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Lars P.o.V.

Ca. eine halbe Stunde später klopft es auf einmal an der Tür. Es klingt eher energisch. "Ja?", rufen Roman und ich gleichzeitig. Nur um mir im nächsten Moment zu wünschen, es wäre jemand anderes. Denn in der Tür steht niemand anderes als der Direx. "Das Gerücht, dass ein gewisser Phol wieder da ist, hat mein Büro erreicht und es scheint zu stimmen. Obwohl ich mich nicht erinnere, das Okay dafür gegeben zu haben." Ich sehe ihm an, dass er sich schon arg beherrschen muss. Unwillkürlich ziehe ich den Kopf ein. Aber bevor er weiterreden kann, übernimmt Roman das Wort. "Das war kurzfristig. Lars ist wegen mir hergekommen und hat seine 'Strafe' ignoriert!", ruft er schnell und setzt sich in seinem Bett auf. Erstaunt schaut der Direx ihn an. "Nanu? Ich dachte, du bist noch Samstag bei deinem Freund?" "Deswegen ja.", nuschelt Roman als Antwort und starrt den Boden an. "Wie? Ich verstehe nicht..." Schnell springe ich auf, packe den Direx am Arm und ziehe ihn mit auf den Flur und ein Stück weiter. Dessen Wut scheint auch langsam der Verwirrung Platz zu machen.

"Kann mich mal einer aufklären?", fragt er schließlich. "Kurzfassung oder ausführliche Version?", frage ich prombt zurück. "Kurzfassung bitte  ich hab noch zu tun." Ich nicke nur. "Also die kurze Kurzfassung ist die: Roman war alleine in der Natur, Flo hat ihn verfolgt und - also nicht wirklich aber doch schon irgendwie - ... Misshandelt. Sexuell. In meinen Augen.", rattere ich dann nach einigen Nachdenken herunter und unterdrücke die aufwallende Wut so gut wie möglich. "WIE bitte?", ächzt der Direx ungläubig. "Ja. Deshalb bin ich mit Roman zurück in die Schule. Damit das nicht noch mal passiert.", erkläre ich düster. Der Mann nickt langsam. "Verstehe... Ich würde das alles dann noch mal morgen ausführlich erfahren ja?", damit wendet er sich wieder zum Gehen. "Warten sie! Was ist jetzt mit mir? Beziehungsweise meiner Strafe?", rufe ich schnell dazwischen. "Morgen ok? Bis dahin seid ihr Eide vom Unterricht befreit." Verdattert gucke ich dem Direx hinterher, ehe ich ins Zimmer zurücktappe. Der gute scheint echt mit den Gedanken woanders zu sein. Sonst hätte er auf heut bestanden und nicht auf morgen.

"Was hast du zu ihm gesagt?", ist das erste, was ich höre, als ich ins Zimmer komme. "Kurzfassung von dem, was Sache ist. Oder war. Morgen sollen wir alles erzählen.", seufze ich und lasse ich aufs Bett fallen. Irgendwie will ich grade nichts anderes und nichts mehr, als einfach zu schlafen. Selbst wenn es nicht mal sechs ist. "Okay." Mehr nicht. Als ich aufschaue sehe ich auch, warum. Roman hockt zwar immer noch auf seinem Bett, aber hat Kopfhörer in den Ohren und schaut auf den Bildschirm von seinem Laptop.

Grummelnd wuchte ich mich dann doch wieder auf die Beine, wühle in meinem Rucksack nach frischen oder zumindest sauberen, Sachen zum Anziehen und tappe ins Bad. Schnell, oder wie man es nehmen kann, umgezogen und Zähne geputzt. Als ich wieder zu meinem Bett tappe und die getragenen Klamotten in irgendeine Ecke werfe, schaut Roman auf. "Wir haben nicht mal sechs.", merkt er verwirrt an. "Mir wurscht.", grummele ich schläfrig und bin im nächsten Moment auch schon abgedriftet, sodass ich Romans Antwort schon nicht mehr höre. Falls er überhaupt geantwortet hat.

