Lysanna war wie immer pünktlich, aber heute war es Severus, der sie warten ließ. Sie hatte sein Büro bereits betreten und sah sich neugierig um. Wie immer köchelten in verschiedenen Kesseln die verschiedensten Flüssigkeiten vor sich hin. Den zahlreichen leeren Flaschen zu Urteilen, die in einer Kiste auf dem Tisch standen, handelte es sich um Tränke für Poppy.
"Du bist schon hier.", seine tiefe Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
"Ja ich war pünktlich. Vielleicht sollte ich dich nachsitzen lassen.", entgegnete Lysanna mit herausforderndem Grinsen.
"Und was willst DU mir beibringen?", fragte Severus mit einem abfälligen Tonfall, sein Gesicht wurde jedoch von einem Grinsen geziert. Seine Laune schien recht gut zu sein heute.
Empört sah Lysanna ihn an.
"Für den Anfang würde ich dir beibringen, wie man sich in Anwesenheit einer Lady zu verhalten hat.", konterte sie knapp und spielte auf seinen abfälligen Tonfall an.
"Mylady, ich darf sie bitten. Ich habe den Besten der Besten beobachten dürfen.", antwortete Severus und Lysanna verstand die Anspielung auf Lockhart sofort. Sie musste einfach lachen. Tatsächlich fragte sie sich, warum Severus heute so gut gelaunt war.
Er hatte sich sehr darauf gefreut sie zu sehen, dass sie ihm überhaupt noch eine Chance gegeben hatte, grenzte an ein Wunder. Wie sie dort stand und über seine Anspielung lachte war einfach wunderschön. Aber er hatte nicht vergessen, dass ihr Treffen und die heutige Unterrichtsstunde einen eher unerfreulichen Anlass hatte. Er würde ihr einige Erinnerungen zeigen müssen, die er eigentlich lieber vergessen wollte.
Severus hatte sich vorbereitet, er wusste genau, was er ihr zeigen würde und was nicht. Sie hatte noch keine Erfahrung, also würde er die Kontrolle behalten.
"Sollen wir anfangen?", fragte er ernst. Lysanna nickte.
"Also. Du weißt, was du zu tun hast?", fragte er, nachdem er auf seinem Stuhl Platz genommen hatte. Lysanna sah ihn mit ihren hübschen blauen Augen an und nickte.
Lysanna war mehr als gespannt, was sie gleich sehen würde, wie es sich anfühlen würde den Geist eines anderen zu durchstöbern. Sie hatte sich, was die Theorie anging, gut vorbereitet.
"Legilimens!", rief sie mit auf Severus gerichteten Zauberstab. Nichts passierte.
"Nochmal.", entgegnete er knapp.
"Legilimens!", diesmal fühlte sich Lysanna, als ob ihr der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Sie sah einen Jungen. Wahrscheinlich Severus, der in seinem Kinderzimmer saß. Alles schien wie durch einen Nebel abgeschwächt, der sich jedoch langsam lichtete, als Lysanna sich beruhigte und es schaffte, sich auf die Situation zu konzentrieren. Der Junge weinte. Sie konnte Stimmen hören, ein Streit. Es wurde geschrien, eine Frau und ein Mann schrien sich an. Dann lautes Krachen und Scheppern. Der Junge sah erschrocken zur Tür, die kurz darauf aufgerissen wurde.
Was Lysanna dann ansehen musste, ließ ihren Atem stocken. Beinahe drohte sie wieder in dem Nebel zu verschwinden, aber sie wendete ihre Kraft auf hinzusehen und sich zu konzentrieren. Der Mann schlug den Jungen, der sich in eine Ecke des kleinen Raumes zurückgezogen hatte.
Langsam verstand Lysanna, warum Severus ihr nichts von seiner Kindheit erzählt hatte.
Sie sah noch mehr, sie sah ihn hier in Hogwarts, als Schüler. Sie sah wie er von einer Gruppe anderer Kinder gehänselt wurde. Einige Gesichter aus der Gruppe kamen Lysanna bekannt vor, sie hatte sie schon mal gesehen. Die Jungen trugen alle das Gryffindor Wappen. Könnte es sein, dass sie sie daher kannte?
Fetzen von verschiedensten Erinnerung, alle sehr ähnlich, liefen vor Lysannas inneren Auge ab. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass nicht sie es war, die die Erinnerungen kontrollierte, sondern dass Severus ihr nur das zeigte, was sie sehen sollte. Sie erinnerte sich an das, was sie in ihrem Buch gelesen hatte und versuchte sich auf ein bestimmtes Thema zu konzentrieren. Es kostete sie einiges an Anstrengung und zunächst flogen die Erinnerungen nur an ihr vorbei, ohne, dass sie etwas hätte erkennen können.
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"Alte Runen" eine Severus Snape FF - Snape x OC
Fiksi PenggemarMit Hogwarts verbindet die junge Hexe bislang nur die schönen Erinnerungen ihrer eigenen Schulzeit, aber was passiert, wenn sie jetzt als Professorin an die Schule zurückkehrt? Ich warne euch vor: In dieser Geschichte gibt es keine Liebesgeständnis...