Die anschließende Feier verlief nicht so, wie es über die letzten Monate geplant hatte, doch hieß dies keineswegs, dass sie nicht weniger Spaß hatten. Bis in die frühen Morgenstunden wurde getanzt, gelacht und sich an dem köstlichen Buffett bedient. Das Brautpaar konnte kaum die Finger voneinander lassen und tauschten über den Abend hinweg immerzu Intimitäten miteinander aus, wobei sie sich wie frisch verliebten anschauten. Obwohl er dieses erklärende Gespräch hinter sich bringen wollte, schien es keine ruhige Minute zu geben, in der er dies tun konnte. Erst im frühen Morgengrauen hatte auch der letzte Gast den Heimweg angetreten, so dass auch die beiden Gastgeber vollkommen übermüdet ins Bett fielen. Als Lando die Tür zum gemeinsamen Eigenheim mit Alex öffnete, fielen ihm sofort die Veränderungen auf. Sämtliche Gegenstände, die dem Thai-Briten einst gehörten, waren verschwunden und hinterließen einen leeren Anblick. Die gemeinsamen Bilder an den Wänden, welche sie liebevoll platziert hatten, waren nun reduziert vorzufinden und auch der Kleiderschrank bot neunen Stauraum. Lando war sich sicher, dass ihm noch mehr Veränderungen in den anderen Räumen des Hauses auffallen würden, doch sehnte er sich in diesem Moment nach Schlaf. Daniel und er schliefen nebeneinander ein; sie teilten sich das Bett, welches er einst mit dem Williams-Fahrer ausgesucht hatten und in welchem sie viele intimen Momente teilten. Es fühlte sich seltsam an dieses nun mit einem anderen Mann zu teilen, doch war das Gefühl, welches dieser ihm vermittelte, viel schöner. Er kuschelte sich an dessen Brust und fixierte ihn mit seinem Bein, welches er über dessen Hüfte legte, während der Australier behütend den Arm um ihn legte. Sie lagen noch einige Minuten wach, in denen sie nichts sagten, bevor der Schlaf die Macht über sie gewann.
Nur wenige Stunden später waren sie wieder wach, da die Sonne in den Raum fiel. Lando beobachtete, wie die feinen Staubkörner im Sonnenlicht tanzten, während er die Nähe zu seinem Ehemann genoss. „Guten Morgen.", erklang es irgendwann von diesem, woraufhin er ein Stück von ihm abrückte, um ihm in die Augen sehen zu können. Bei diesen Anblick lächelte er verstohlen und verband ihre Lippen zu einem kurzen Kuss. „Guten Morgen.", erwiderte er und nahm seine ursprüngliche Position erneut ein. Wieder verfielen sie in ein Schweigen, welches in keinem Falle unangenehm war; erst das Grummeln in dem Magen des Briten durchbrach diese Stille. „Hat da etwa jemand Hunger?", neckte der Australier ihn und pikste ihm neckend in den Bauch. „Den habe ich tatsächlich. Wie sieht es bei dir aus?", erwiderte er, doch Daniel antwortete nicht. Vorsichtig schob er den Briten von sich, bevor er aus dem Zimmer verschwand. Lando beobachtete fasziniert den durchtrainierten Körper seines Ehemannes und biss sich auf die Lippe, ehe er sich wieder in die Kopfkissen fallen ließ. Sein Blick fiel nach draußen, wo er die Kühe grasen sah und die Bienen aufgeregt durch die Gegend flogen. Einige Minuten später hatte seine Aufmerksamkeit einen anderen Fokus, als Daniel mit Frühstück durch die Tür kam. Er beobachtete die Leckereien, welche der Australier in Windeseile zubereitet hatte, während dieser wieder unter die Bettdecke kroch. „Guten Appetit.", nuschelte der Brite mit vollem Mund, woraufhin Daniel lächelte. „Guten Appetit." Auch er griff sich etwas und füllte seinen Magen. „Wollen wir über gestern reden?", fragte er schließlich, während Lando auf einer Erdbeere kaute und nur nicken konnte. „Habe ich dich zu sehr überrascht?", wollte Daniel wissen und machte einen unsicheren Eindruck auf ihn, welchen er bei seinem ehemaligen Teamkollegen zuvor noch nie gesehen hatte. „Ich weiß es nicht. Weißt du, all die Planung, die Alex und ich in diesen Tag gesteckt haben, hat er innerhalb weniger Sekunden vollkommen über Bord geworfen und zunichte gemacht." Daniel nickte.
