Kapitel 53

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Aber erst, als die Holztür, die Lysannas Räumlichkeiten vom Rest des Schlosses trennte, krachend hinter ihnen ins Schloss fiel, zog Severus sie an sich. Obwohl ihre Kleidung getrocknet war, zitterte Lysanna noch immer. Ihre Augen starrten mit einem entsetzten Ausdruck ins Leere, sie fühlte sich entsetzlich kalt an und ihr Herz schlug schnell. Er machte sich Sorgen um sie, aber hier war sie in Sicherheit. Hier würden sie nicht gestört werden.

"Geht es dir gut?", fragte Severus leise, ohne Lysanna aus der Umarmung zu entlassen.

Sie nickte stumm. Nicht die Antwort die Severus sich erhofft hatte. Es war offensichtlich, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Mehr als verständlich, wenn man bedachte, was gerade passiert war.

"Lysanna?", er versuchte sie irgendwie zum Sprechen zu bringen, aber Lysanna stand nur zitternd vor ihm.

"Ist dir kalt?", fragte Severus daraufhin vorsichtig. Die Frage war eigentlich überflüssig, denn er spürte selbst, wie kühl ihre Haut war, aber irgendetwas musste er ja tun. Lysanna nickte, drückte sich näher an ihn. Das Feuer, dass er im Kamin entfacht hatte, würde noch eine Weile brauchen, bis es den Raum mit Wärme gefüllt hatte, also musste er sich etwas anderes einfallen lassen.

"Was hältst du davon, wenn du ein heißes Bad nimmst, oder eine Dusche. Bis du fertig bist, ist es hier auch warm. Möchtest du einen Tee?", endlich hatte er ihre Aufmerksamkeit erlangt. Zugegeben, Severus war über sein eigenes Einfühlungsvermögen überrascht, aber scheinbar war das genau der richtige Vorschlag gewesen, denn Lysanna schaute ihn, noch immer zitternd, aus ihren hübschen blauen Augen an, während ihre Lippen von einem vorsichtigen Lächeln geziert wurden. Wieder nickte sie.

"Bleibst du bitte hier?", fragte sie unsicher und beinahe flüsternd. Lysanna hatte Angst, wovor auch immer, aber Severus würde sie unter keinen Umständen allein lassen, wenn sie das nicht wollte. Er wollte, dass es ihr gut ging, wollte das Lächeln in ihren Augen sehen. Sie musste keine Angst haben, solange er bei ihr war.

"Natürlich bleibe ich hier, wenn du das möchtest.", entgegnete er ruhig und spürte wenig später ihre weichen, kalten Lippen auf seinen. Eine Welle aus Wärme durchflutete seinen Körper und Severus hoffte, dass auch Lysanna sich schnell besser fühlen würde. Das, was sich gerade auf dem Spielfeld zugetragen hatte, war nur schwer zu begreifen und ihr schien es besonders zuzusetzen.

Das warme Wasser brannte auf ihrer Haut, als sie in die gefüllte Badewanne glitt. Lysanna schloss die Augen, versuchte sich zu entspannen, aber stattdessen sah sie diese dunklen Geschöpfe vor sich, die doch eigentlich unter der Befehlsgewalt des Ministeriums standen. Wie konnte der Minister zulassen, dass die Dementoren sich dem Spielfeld nähern und somit unschuldige Schüler angreifen konnten. Lysanna kannte diese Geschöpfe, wusste, dass die Dementoren nur ihren Befehlen folgten. Es musste also einen Grund geben, warum sie sich überhaupt über die Abmachung hinweg gesetzt hatten, dass sie das Schulgelände nicht betreten würden. Es gab nur einen Grund dafür. Black. Er musste in der Nähe vom Spielfeld gewesen sein. Eine andere Erklärung für das Verhalten der Dementoren gab es nicht. Lysanna wusste nicht, was sie mehr beunruhigte. Die Dementoren, oder Black. Der Gedanke war ihr gekommen, während Albus über den Ausgang des Spiels sinniert hatte und hatte sie seitdem nicht mehr losgelassen. Es erfüllte sie mit einer seltsamen Angst, dass dieser Mörder sich scheinbar schon wieder ungehindert Zugang zum Schulgelände verschaffen konnte.

Langsam kehrte Wärme in ihren Körper zurück und die Angst wurde verdrängt von den angenehmen Gedanken, die mit der Wärme ebenfalls in ihren Körper zurück kehrten. War es möglicherweise einfach nur die Nähe der Dementoren gewesen, die sie so nachdenklich hatte werden lassen? Noch nie zuvor war sie diesen Geschöpfen so nahe gewesen und Lysanna hoffte, das auch nie wieder sein zu müssen. Sie hatte die krallenartigen toten Hände gesehen, allein der Gedanke daran, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Es war jedenfalls ein Ereignisreicher Nachmittag gewesen, soviel stand fest. Aber sie war nicht allein, der Gedanke, dass Severus in ihrem Wohnzimmer auf sie wartete, zauberte ein Lächeln in ihr Gesicht und nach und nach wich die Anspannung und Kälte in ihrem Körper der wohligen Wärme des Badewassers, dass sie umfing. Es fühlte sich gut an.

"Alte Runen" eine Severus Snape FF - Snape x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt