"Alte Runen" eine Severus Snape FF - Snape x OC

Kapitel 26

Jedes Mal, wenn er Lysanna in den vergangenen Tagen gesehen hatte, traf ihn dieser Schmerz, der ihn innerlich zu zerreißen schien. Sie tagtäglich sehen zu müssen, wissend, dass sie ihn wahrscheinlich mehr als alles andere verabscheute, war schlimmer, als ihr überhaupt davon erzählt zu haben. Mittlerweile hoffte Severus beinahe, dass das Schuljahr bald vorbei sein würde. Dass sie einfach ging und er sie irgendwann vergessen konnte. Ein alberner Gedanke. Er würde sie nicht einfach vergessen können. Er hatte nach wie vor Gefühle für Lysanna, sie war etwas Besonderes und sie hatte ihm zumindest für ein paar Monate das Gefühl gegeben, dass es doch noch Hoffnung für ihn gab. Hoffnung, geliebt zu werden und lieben zu dürfen. Aber diese Hoffnung war nun mehr als zerstört.

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"Lysanna, Liebes! Hast du Interesse an einem Glas Wein heute Abend?", fragte Minerva nach dem Mittagessen. Heute war Freitag und seit den Ferien waren mittlerweile schon wieder zwei Wochen vergangen, in denen Lysanna Severus konsequent aus dem Weg gegangen war. Sie musste zugeben, dass die Gedanken an ihn sie nach wie vor beschäftigten. Sie fragte sich, warum er sich den Todessern überhaupt angeschlossen hatte, warum er sich jetzt nicht mehr als Teil dieser "Gemeinschaft" sah, aber allem voran fragte Lysanna sich, warum Dumbledore einen Todesser als Professor in Hogwarts eingestellt hatte. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass sie Severus Unrecht getan hatte. Seit dem Gespräch, oder Streit, wenn man es so nennen möchte, hatten sie kein einziges Wort mehr miteinander geredet. Bei den Mahlzeiten saßen sie stumm nebeneinander und würdigten sich nicht eines Blickes. Lysanna war trotzdem aufgefallen, dass Severus sich anders verhielt als vorher. Er war noch schlechter gelaunt als zuvor, worunter insbesondere die Schüler zu leiden hatten und er sprach auch kaum mit den anderen Lehrkräften. Zumindest nicht während der Mahlzeiten. Es tat ihr leid, ihn so zu sehen.

Nachdem Lysanna das Angebot ihrer Tante notgedrungen annehmen musste, machte sie sich auf den Weg zurück in ihr Klassenzimmer. Eigentlich hatte sie keine Lust die Fragen, die Minerva sicherlich stellen würde, zu beantworten, aber vielleicht hatte ihre Tante ja auch Informationen über Severus, die Lysannas Sicht der Dinge verändern konnten.

Sie erkannte die tiefe monotone Stimme schon von Weitem und als sie um die nächste Ecke bog fand sie Severus und eine junge Schülerin vor, die dort gerade von ihm in die Mangel genommen wurde. Das arme Hufflepuff Mädchen weinte bereits und hatte einige seiner Bücher auf den Boden fallen lassen, während sich Severus bedrohlich vor ihr aufgebaut hatte.. Das konnte nicht sein Ernst sein. Was sollte diese Erstklässlerin schon großartig angestellt haben?!

"Wenn ich sie noch einmal dabei erwische, wie sie...", zischte Severus das zitternde Mädchen an. Lysanna konnte es nicht mit ansehen.

"Gibt es ein Problem, Professor?", unterbrach Lysanna ihn kalt und versuchte sich zwischen die Schülerin und Severus zu drängen.

"Keines, das ich nicht allein lösen könnte. Deine Klasse wartet sicher schon.", zischte Severus nun Lysanna an. Ganz wohl fühlte sie sich in der Situation nicht, eher als hätte sie sich zwischen ein Tier und seine Beute gestellt. Aber sie hatte keine Angst vor Severus, zumindest nicht hier.

Das Hufflepuff Mädchen nutzte jedenfalls sofort die Chance und verschwand schnellen Schrittes, nachdem sie ihre Bücher aufgesammelt hatte.

Was sollte das? Konnte sie ihm nicht einfach weiter aus dem Weg gehen, so wie sie es die letzten Wochen getan hatte? Nein, stattdessen sorgte sie sich um diese einfältigen Erstklässler, die nicht einmal den Weg in ihre Gemeinschaftsräume kannten. Sie standen sich noch einen Augenblick dicht gegenüber, ihre blauen Augen fixierten ihn streng. Er hatte beinahe verdrängt, wie schön sie war. Ob er jemals noch einmal ihr Lächeln sehen würde? Momentan sah es jedenfalls nicht danach aus.

Sie ansehen zu müssen tat weh, er vermisste Lysanna. Mehr als er zugeben wollte und mehr als er sich selbst zugestehen wollte. Wie sollte er sie vergessen, wenn sie jetzt auch noch begann die Konfrontation mit ihm zu suchen.