Kapitel 13

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Severus hatte angeboten, Lysanna heut Abend für den gemeinsamen Rundgang abzuholen. Er hätte sich nie verziehen, wenn ihr auf dem Weg zu seinem Büro etwas zugestoßen wäre. Mit dem Wissen, welche Angst sie vor Schlangen hatte und der Gewissheit, dass ein Basilisk im Schloss frei herum kroch, hatte er sich vorgenommen ein Auge auf sie zu haben. Erfreut hatte er Dumbledores Plan für das Wochenende zur Kenntnis genommen. Auch wenn die Situation mehr als beunruhigend war, freute er sich dennoch darauf die kommenden Nächte gemeinsam mit ihr verbringen zu können. Das vorsichtige Lächeln in ihrem Gesicht, als Dumbledore die Einteilung vorgenommen hatte, hatte ihn darin nur bestätigt.

Lysanna saß am Schreibtisch in ihrem Büro. Es war kein sonderlich großer Raum und die Bücherregalen an den Wänden platzen aus allen Nähten, aber zumindest fühlte sie sich hier sicher. Im angrenzenden Klassenzimmer, dass durch eine kleine Tür erreicht werden konnte, würde sie nächste Woche ihre erste Unterrichtsstunde halten müssen. In Anbetracht der jüngsten Ereignisse schien ihr das beinahe absurd, aber Dumbledore hatte beschlossen, die Schüler möglichst wenig zu beunruhigen und den Schulalltag normal weiter laufen zu lassen.

Ein lautes Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken.

"Herein.", rief sie und lächelte, als Severus das kleine Büro betrat. Sofort stieg ihm dieser angenehme Geruch in die Nase. Nach wie vor empfand er es beinahe als beängstigend, wie sehr er sich von dieser Frau aus der Ruhe bringen ließ, aber er versuchte erst gar nicht mehr, seine Gedanken an sie beiseite zu räumen, sondern erlaubte sich diese vorsichtigen Träumereien.

"Professor, wie ich sehe haben sie mein Durcheinander gefunden.", fuhr sie mit einem entschuldigenden Lächeln fort. Einen wunderschönen Lächeln. Durcheinander? Severus fragte sich, was sie meinte, denn außer einigen Büchern, die in Stapeln auf dem Boden lagen, weil in den Regalen kein Platz mehr war, wirkte der kleine Raum sehr aufgeräumt. Vor dem großen Schreibtisch, der mit allerlei Büchern und Pergamentrollen bedeckt war, standen zwei bequem aussehende Sessel und hinter dem Tisch saß Lysanna in einem großen Stuhl und sah ihn mit ihren durchdringenden blauen Augen an.

Snape sah sich in ihrem Büro um. Das Durcheinander war ihr beinahe unangenehm, aber sie hatte eben einfach keinen Platz für all die Bücher. Es machte aber nicht den Eindruck, als würde er sich daran stören, beinahe interessiert ließ der Professor seinen Blick über die unzähligen Buchrücken schweifen. Lysanna beobachtete ihn einen Moment lang, er schien ihre Blicke überhaupt nicht wahrzunehmen.

Es befanden sich einige überaus interessante Bücher in ihrer Sammlung, stellte Severus mit Erstaunen fest. Einige sehr alte Exemplare, die nur schwer zu bekommen waren, aber auch neuere Werke zu den unterschiedlichsten Themen. Sein Blick blieb einen Moment an einem alten Zaubertrankbuch hängen, das es selbst nur zu gut kannte. Er hatte so ein breites Spektrum zugegebenermaßen nicht erwartet.

"Wenn sie die Werke unseres geschätzten Kollegen Professor Lockhart suchen, muss ich sie leider enttäuschen.", riss ihn ihre sanfte Stimme aus seinen Gedanken. Erst jetzt bemerkte er, dass Lysanna unmittelbar neben ihn getreten war und ihn kaum merklich angrinste. Wieder lag dieses herausfordernde Funkeln in ihren Augen. Beinahe, als erwartete sie eine ebenso süffisante Antwort von ihm. Nur zu gern ließ er sich darauf ein.

"Das verwundert mich Professor, wo sie beide sich doch so nahe stehen.", gab er zurück und blieb ernst.

Ihr Plan war also aufgegangen. Sie hatte den Meister der Tränke mit ihrer Bemerkung offenbar aus der Reserve gelockt. Innerlich grinste Lysanna zufrieden, versuchte aber so weit möglich ernst zu bleiben.

"Wie sie sehen platzen meine Regale bereits jetzt aus allen Nähten, also selbst wenn ich wollte, hätte ich einfach keinen Platz für diese Werke.", entgegnete Lysanna und traute sich noch einen Schritt näher an den neben ihr stehenden Professor heran. Sie suchte seine Nähe, weil sie sich mittlerweile eingestehen musste, dass sich aus dem anfänglichen Interesse beinahe schon eine vorsichtige Verliebtheit entwickelt hatte. Lysanna hatte lange darüber nachgedacht, denn eigentlich kamen ihr diese Gefühle absolut verrückt vor, wo sie diesen Mann kaum kannte und kaum ein Wort mit ihm gewechselt hatte, aber die Blicke und die kurzen Momente, die sie zusammen gehabt hatten, waren einfach anders, als alles was Lysanna kannte.

"Alte Runen" eine Severus Snape FF - Snape x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt