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Roman P.o.V.

Als ich wieder aufwache, ist es taghell im Zimmer. Das erste, was ich wirklich registriere, ist, dass Lars nicht mehr neben mir liegt. Alarmiert fahre ich hoch und atme erleichtert aus, als ich ihn auf seinem Bett liegen sehe. Als scheint er gespürt zu haben, dass ich ihn ansehe, schaut er von seinem Buch auf und mich überrascht an. "Du bist wach.", stellt er fest. "Wieviel Uhr haben wir?", frage ich hingegen als erstes. "Halb Vier. Du hast geschlafen wie ein Stein. Da wollte ich dich nicht wecken.", merkt er mit einem Blick auf die Uhr im Handy an. "Das erste Mal seit Tagen...", grummele ich, was ja aber auch stimmt. In ständiger Angst, es würde jeden Moment etwas passieren, hatte ich da nie durchgeschlafen - nicht wirklich. "Achtung, gleich kommt ein Tornado..", bemerkt Lars an, den Blick noch immer auf sein Handy gerichtet. Seine Miene sieht nicht sehr begeistert aus.

Ein paar Minuten später weiß ich auch, warum. Denn plötzlich kommen Mama, Papa und Viktoria ins Zimmer geplatzt. Wo kommen die denn her? "Ich hab doch gesagt, Lars bringt ihn heile zurück!", mault meine kleine Schwester, was Genannter mit einem milden Grinsen quittiert. Schon hocken meine Eltern auf der Bettkante und überhäufen mich förmlich mit Fragen und Vorwürfen. Was denn passiert sei, warum ich nicht geschrieben hätte und die meistgestellte: Ob ich Lars wirklich traue und warum.
Selbiger "rettet" mich schließlich, indem er sich demonstrativ neben mich setzt und einen Arm um meine Schultern legt. "Ist das ihr Ernst?", beginnt er mit gerunzelter Stirn und scheinbar genug Autorität, um meine Eltern zum Schweigen zu bringen und es beizubehalten. "Roman wurde gekidnappt - und das von seinem Exbesten Freund wohlgemerkt! - gefangen gehalten und belästigt! Ihr Sohn hatte da sicher keine wirkliche ruhige Minute! Und jetzt bombardieren sie ihn auch noch mit Fragen und Vorwürfen. Meinen Sie, dass ist stressfrei für ihn?!" Überrascht blinzele ich ihn an und dann zu Mam. Die und Papa schauen verdutzt zurück. Schließlich nickt Mama und steht auf, Papa tut es ihr gleich. "Gut. Aber pack wenigstens deine Sachen, wir fahren in einer Stunde." Aufgeregt springe ich auf und funkele sie an. "Warum das denn jetzt?!", brülle ich los. Ich will nicht nach Hause! "Weil du hier anscheinend auch nicht ohne Probleme bist, deshalb! Zu Hause gerätst du wenigstens nicht in solche Machenschaften.", antwortet sie entschieden. "Na und?! Ich bin glücklich hier! Hier habe ich Freunde und fühle mich mehr wie zu Hause als bei euch! Und ihr wollt mir das einfach wieder wegnehmen?! Du hast vielleicht Recht, aber da ist nie was lis; weniger als hier!"

"Wenn ich noch was einwenden dürfte.", meldet sich da Lars und steht auch auf. "Sprich!", murrt Ma nach einer Weile. "Roman kann zur Zeit eh nichts passieren. Mika sitzt wahrscheinlich in U-Haft und Flo ist im Krankenhaus. Nur die beiden waren die Drahtzieher und sie können im Moment nicht das geringste tun. Und selbst wenn: Ich würde das nicht zulassen!"
"Wenn ich mich richtig erinnere, dann hast du meinem Sohn als erster und am ernstesten Wehgetan!" Lars' Augen sehen mittlerweile aus, wie zwei Knöpfe, so starr, kühl und auch entschlossen schaut er drein. "Das mag sein, aber ich habe bereut.", gibt er schließlich Zähneknirschend zurück. "Da kann ich meinem Sohn nur rechtgeben!", ertönt da auf einmal eine Stimme von der Tür her. Lars' Vater steht im Rahmen und schaut munter in die Runde. "Ich habe gesehen, wie es ihn gequält hat, von ihrem Sohn getrennt zu sein. Er hat alles daran gesetzt, Roman so bald wie möglich wieder zurück zu holen. Und fast am Ende beinahe sein Leben eingebüßt, wenn ein Passant nicht gewesen wäre." Während er all das sagt, kommt er zu uns geschlendert. "Gequält? Ich verstehe nicht..", stammelt Paps. Ich zögere keinen Augenblick, sondern verschränke Lars' Finger fest mit meinen und schaue meine Eltern kühl und direkt an. "Versteht ihr wirklich nicht? Ihr solltet es doch gemerkt haben. Aber meinetwegen, sage ich es euch: Wir sind zusammen!", schleudere ich ihnen entgegen und bin selber überrascht, als mich nur ein leiser Anflug von Ekel überfliegt. Hab ich etwa nur eine "Körperkontaktphobie" bei Flo entwickelt? Oder ist das bei Lars was anderes? Wohl eher letzteres...

Schweigen. "Ich gehe was essen... Kommst du mit, Schatz?", ächzt Papa schließlich und zieht Mama einfach mit. Eigentlich wissen sie schon länger, dass ich auf Jungs stehe, aber das gerade hat sie wohl umgehauen. "Und da gehen sie hin... Ich werde nochmal mit ihnen reden. Was, mein Junge?", zwinkert Lars' Paps und lächelnd zu. Lars wird rot und nickt nur. "Danke Dad...", nuschelt er vor sich hin. Leise lachend verschwindet auch er im Flur, sodass Lars und ich wieder alleine sind - oder fast. Vikkie sitzt auf dem Bett von Lars und grinst uns fett an. "Was gibt's, Naseweis?", frage ich teilinteressiert. "Ich habe mit Marie recherchiert!", verkündet sie stolz. "Und was?", fragt nun Lars. Seit wann ist der denn so dicke mit Vikkie? Ist wohl einiges passiert, das ich verpasst habe...
"Straftaten und Bestrafungen. Wenn wir das richtig ausgewertet haben, kriegen die beiden Idioten eine Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten und Flo noch eine saftige Geldstrafe obendrauf.", erklärt sie triumphierend. "Freiheitsstrafe?", frage ich verwirrt. "Gefängnis.", antwortet Lars knapp.

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Ich wurde gefragt, wann der nächste Teil kommt and here it is!

Wünsche/Ideen/etc.?

It's Okay to be GayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt