"Alte Runen" eine Severus Snape FF - Snape x OC

Kapitel 68

Der Samstag kam schneller als erwartet und das Wochenende war auch mehr als notwendig, nachdem die Schüler die gesamte Woche damit verbracht hatten, ihre neuen Errungenschaften auszuprobieren, die sie am vergangenen Wochenende bei Zonko’s erworben hatten. Lysanna hatte im wahrsten Sinne des Wortes die Nase voll von den Stinkbomben, die überall in den Korridoren gezündet worden waren. Der Hausmeister, Mr. Filch, stand am Rande des Nervenzusammenbruchs und Severus hatte einem Gryffindor Schüler aus dem 4. Jahrgang ganze 100 Punkte abgezogen, nachdem dieser mehr oder weniger unabsichtlich eine Kiste Feuerwerkskörper in seinem Klassenzimmer hatte hochgehen lassen und ein heilloses Durcheinander angerichtet hatte. 100 Punkte waren mehr, als Gryffindor überhaupt bislang gesammelt hatte, dementsprechend stand die Sanduhr der Gryffindors in der großen Halle, sehr zu Minervas Leidwesen, nun auf Null. Nur mit viel Feingefühl hatte Lysanna verhindern können, dass Minerva und er einen ernsthaften Streit anfingen. 

Noch dazu war es nun nur noch eine Woche bis zu den Ferien und die Konzentration der Schüler hatte einen absoluten Tiefpunkt erreicht. Lysanna war sich fast sicher, dass das im letzten Jahr nicht so schlimm gewesen war. Kurz gesagt, es wurde Zeit für die Ferien. Auch die anhaltenden Vorbereitungen für das bevorstehende Weihnachtsfest konnten die Stimmung nur mäßig verbessern. 

"Du wirst mich heute nach Hogsmead begleiten und du wirst dich, bei Merlin, benehmen, Lysanna!", Minervas strenger Ton ließ keinen Spielraum für Widerworte. Die gesamte Woche über hatte Lysanna versucht, sich herauszureden. Sie hatte alle möglichen Ausreden versucht, von wichtigen Unterrichtsvorbereitungen, bis hin zum Kauf von Weihnachtsgeschenken, aber ihre Tante hatte sich dadurch nicht beirren lassen. Minerva beharrte darauf, dass Lysanna sie heute nach Hogsmead begleiten würde. Der Minister persönlich würde Minerva heute einen Besuch abstatten und auch wenn es nicht um sie ging, sondern um den jungen Potter, war allein der Gedanke an dieses Zusammentreffen für Lysanna mehr als unangenehm. Die letzten Begegnungen zwischen ihr und dem Minister verliefen immerhin nicht gerade herzlich und sie hätte gut und gerne auf ein weiteres Zusammentreffen verzichten können, aber Minervas Entschluss ließ keinen Zweifel daran, dass sie Lysanna notfalls gefesselt und an den Haaren in das Drei Besen zerren würde.

So weit musste es am Ende, wohl sehr zu Minervas Erleichterung, nicht kommen. Lysanna war freiwillig, gut, möglicherweise hatte Severus ihr einen kleinen Schubs zur Tür heraus gegeben, und pünktlich vor Minervas Gemächern erschienen und schon kurz darauf waren die beiden Frauen auf dem Weg hinunter ins Dorf. Dicke Schneeflocken fielen vom Himmel und bedeckten den steinernen Weg, den Hagrid erst am Morgen so mühsam freigeräumt hatte. Schweigend liefen die beiden nebeneinander her und Lysanna fühlte sich eher, als würde man sie gerade zum Scharfrichter führen, von vorweihnachtlicher Freude war jedenfalls in diesem Augenblick keine Spur zu finden. Sie hatten das Drei Besen noch nicht erreicht, als Lysanna bereits den kleinen runden Hut des Ministers im Gedränge der Straße erkennen konnte. Sie nahm einen tiefen Atemzug und bereitete sich gedanklich darauf vor, ihre Gedanken und vor Allem ihre oftmals viel zu ehrliche Meinung wenigstens für die kommenden Stunden unter Kontrolle zu halten. Sie hatte es, wenn auch nur sehr widerwillig, versprochen und ehrlich gesagt war das Letzte, was Lysanna wollte, ihre Tante zu enttäuschen. 

"Cornelius!", rief Minerva über die Köpfe einiger Schüler hinweg und etwas überrascht drehte der Zaubereiminister sich zu den beiden Frauen um. Sein Gesichtsausdruck schwankte zwischen einem freundlichen Lächeln, als er Minerva begrüßte, und einer beinahe ängstlich, skeptisch wirkenden Mine, als er Lysanna die Hand entgegen streckte. Sicherlich hatte er nicht wirklich Angst vor ihr, aber auch er schien ihr letztes Zusammentreffen nicht vergessen zu haben und gab sich entsprechend sehr zurückhaltend.

"Herr Minister.", sagte Lysanna betont höflich, die Tatsache, dass sie ein leicht amüsiertes Zucken ihrer Mundwinkel nicht gänzlich verbergen konnte, brachte ihr sofort einen mahnenden Blick ihrer Tante ein. Augenrollend folgte Lysanna den beiden hinein, wo sie sofort von der Wirtin in Empfang genommen wurden, die die drei in einen abgelegenen Raum im Obergeschoss führte. Das Wirtshaus war gut besucht, was an einem Samstag Nachmittag nur wenig verwunderlich war und Lysanna hätte einiges gegeben, um die Zeit mit der offensichtlich gut gelaunten Gesellschaft im Schankraum zu verbringen, anstatt mit dem Minister und ihrer Tante eine streng geheime Unterredung zu führen. Minerva hatte ihr bislang noch keine Informationen über den Grund des Gesprächs gegeben, außer eben, dass es um Harry Potter ging.