Kapitel 23

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Das Klopfen lenkte ihn von seinem Buch ab, in dass er seit einigen Stunden vertieft war. Ein interessantes Werk über einige sehr seltene magische Zutaten, mit Hinweisen, wo diese zu finden waren und welche Wirkungen sie entfalten konnten.

"Herein!", sagte er beinahe genervt. Er hatte eigentlich kein großes Interesse, sich jetzt von seinem Buch abzuwenden.

Die Tür wurde vorsichtig geöffnet.

"Severus?", ertönte Lysannas sanfte Stimme. Sein Gesichtsausdruck erhellte sich für einen Moment, bevor er wieder die übliche strenge Miene aufsetzte.

Unsicher betrag Lysanna den Raum. Irgendetwas hatte sich seit dem gemeinsamen Spaziergang zwischen ihnen verändert. Severus war seitdem wieder sehr in sich gekehrt und Lysanna konnte nur vermuten, dass er sich möglicherweise ähnliche Gedanken machte, wie sie selbst. Sie hatte ihn nicht verunsichern wollen, aber diese Entscheidung konnte sie eben nicht leichtfertig treffen.

Beim Blick in seine dunklen Augen, schlug ihr Herz schneller.

"Ich wollte mich von dir verabschieden.", sagte sie vorsichtig und für einen Moment blitzte etwas Erschrockenes in seinen Augen auf. Endlich stand Severus auf, legte das Buch zur Seite und kam auf sie zu.

"Nicht so, wie du denkst. Ich komme nach den Ferien schon wieder, keine Sorge.", fügte Lysanna lächelnd hinzu. Er nickte nur knapp.

"Severus, bitte...du machst es mir nicht gerade leicht.", vorsichtig zog sie an seinem Ärmel, damit er endlich näher kam.

"Ich weiß, was du denkst. Glaub nicht, mir wäre nicht aufgefallen, dass du mir aus dem Weg gehst.", fuhr Lysanna unbeirrt fort, obwohl Severus sie nur starr musterte. Sie nahm seine Hände in ihre und machte einen Schritt auf ihn zu. Der ausdruckslose Blick wich langsam einem anderen Gesichtsausdruck. Wieder erkannte Lysanna diese Trauer und Unsicherheit in seinen Augen. Immerhin ließ er es sie sehen. Es versetzte ihr einen Stich ins Herz, ihn so zu sehen. Sie wusste genau, dass es ihretwegen war. Ihn so leiden zu sehen, machte sie selbst auch traurig.

"Severus, rede mit mir. Sag mir einfach, was los ist.", bat sie ihn. Sie wollte es von ihm hören, wollte wissen, ob sie mit ihrer Vermutung richtig lag. Es war jetzt vielleicht nicht der passende Zeitpunkt, aber irgendwann mussten sie dieses Gespräch ja wohl oder übel führen.

"Du musst doch gehen. Deine Eltern warten sich bereits auf dich.", versuchte Severus dem Gespräch zu entkommen.

"Ich gehe nicht, bevor du mir nicht sagst, was dich bedrückt. Bitte, Severus", versuchte Lysanna es weiter. Er machte es ihr alles andere als leicht. Sie stand nun direkt vor ihm und hielt noch immer seine Hände fest.

Warum konnte sie nicht einfach gehen. Warum wollte sie unbedingt jetzt dieses Gespräch führen. Sie musste eine Entscheidung treffen. Danach konnten sie reden, aber was würde es jetzt nutzen. Wenn er ihr jetzt von seinen Gefühlen erzählen würde und sie sich dann doch dazu entscheiden würde, zurück ins Ministerium zu gehen, wem wäre dann damit geholfen? Niemandem und schon gar nicht ihm. Er versuchte im Moment einfach so wenig wie möglich über Lysanna nachzudenken, wollte sich einfach ablenken. Es war nicht gerade förderlich, dass sie ihn aus ihren wunderschönen blauen Augen heraus ansah. Ihr Blick sah traurig aus, aber das tat ihrer Schönheit keinen Abbruch.

"Lysanna, es...", Severus tat sich schwer, die richtigen Worte für das zu finden, was er empfand. Sie sah ihn gespannt an.

Er konnte es nicht. Er konnte ihr nicht sagen, was er für sie empfindet.

Ohne zu zögern zog er sie einfach zu sich hin und schloss sie in eine feste Umarmung. Er wollte sie nicht gehen lassen, nicht jetzt und vor Allem nicht am Ende des Schuljahres.

Sie erwiderte seine Umarmung. Obwohl er sich wirklich nach dieser Nähe sehnte, fühlte es sich eigentlich nicht richtig an. Er konnte mit dieser Situation einfach nicht umgehen, mit dieser Ungewissheit.

Lysanna fühlte sich schlecht, diese Umarmung war wohl Severus Versuch ihr zu sagen, dass sie bleiben sollte, ohne es wirklich zu sagen.

"Gib mir diese eine Woche. Ich weiß, dass du verstehst, dass es keine leichte Entscheidung für mich ist. Und ich bin dir mehr als dankbar, dass du trotzdem für mich da bist.", flüsterte sie und sah zu ihm hoch. Die dunklen Augen fixierten sie ausdruckslos.

"Eine Woche Severus. Wenn ich wiederkomme, treffe ich eine Entscheidung.", erklärte Lysanna schweren Herzens. Sie wollte ihm das eigentlich nicht antun, aber sie musste eben auch an sich denken.

"Du solltest jetzt gehen.", stellte Severus noch immer mit ausdrucksloser Miene fest.

Die Worte trafen Lysanna, oder besser, die Art wie er sie sagte. Mit einem Nicken löste sie sich aus der Umarmung und ging in Richtung Tür.

"Lysanna!", sie hielt inne, ohne sich umzudrehen.

"Ich mag dich wirklich sehr.", flüsterte Severus beinahe. Die Worte zauberten unweigerlich ein Lächeln auf ihr Gesicht.

"Ich dich auch.", entgegnete sie uns sah ihn doch noch einmal an, bevor sie endgültig ging.

Warum hatte er es ihr nicht einfach sagen können. Er hatte sie gehen lassen, nein, er hatte sie genau genommen sogar weggeschickt. Er fühlte sich mehr als elend und auch wenn er sich danach wieder seinem Buch widmete, seine Gedanken waren bei ihr.

"Alte Runen" eine Severus Snape FF - Snape x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt