Kapitel 17

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Ihre mittlerweile dritte Okklumentikstunde bei Severus verlief bereits deutlich besser. Lysanna war mittlerweile ziemlich gut darin die Kontrolle zu behalten und zumindest den Zugang zu manchen Gedanken einzuschränken, aber noch weit davon entfernt es gänzlich zu verhindern, dass jemand in ihren Geist eindrang. Die Stunden machten ihr Spaß und auch Severus schien seine Aufgabe Freude zu bereiten.

"Genug für heute Lysanna!", stellte er fest. Er genoss die Zeit mit ihr, auch wenn sie sich zumindest körperlich bislang nicht näher gekommen waren. Auch, wenn er seine Verliebtheit mittlerweile nur schwer leugnen konnte, fiel es ihm trotzdem noch schwer, sich diese Gefühle zu erlauben. Die Angst saß einfach zu tief. Erstaunlicherweise schien Lysanna kein Problem damit zu haben, dass er Zeit brauchte. Sie drängte ihn nicht, ging unwahrscheinlich behutsam mit ihm um, zeigte Verständnis für seine Marotten. Manchmal kam er sich beinahe albern vor, aber es gab Dinge, die er nicht ablegen konnte und auch nicht ablegen wollte. Nie würde er zum Beispiel dulden, dass Schüler sich aufmüpfig oder respektlos verhielten. Er hatte seine eigene Art mit diesen nichtsnutzigen Bälgern umzugehen und das bedeutete eben auch, dass er gelegentlich zu fragwürdigen Methoden griff.

An manchen Tagen rang Severus noch immer mit sich, ob es tatsächlich die richtige Entscheidung wäre, sich auf Lysanna einzulassen. Nicht, weil er ihr nicht vertraute. Nein, diese Zweifel hatte sie mittlerweile gänzlich ausräumen können. Es war die Angst davor, dass sich die Vergangenheit wiederholen könnte. Die Gerüchte darüber, dass der dunkle Lord erstarkte rissen nicht ab und wenn es wirklich soweit kommen würde, stünden ihm schwere Zeiten bevor. Er wollte ihr das ersparen, wollte ihr die Trauer und den Schmerz ersparen, der unweigerlich damit verbunden wäre. Zudem gab es noch ein anderes, nicht ganz unerhebliches Problem, dass zwischen ihnen stand. Seine Vergangenheit als Todesser.

"Wir sehen uns doch heute Abend zur Weihnachtsfeier, oder? Lass mich bitte nicht mit Gilderoy allein!", riss ihn Lysannas Lachen aus seinen Gedanken. Die Weihnachtsfeier. Ja, er hatte eigentlich keine große Lust auf solche Festivitäten, aber es wäre mehr als unhöflich, nicht zu erscheinen.

"Ich dachte er wäre beschäftigt?", fragte Severus skeptisch. Er hatte seit dem Beginn der Ferien kaum einen Gedanken an Lockhart verschwendet.

"Ja, das hatte ich auch gehofft, aber Minerva hat mir erzählt, dass er angekündigt hat, zur Weihnachtsfeier zu erscheinen.", erklärte Lysanna mit einem genervten Tonfall.

Seit dem kleinen Zwischenfall hatte er kein Wort mehr mit Lockhart geredet. Severus konnte sich nicht vorstellen, dass Lockhart sich besonders freuen würde, ihn zu sehen.

"Ich werde da sein. Aber ich garantiere nicht dafür, dass...", bejahte er widerwillig Lysannas erste Frage.

"Severus!", unterbrach sie ihn streng. Sie kannten sich mittlerweile gut genug, um zu verstehen, wie der andere etwas meinte. Severus wäre sogar soweit gegangen Lysanna als eine Freundin zu bezeichnen, auch wenn sie zugegebenermaßen kaum etwas von ihm wusste.

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Die große Halle war für diesen Anlass besonder festlich geschmückt. Dumbledore ließ es sich nicht nachsagen, dass er den Schülern und auch den Lehrkräften, die die Feiertage hier verbrachten, kein schönes Fest bereitete. Von der Decke schneite es, wobei der Schnee nie am Boden ankam, sondern sich bereits vorher in Luft auflöste. Unzählige Kerzen schwebten durch die Halle um im Kamin brannte laut knisternd ein Feuer, dass eine angenehme Wärme ausstrahlte. Anstatt der üblichen langen Tafeln war die große Halle nun mit insgesamt fünf großen runden Tischen ausgestattet. Einen Tisch je für die Schüler eines Hauses und ein Tisch für das Personal. Alle Tische waren festlich eingedeckt, mit schweren goldenen Kerzenständern, umgeben von Tannengrün, in der Mitte des Tisches. Die Kugeln der großen Weihnachtsbäume funkelten im Licht der Kerzen. Allein für diesen Anblick hatte es sich gelohnt hier zu bleiben, dachte Lysanna, als sie die Halle durch die große Tür betrat. Es war wirklich atemberaubend. Sie selbst hatte sich für diesen festlichen Anlass in ein langes dunkelblaues Kleid mit fließenden weiten Ärmeln gehüllt, dass nicht nur die Farbe ihrer Augen betonte, sondern durch den weichen fließenden Stoff auf ihre Figur in Szene setzte, ohne jedoch zu aufregend gekleidet zu sein. Sie mochte dieses Kleid und es schien ihr genau passend für diesen Anlass. Immerhin war sie an einer Schule und es waren Schüler anwesend.

"Alte Runen" eine Severus Snape FF - Snape x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt