Kapitel 20. Ab in die Wüste

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Freyas Mundwinkel zogen sich ein wenig nach unten und man konnte ihr ansehen, dass ihr die Gedanken an die grauen Wächter näher gingen, als sie preisgeben wollte. Ein Wächter zu sein bedeutete ein neues Leben anzufangen und das alte hinter sich zu lassen und das für immer. Man starb jung, hatte bis zu seinem Lebensende Albträume und richtig danken, tat einem für diese Aufopferung irgendwie auch niemand. Eine recht undankbare Berufung, wie ich fand, aber dennoch gab es tapfere Frauen und Männer, die sie noch immer verrichteten und das zum Wohle aller.

"Für die Wächter ist es ehrenvoll im Kampf zu sterben Inquisitor, für sie kann es keinen heldenhafteren Tod geben. Im Kampf zu sterben, ist für viele ein würdevolles Ende. Wenn man diese Berufung wählt, dann meistens nur, weil man weiß, auf was man sich einlässt. Diese Leute wissen, was sie alles dafür aufgeben müssen und sie tun es gerne, um die Schwächeren zu beschützen. Dieses Leben ist kein leichtes, aber dessen sind sie sich bewusst". Ich merkte, dass ihr der Gedanke an all diese Opfer dennoch nicht gefiel und nichts, was ich sagen würde, würde daran etwas ändern. Ich lehnte mich leicht gegen eine der Wände der Höhle und verschränkte die Arme, während ich über seine Worte nachdachte.

"Also wollt ihr mir erzählen, dass alle Wächter in ganz Orlai jetzt diesen Ruf hören und sich ihm beugen, weil sie denken, ihre Zeit zu sterben wäre gekommen? Sie haben alle keine Ahnung, das dieser Ruf mit großer Wahrscheinlichkeit von Corypheus ausgelöst wird und nicht weil ihre Zeit gekommen ist. Wenn dem wirklich so ist und alle Wächter in die tiefen Wege verschwinden, dann wird über uns das Chaos einbrechen und genau das will dieses Monster wahrscheinlich auch. Wenn die Wächter fallen wird es niemanden mehr geben, der im Falle einer weiteren Verderbnis helfen kann. Ein Erzdämon könnte nicht mehr bezwungen werden! Die größte Angst der Menschheit würde plötzlich niemand mehr entgegenstehen und die Bevölkerung würde anfangen verzweifelte Maßnahmen zu ergreifen, um am Leben zu bleiben und das ist genau das, was Corypheus will". Ich fuhr mir mit einer leichten Anspannung im Gemüt durch die Haare, wie hatte ich übersehen können, das die Auslöschung der Wächter einer der Prioritäten von Corypheus war? Ich wandte mich an Freya, die beinahe denselben Ausdruck in ihren Augen hatte.

"Wir haben nicht mehr viel Zeit Inquisitor, wenn die Wächter den Ruf bereits hören, dann ist es für viele bereits zu spät. Wenn es keine Wächter mehr gibt, sind wir einer Verderbnis schutzlos ausgeliefert die meisten der grauen Wächter werden denken dieser Ruf sei echt und sie werden so reagieren, wie es ihnen beigebracht wurde. Sie werden alle in einen Tod gehen, der eigentlich noch gar nicht hätte eintreten sollen". Ich wandte mich an Stroud mit einem wehleidigen Blick.

"Ihr hört ihn auch, nicht wahr?". Strouds Blick wurde trüb und er nickte bestürzt.

"Ich höre ihn ebenfalls und wenn ich nicht wüsste, das er von Corypheus ausgelöst wird, dann wäre ich sicherlich auch schon auf dem Weg zum Tod. Es ist wie ein leises Flüstern im Schatten, es macht einen regelrecht krank. Was auch immer da gerade passiert, muss ein Ende haben, denn wenn es so weitergeht, werde ich alle meine Kameraden und Freunde verlieren und das ist diese Welt bei der nächsten Verderbnis so gut wie vernichtet". Ich stimmte Stroud voll und ganz zu, was auch immer Corypheus tat, musste gestoppt werden. Allerdings rannte mir die Frage durch den Kopf, wie genau er es schaffte, dass alle Wächter den Ruf gleichzeitig hörten. Auch machte ein kleiner Teil von mir sich Sorgen um einen Wächter, den wir in unserer eigenen Mitte hatten. Hörte Blackwall den Ruf ebenfalls? Und wenn ja, wie lebte er damit? Etwas, was ich herausfinden musste, wenn wir wieder in die Feste gingen. Dieses Monster war ein Teil der dunklen Brut und auch ein sehr Magie begabter Magister, nicht zu vergessen auch sicherlich ein Teil der Verderbnis selber, was es ihn leichter machte, mit den Wächtern in Kontakt zu treten, da diese bei ihrem Eintrittsritual selbst einen kleinen Teil der Verderbnis in sich aufnahmen. Trotz meiner Gedanken bemerkte ich durchaus, wie sich der Blick des Wächters vor mir verdunkelte. Etwas anderes besorgte ihn.Ich sah ihm direkt in die Augen, was er schnell bemerkte und mit einem Seufzen auf den Lippen redete er weiter.

Der eiserne Drachen Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt