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Also erst einmal:

Danke, wirklich vielen vielen Dank, für die 10K Reads hier. Ich weiß, ich hatte das schonmal gesagt (in einer Ankündigung), aber ich wollte es hier nochmal "offiziell" sagen.
So. Und willkommen zum 80 Kapitel von "It's okay to be Gay"
Das wars auch schon wieder, Dschüsseldorf

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Lars P.o.V.

Irgendwann, geweckt von einem gewissen Bedürfnis, wache ich verschlafen wieder auf. Im Haus ist es still - bis auf ein Fernseher, der irgendwo läuft. Vorsichtig und langsam, um Roman nicht aufzuwecken, stehe ich von seinem "Bett" auf und tappse in den Flur, auf der Suche nach dem Klo. War unten nicht eine Tür gewesen, an der eine Goldplakette, mit dem Wort 'Guest' drauf, hing? Ohne irgendetwas davon auch nur zu erahnen, was ich gleich hören würde, gehe ich die Treppe runter, ins Erdgeschoss. Na bitte, da ist auch schon die Tür. Leise riegele ich die Tür von innen ab und lasse mich erleichtert aufs Klo fallen. Als ich durch das gekippt Fenster von draußen Stimmen höre. Und sie kommen näher, werden dadurch also auch lauter. Und erst, als ich Romans Namen rausschnappe, horche ich auf. "Und du hältst das wirklich für eine gute Idee? Denk doch an die letzten Wochen!" Irritiert lege ich den Kopf schief. Wovon redet seine Mutter da? Was soll keine gute Idee sein? "Ich weiß es selber nicht genau, aber er wird schon auf ihn aufpassen, sei dir da sicher.", antwortet Romans Vater. "So wie in den ersten Tagen oder wie? Ich gebe mein Kind doch nicht in die Obhut von jemanden, der ihn verletzt hat!" "Du hast den Vater gehört, oder nicht? Außerdem hat er Roman wieder zurückgeholt, Florian ins Krankenhaus getragen und was weiß ich noch alles. Wenn mein Sohn jemandem zutiefst vertraut, tue ich das auch!"

Ertappt erstarre ich und ziehe den Kopf etwas ein. Ich weiß nun, worüber sie reden... Und zwar über mich. "Außerdem hat nicht er die Obhut, sondern die Schule!" "Ändert nichts an der Tatsache und dieser hirnrissigen Idee, ihn wieder dahinzuschicken!" "Mama, du selbst hast ihn da angemeldet gehabt! Und Lars ist ein Lieber, der tut niemandem etwas!", mischt Vikkie sich auf einmal. Überrascht schaue ich auf. "Der Meinung bin ich auch. Und der Meinung, dass wir Roman selber entscheiden lassen, was er will und was nicht." "Ab-" "Demokratie Mama! Zwei gegen einen, das ist überstimmt!", kräht Vikkie. "Gut. Dann wäre das geklärt. Vikkie, gehst du eben die Jungs wecken? Es wird langsam dunkel, da sollten wir langsam mal los zu BurgerKing."
Shit. Schnell mache ich mich fertig, Spüle so leise wie möglich und renne ebenso leise ins Zimmer hoch. Kaum sitze ich wieder auf dem Sofa, kommt Vikkie rein. "Lauscher und Penner, allemann aufstehen!", kommandiert sie und klatscht Roman ohne Gnade ein Kissen ins Gesicht. Hellwach sitzt er da und funkelt seine Schwester an. "Na warte du kleine-" "Wenn du mich haust, gibt's keine Burger!" Das wirkt. Grinsend beobachte ich die Szenerie und verdränge das eben gehörte. Bis auf die Tatsache, dass Romans Mutter mir anscheinend doch nicht vertraut. Oder nicht genug.

Später sitzen wir an einem Tisch in einer einsamen Ecke, beim BurgerKing. Es herrscht Funkstille, da die Eltern noch das Menü studieren, Vikkie gelangweilt irgendetwas kitzelt und Roman eh nichts sagt. Was mir auch keinen Anlass gibt, irgendwas zu sagen. Stattdessen sitze ich nur gelangweilt da und achte auf meinen best Buddy, wie Leah jetzt sagen würde. Ich kann nicht leugnen, dass ich mein altes Leben an manchen Stellen schon vermisse. Das an der Schule. Als ich von allen, oder den meisten, respektiert wurde. Als ich auf Partys gegangen bin und selten im Suff scheiße mit anderen gebaut hab. Das typische Leben eines Jugendlichen eben. Bevor all das passiert ist. Aber ich vermisse dieses Leben nicht nur für mich, sondern auch für Roman und seltsamerweise Flo. Bevor ich aufgetaucht bin, war alles Butter bei die Fische bei ihnen...

Seufzend stehe ich auf. "Entschuldigt mich kurz, ich brauche Frische Luft." Damit rausche ich nach draußen. Klettere in die Rutsche, nach ganz oben. Ich muss nachdenken, einfach mal für mich sein. In den letzten Wochen ist so viel passiert... Ich hab unweigerlich mein Leben umgekrempelt, Romans komplett auf den Kopf gestellt und das Liebesleben von Flo zerstört. Hab meinem Vater mögen und Kay kennengelernt. Und das in nicht mal zwei Monaten. Als Roman an die Schule kam, war Ende September. Jetzt ist Anfang November. Dementsprechend ist es auch kalt hier draußen. Für andere gefühlte Minusgrade, aber ich, der das lange aushalten musste, spüre davon nichts.
"Lars?", reißt mich Romans Stimme aus den Gedanken. "Mhmm?", mache ich abwesend und starre weiter das schmutzige Gelb der Rutsche an. "Darf ich zu dir hochkommen?"

It's Okay to be GayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt