"Ja!", die tiefe Stimme jagte Lysanna noch immer einen wohligen Schauer über den Rücken. Mit einem Lächeln im Gesicht betrat sie Severus Büro, der gerade mit strenger Miene über einen Kessel gebeugt stand und in einer Hand offenbar das Rezept zu dem im Kessel befindlichen Zaubertrank hielt.
"Ist das der Wolfsbanntrank für Remus?", fragte Lysanna vorsichtig. Heute Nacht war es soweit und sie konnte nicht leugnen, dass sie ein etwas mulmiges Gefühl hatte. Es war immerhin Jahre her, seit sie Remus zuletzt in seiner Gestalt als Werwolf gesehen hatte. Um genau zu sein hatte sie es bisher nur einmal mit eigenen Augen gesehen...
Mit Severus hatte sie in den letzten Tagen jeden Abend verbracht, bis auf einen Abend, an dem sie Hagrid Gesellschaft geleistet hatte, nachdem seine Unterrichtsstunde mit dem Hippogreif etwas aus dem Ruder gelaufen war. Und selbst danach hatte sie zumindest noch einmal kurz bei Severus vorbeigeschaut. Sie hatten viel geredet, über alle möglichen Dinge, auch über Remus und Severus Vergangenheit und mittlerweile hatte Lysanna das Gefühl, dass sie sich, obwohl die anfängliche Wiedersehensfreude so abrupt nachgelassen hatte, langsam aber sicher wieder näher kamen.
Heute wäre also der erste Abend, oder besser gesagt, die erste Nacht, die sie sich mit Remus um die Ohren schlagen würde. Es war glücklicherweise Freitag, also brauchte Lysanna sich zumindest keine Gedanken um den Unterricht machen. Auch mit Remus hatte sie in den letzten Tagen einige Gespräche geführt, er schien nicht wirklich zu wollen, dass sie ihm heute Nacht Gesellschaft leisten würde, wohl aus Angst davor, dass er sie aus Versehen verletzen könnte. Aber Lysanna hatte sich nicht davon abbringen lassen. Die beiden hatten vereinbart, dass sie sich nach dem Abendessen gegen 20 Uhr in Remus Büro treffen würden. So blieb noch genug Zeit bis zum Erscheinen des Mondes.
"Ja. Ich werde ihm den Trank jetzt bringen. Und ich werde warten, bis er auch den letzten Tropfen davon getrunken hat, ehe ich euch beide allein lasse.", stellte Severus fest. Er machte sich nach wie vor große Sorgen um Lysanna, gerade jetzt wo er langsam begann wieder mit dem Gedanken daran zurecht zu kommen, dass Liebe nicht nur aus Schmerz und Leid bestand, ließ er sie nur ungern allein mit einem Werwolf. Lysanna hatte in den letzten Tagen mehrfach eindrucksvoll bewiesen, dass sie wirklich etwas ganz besonderes war. Noch nie hatte jemand ihm so viel Einfühlungsvermögen entgegen gebracht, wie sie. Selbst Lily nicht, was, auch wenn es ihm schwer fiel diese Erkenntnis zu akzeptieren, wohl einfach daran gelegen hatte, dass Lily in ihm nicht mehr als einen Freund gesehen hatte.
Er musterte Lysanna, die in Anbetracht dessen, was ihr heute bevorstand, selbst etwas unsicher wirkte.
"Hast du Angst?", fragte Severus und widmete einen Moment lang seine ganze Aufmerksamkeit der hübschen Frau in seinem Büro.
"Nein, also...nicht direkt. Nein. Ich...", Lysanna zögerte, "Ich habe keine Angst, nein."
Severus konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie schaffte es immer wieder aufs Neue, ihn zu beeindrucken. Mit ihrem Mut, ihrer Stärke und ihrem trotzdem so unheimlich sanften Wesen. Fasziniert ruhte sein Blick auf ihr.
"Willst du mich weiter anstarren, oder sollen wir uns auf den Weg zu Remus machen?", die Unsicherheit war mit einem Mal aus Lysannas Stimme gewichen und ein süßes Grinsen lag auf ihren Lippen, während sie das Pergament mit dem Rezept für den Wolfsbanntrank studierte. Eine Antwort erwartete sie ganz offenbar nicht.
Nachdem Severus den Trank abgefüllt hatte, machten sie sich schweigend auf den Weg zu Lupins Büro. Kurz bevor sie das Büro erreicht hatten, spürte er Lysannas Hand an seinem Arm.
"Vielleicht wäre es besser, wenn wir nacheinander dort ankommen.", schlug sie vor und sie hatte wahrscheinlich nicht ganz unrecht. Severus hatte nach wie vor keine Lust auf irgendwelche Gerüchte und es war sicherlich keine sonderlich gute Idee, wenn Lupin die beiden zusammen sah. Noch nicht zumindest..
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"Alte Runen" eine Severus Snape FF - Snape x OC
FanficMit Hogwarts verbindet die junge Hexe bislang nur die schönen Erinnerungen ihrer eigenen Schulzeit, aber was passiert, wenn sie jetzt als Professorin an die Schule zurückkehrt? Ich warne euch vor: In dieser Geschichte gibt es keine Liebesgeständnis...