Kapitel 63

1.1K 52 0
                                    

Auch wenn Lysanna sich wirklich alle Mühe gegeben hatte, ihn am gestrigen Abend zum Bleiben zu überreden, schlussendlich hatte die Vernunft doch gesiegt und Severus war, wenn auch erst recht spät, zurück in seine eigenen Gemächer gegangen. Aber heute war endlich Freitag, heute Nacht würde er sie nicht allein lassen. Nicht selten traf er auf seinem nächtlichen Weg in seine Gemächer auf den Hausmeister und seine Katze, der ihm zumindest einige fragende Blicke zuwarf, wenn er wie so oft aus dem gleichen Flügel des zweiten Stocks kam, in dem ja eigentlich rein gar nichts interessantes zu finden war, außer eben einigen Klassenzimmern und den Räumlichkeiten seiner Kollegin. Severus war sich zwar sicher, dass Filch, selbst wenn er eine Vermutung hatte, niemandem davon erzählen würde, aber trotzdem war das nicht gerade die beste Voraussetzung eine Beziehung geheim zu halten.

Leider bedeutete das letzte Wochenende vor den Weihnachtsferien auch, dass den Schülern erneut die Erlaubnis erteilt wurde, Hogsmead zu besuchen. Es war zwar nicht so, als hätten die Schüler sich dieses Privileg tatsächlich verdient, zumindest bis auf wenige Ausnahmen, aber aus irgendeinem Grund hielt Dumbledore und auch der Rest der Belegschaft es für überaus sinnvoll den Schülern diese Freiheit einzuräumen. Severus hätte das nicht groß gekümmert, hätte dieser Besuch nicht bedeutet, dass sowohl in der Woche vorher, als auch danach, noch weniger mit den Schülern anzufangen war, als ohnehin schon. Das wenige bisschen an Denkvermögen, dass sie aufbringen konnten wurde nahezu ausschließlich dafür verschwendet, den Besuch im Dorf zu planen. Offenbar hatten diese einfältigen Kinder noch immer nicht begriffen, dass sie ihre Energie besser dafür aufwenden sollten, ihre Hausaufgaben zu machen und dem Unterricht zu folgen, damit sie das fehlende Talent vielleicht wenigstens mit dem ein oder anderen Brocken Wissen ausgleichen könnten.  

“Meine Großmutter hat mir ihre Weihnachtskarte schon diese Woche geschickt. 10 Galleonen hat sie mir geschenkt, damit habe ich endlich…”

“Ich werde dafür sorgen, dass sie keinen Fuß nach Hogsmead setzen, Jordan, wenn sie nicht sofort ihren vorlauten Mund halten und meinen Anweisungen Folge leisten. 20 Punkte Abzug für Gryffindor. Und jetzt sehen sie zu, dass sie ihrem Trank das Salamanderblut hinzufügen, das sie ganz offensichtlich vergessen haben, oder ich sehe mich gezwungen ihnen weitere 10 Punkte abzuziehen und sie eine ganze Woche lang nachsitzen zu lassen.”, unterbrach Severus den Schüler, der es ganz offensichtlich nicht für notwendig erachtete, sich auf das Brauen seines Zaubertranks zu konzentrieren. Der entsetzte Gesichtsausdruck des Gryffindor verschaffte Severus zumindest ein wenig Genugtuung. Minerva hatte ihre Schüler eben einfach nicht im Griff.

“Aber Sir..”, entgegnete Lee Jordan. Was genau erhoffte sich dieser freche Bengel eigentlich davon. Severus konnte einfach nicht begreifen, warum einige seiner Schüler ständig versuchten, mit ihm zu diskutieren, ganz offensichtlich hatten einige von ihnen nach fünf Jahren in seinem Unterricht noch immer nicht verstanden, dass er hier die Regeln festlegte. 

“Mr. Jordan. Mir ist ganz offensichtlich entgangen, dass man ihnen die Erlaubnis erteilt hat, Widerworte zu geben. Am Montag vor Unterrichtsbeginn präsentieren sie mir zwei Seiten Pergament zur Herstellung und Wirkung eines Stärkungstranks. Es ist mir egal, ob sie dafür den Ausflug nach Hogsmead ausfallen lassen müssen. Hätten sie sich in meinem Unterricht konzentriert, dürfte es ihnen nicht schwer fallen, zwei Seiten zu füllen, aber in ihrem Fall bedeutet das sicherlich einige extra Stunden Recherche in der Bibliothek.”, zischte Severus wütend. Wie er diese unbelehrbaren Einfaltspinsel hasste, ohne die empörten Blicke der restlichen Klasse zu beachten, fuhr er mit seinem Unterricht fort. 

-

Die vorweihnachtliche Stimmung und die gute Laune der Schüler, die wohl vor Allem von dem bevorstehenden Besuch in Hogsmead herrührte, hatten sie angesteckt und so hatte es sich ergeben, dass sie heute keine Hausaufgaben verteilte. Lysanna sah es als ihr persönliches Weihnachtsgeschenk an ihre Schüler und die Begeisterung war riesig. Natürlich war dieser Gedanke nicht nur aus purer Nächstenliebe entstanden, vor Weihnachten gab es noch einiges zu erledigen und Lysanna konnte den ein oder anderen Nachmittag sicherlich eher für das Besorgen der letzten Geschenke gebrauchen, als die Zeit damit zu verschwenden, schlechte Übersetzungen zu korrigieren. 

"Alte Runen" eine Severus Snape FF - Snape x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt