den Antrag an, den Alex geplant hatte. Mit Tränen in den Augen hatte er den Thai-Briten angeschaut, während dieser ihm die schönste Liebeserklärung machte, die es wohl gab und hatte ohne zu zögern „Ja" gesagt, als er gefragt wurde, ob er der Mann an Alex Seite sein wolle. Immerzu hatte er den Ring an seiner Hand bestaunt, welcher nicht pompös aber dennoch wunderschön war. Dieser Ring spiegelte ihre Beziehung miteinander wider und er hätte sich keinen schöneren Ring vorstellen können, welchen er nahezu ausnahmslos an seiner Hand trug. Lediglich zu den Zeiten, in denen er in seinem McLaren Boliden saß und über die Rennstrecken der Welt flog, legte er ihn ab und fühlte sich nackt. Jeder Tag seit seinem Antrag verbrachte er auf Wolke sieben; ein Glücksgefühl durchrauschte ihn täglich und er fühlte sich von der Welt unantastbar. Nur wenige Wochen nach ihrer Verlobung waren sie mit dieser Nachricht an die Öffentlichkeit gegangen, so dass ihre Beziehung publik wurde. Aufgrund von neugierigen Beobachtern war die Veränderung an den Händen des Briten aufgefallen, welche dafür eine Erklärung suchten. Es hatten sich wilde Gerüchte um diesen Ring gebildet, so dass sie diesen ein für alle Mal ein Ende setzen wollten. So sehr es ihnen auch vor den Reaktionen der breiten Masse graute, so sehr freuten sie sich diese freudige Botschaft mit der Welt zu teilen. Doch die Veröffentlichung ihres Status sollte sie nicht definieren; sie hielten weiterhin ihre Beziehung weitestgehend aus der Öffentlichkeit hinaus und gaben nur wenige Einblicke in ihr gemeinsames Leben. Sie wussten zu gut, dass es Menschen gab, die mehr davon sehen wollten und dafür einige Grenzen überschritten, doch wollten sie sich von diesen Menschen nicht gedrängt fühlen. Alles, was sie taten, wollten sie aus freien Stücken tun und nicht auf den Druck der Außenwelt hin.
Der Wecker zog ihn aus dem Schlaf und er wusste, dass nun endlich der Tag gekommen war, auf den er sich so lange freute. Mit der besten Laune verließ er sein Bett und stellte sich unter die Dusche, um für den wichtigsten Tag seines Lebens perfekt auszusehen. Sein Herz sehnte sich nach Alex; er wünschte sich, dass sein Verlobter bei ihm wäre, doch wollten sie diese gebräuchliche Tradition einhalten und so verbrachten sie die letzte Nacht vor ihrer Eheschließung getrennt voneinander. Erst vor dem Altar würden sie sich wiedersehen und fortan würde sie nichts weiter voneinander trennen; ein Wissen, auf welches sie sich schon so lange freuten. Nach rund zwanzig Minuten, in denen er jeden Teil seines Körpers ausgiebig gereinigt hatte, verließ er die warme Dusche und setzte sich ins Wohnzimmer, um zu frühstücken. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass in einer halben Stunde seine Eltern und Trauzeugen aufkreuzen würden, um ihm bei den letzten Vorbereitungen für den heutigen Nachmittag zu helfen. Genüsslich kaute er sein Brötchen und blickte durch die große Fensterfront auf die Wiese, auf welcher die Kühe wohlig grasten. Alex und er hatten sich auf den ersten Blick in dieses Haus verliebt und nicht lange gezögert, bis sie es ihr Eigenheim nennen konnten. Eines Tages würden ihre Kinder durch den großen Garten tollen, während sie mit einer Tasse Tee auf der geräumigen Terrasse saßen und ihnen dabei zuschauten. Bei dieser Vorstellung lächelte Lando unwillkürlich und schreckte zusammen, als ein Klingeln durch das Haus schellte. Eilig stand er auf, um seinen Eltern die Tür zu öffnen. Er wusste, dass sein Mutter noch nervöser war als er, doch konnte er ihr dies nicht im Geringsten verübeln. Keine zehn Minuten später trafen Daniel, Carlos und Max ein, die sich dazu bereit erklärt hatten, seine Trauzeugen zu sein. Er hätte sich gewünscht, dass auch George dabei sein würde, doch wurde dieser von seinem zukünftigen Ehemann in Beschlag genommen. Zudem hatte er sich Yuki und Logan an die Seite geholt, die ihn zusätzlich unterstützen würden.
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𝑺𝒉𝒐𝒓𝒕 𝑺𝒕𝒐𝒓𝒊𝒆𝒔
RomantikVolle Power, nervenzerreißende Action und echte Gefühle: Diese Kurzgeschichten nehmen dich mit auf die wilde Fahrt durch die Welt der Formel 1 - und erzählen dabei von überwiegend homosexuellen Paaren, die nicht nur auf, sondern auch neben der Strec...