Ich lief neben Roman her, über die Wiese der Schule, bis zum Zaun der an den Wald angrenzt. Obwohl, Wald könnte man das nicht nennen. Mehr ein Wäldchen. Vor irgendeinem Baum, einer Birke, hielt ich an und auch Roman blieb stehen. Der schaute mich neugierig an. "Und? Was wolltest du mir jetzt zeigen?", fragte er schließlich und schaute sich um, als wollte er was suchen. Ich deutete auf den Stamm der Birke. "Sieh selbst, du Blindfisch.", grinste ich. Während er den Stamm anschaute, musterte ich unsicher seine Mimik. Bis er wohl gefunden hatte, was ich ihm zeigen wollte. Kurz schien er Verdattert zu sein. Dann glitt sein Gesichtsausdruck ins Fassungslose, ehe das ganze einem strahlendem Gesicht Platz machte. "Stimmt das?", flüsterte er und Strich mit dem Zeigefinger die eingeritzten Linien im Baumstamm nach. Ich nickte stumm, brachte vor Verlegenheit kein Ton heraus. Aber dafür hatte ich eh keine Zeit mehr, da ich im nächsten Moment von Roman ungeworfen wurde. Auf einmal lagen wir beide auf der Erde. Ich auf dem Rücken und er halb auf mir. Fasziniert starrte ich in seine braunen funkelnden Augen. Bis er aus irgendeinem Grund "Wach auf." sagte. Verdutzt zog ich meine Augenbrauen zusammen. Was meinte er? "Wach auf Lars!"

Verdattert schieße ich hoch. "Wach auf- Lars?" Roman steht wohl direkt neben meinem Bett. Es ist stockdunkel im Zimmer, weswegen ich erst gar nichts erkenne. "Was'n los?", frage ich dann verschlafen und schaue auf meine Handyuhr. Halb zwei! "Kann ich bei dir schlafen?", fragt Roman zurück. Verwirrt bemerke ich, dass seine Stimme dabei leicht zittert. "Sorry", erwidere ich im Voraus, mache die Taschenlampe an und strahlte ihm direkt ins Gesicht. Er zuckt nicht mal. Aber was ist denn bei ihm passiert?! Sein Gesicht ist weißer als eine Kalkleiste, die Augen sind leicht gerötet und die Unterlippe zittert ein wenig. "Alptraum?", frage ich leise, er nickt nur.

Seufzend hebe ich meine Decke leicht an. "Na komm, schlüpf drunter." Ehe ich es mich verstehe liegt er auch schon neben mir unter der Decke und kuschelt sich ein wenig an mich. Sanft lege ich einen Arm um ihn und drücke ihn etwas. "Möchtest du erzählen, wovon du geträumt hast?", frage ich dann leise. "N-nein.", kommt es ebenso leise zurück. Der Alptraum muss es ja echt in sich gehabt haben. Als im Flur plötzlich leise Schritte hallen, fängt Roman prombt an zu zittern. "Shshshshhh, beruhige dich Kleiner. Da geht nur wahrscheinlich jemand aufs Klo.", murmele ich leise und so beruhigend wie möglich. "T-trotzdem...", stammelt er. Aber Langsam beruhigt Roman sich wohl auch wieder, jedenfalls lässt das Zittern nach.

Irgendwann fällt mir ein Gedicht für Kinder wieder ein. Eins, das meine Mutter mir immer vorgetragen hat, wenn ich nachts nicht mehr schlafen konnte. Ich schlucke den kleinen Anflug von Traurigkeit wieder herunter und kratze das Gedicht mühsam im Kopf wieder zusammen. "Roman? Bist du noch wach?", flüsterte ich dann leise. "Ja.", kommt es nuschelnd zurück. "Mir ist gerade eingefallen, wie mich meine Mutter früher immer beruhigt hat, wenn ich nicht schlafen konnte.", lächele ich, leicht wehmütig. Teilweise vermisse ich meine Kindheit schon, dann aber auch wieder nicht.

"Und wie?" Ich schmunzele still. "Abends, wenn ich schlafen geh, Vierzehn Englein um mich steh'n-", beginne ich dann und lege Roman sachte einen Finger auf die Lippen, als ich merke, dass er was fragen will. Bemerke nicht, wie er dabei kurz und leicht zusammenzuckt. "Zwei zu meiner Rechten, Zwei zu meiner Linken, Zwei zu meinem Haupte, Zwei zu meinen Füßen-" Während ich Zeile für Zeile Vorträge, spüre ich Romans Atemzüge, wie sie tiefer und regelmäßiger werden. Es klappt!, jubele ich still. "Zwei, die mich decken, Zwei, die mich wecken und Zwei, die mich weisen. Zu Himmels Paradeisen."

Romans Kopf liegt reglos und schwer auf meiner Schulter, als ich mich selber etwas zurechtrücke. So vorsichtig wie möglich, um ihn nicht wieder aufzuwecken. Er ist einfach bei meinem Kindergedicht eingeschlafen. So wie ich früher. Wie süß., denke ich dabei vor mich hin und lächle etwas. Als Roman sich leise Grummelnd etwas bewegt und schlafend einen Arm um mich legt, lächle ich breiter und spüre, wie mein Puls anfängt zu rasen. So schlafe schließlich auch ich ein.

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Ja kp, weiß grad nur eins: MAN SEID IHR CUUUTEEEEE! 😍

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