„Das soll keineswegs heißen, dass ich meine Entscheidung bereue.", entschärfte Lando seine Worte, woraufhin er erneut die Aufmerksamkeit seines Ehemanns hatte. „Weißt du, vor wenigen Stunden hätte ich Alex noch dafür würgen können, dass er mich so stehen lässt und doch bin ich jetzt dankbar, dass er diesen Schlussstrich gezogen hat." Daniel hörte aufmerksam zu, während der Brite nach den passenden Worten suchte, um seine Gefühlslage zu beschreiben. „All die Jahre habe ich mir eingeredet, dass ich diese Zukunft mit ihm haben möchte und sich Gefühle entwickelt haben, von denen ich dachte, es wäre Liebe. Doch in Wahrheit habe ich mich schuldig gefühlt, weil ich ihn all die Jahre angelogen habe. Nicht alles, was seitdem zwischen Alex und mir geschehen ist, bereue ich. Den Antrag, den er mir gemacht hat, war wirklich perfekt und ich bin in dieser Rolle vollkommen aufgegangen, vor allem als wir damit an die Öffentlichkeit gegangen sind. Ein Teil von mir liebte ihn, doch bin ich mir nicht sicher, ob es diese Form von Liebe ist, die man für ein gemeinsames Leben füreinander empfinden sollte." Lando schaute aus dem Fenster. „Weißt du, gestern Morgen saß ich hier und habe mir vorgestellt, wie Alex und ich eines Tages hier sitzen und dabei zuschauen, wie unsere Kinder miteinander spielen. Jetzt wache ich auf und diese Vorstellung wirkt auf mich vollkommen surreal. Die Wahrheit ist wahrscheinlich, dass ich in den letzten drei Jahren nicht wahrhaben wollte, wem mein Herz wirklich gehört. Vieles, was ich seitdem getan habe, geschah aufgrund von Schuldgefühlen, doch manche Momente waren wirklich echt. So echt, dass ich weiter an dieser Lüge festhalten konnte, um Alex und mir eine Zukunft zu schenken. Es hört sich vollkommen absurd an, doch besser kann ich es nicht beschreiben." Daniel legte ihm die Hand auf den Oberschenkel, was dazu führte, dass er ihn wieder anschaute. „Ich verstehe dich." Lando lächelte und beugte sich nach vorne, um den Australier zu küssen. „Danny, auch wenn es vermutlich nicht einfach sein wird, möchte ich, dass du weißt, dass ich nichts bereue. Meine Gefühle für dich sind echt und ich hätte die Beziehung zu Alex viel früher beenden müssen. Die letzten Jahre war ich keinem von euch gegenüber fair." Lando schluckte schwer und wollte sich wieder abwenden, doch der Australier hielt ihm davon ab, indem er ihm beide Hände an die Wangen legte und ihn durchdringend anschaute.
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𝑺𝒉𝒐𝒓𝒕 𝑺𝒕𝒐𝒓𝒊𝒆𝒔
RomanceVolle Power, nervenzerreißende Action und echte Gefühle: Diese Kurzgeschichten nehmen dich mit auf die wilde Fahrt durch die Welt der Formel 1 - und erzählen dabei von überwiegend homosexuellen Paaren, die nicht nur auf, sondern auch neben der Strec...