Kapitel 53. Die beste Köchin der Welt

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An einem Tisch zu sitzen und einer, wenn ich es anmerken durfte, recht maskulinen Dame mit spektakulären Oberarmen beim Kochen zuzusehen, war etwas, von dem ich nie gedacht hätte, das es eines Tages passieren würde, aber für eben alles gab es wohl ein erstes Mal. Mein Körper schwankte unruhig auf dem Stuhl, da meine Nase Gerüche aufnahm, denen ich kaum widerstehen konnte, aber ich versuchte mein Bestes.

"Gebt mir ein bisschen Zeit, dann bereite ich euch einen Braten vor, an den ihr euch noch lange erinnern werdet". Nun gut, dann wollte ich mir ihre Worte mal zu Herzen nehmen.

"Warum schmollt ihr eigentlich?" Einen Augenblick stoppte ich mein unruhiges Wippen, da ich mit einer solchen Frage definitiv nicht gerechnet hatte. Ich hatte nicht geschmollt, oder?

"Ich denke nicht, das man es schmollen nennen kann. Ich bin lediglich mit meinen Gedanken auf einer anderen Ebene unterwegs". Sie zog ihre Augenbraue hoch, während ihre kräftigen Hände mein Essen zubereiteten und dabei auch noch einem Teig den Garaus machten.

"Aha und schmollt ihr auf dieser anderen Ebene genauso wie hier?" Durfte ich mich an diesem Punkt ein wenig angegriffen fühlen? Ich wusste es nicht. Da ich ihr nicht sofort antwortete, breitete sich ein Grinsen in ihrem Gesicht aus, welches ich nur als stichelnd deuten konnte.

"Man hat es doch schon gemerkt, als ihr euch hier hereingeschlichen habt und herumgetigert seid wie eine unruhige Katze. Da ist etwas in eurem Gesicht, was der guten alten Martha hier ganze Geschichten erzählt, da könnt ihr von mir aus versuchen es zu verstecken, wie sehr ihr auch wollt". Martha war also ihr Name und so wie es sah, hatte sie eine gute Menschenkenntnis, jedenfalls so weit, wie man mich einen Menschen nennen konnte.

"Jemand sehr Gutes ist gestorben und ich werde das Gefühl nicht los, dass ich das hätte verhindern können. Dass ich Dinge hätte anders machen können".

"Ah, die Geschichte also. Sowas denkt man immer, wenn man jemanden direkt vor seinen Augen verliert, besonders wenn ein dieser jemand nahestand oder man ihn jedenfalls ein kleines bisschen kannte. Das denken sich viele mein Junge, damit seid ihr mit großer Sicherheit nicht allein". Meine Mundwinkel zuckten leicht in die Höhe, als sie mich Jungen nannte, dennoch hörte ich ihr aufmerksam weiter zu.

"Ihr seid nicht der Einzige, der Leute verloren hat. Wirklich gute Leute. Jeder Krieg kostet Leben, da kommt man leider nicht einfach drumherum. Alles, was man machen kann, ist weitermachen und aufhören zu jammern".

"Also das ist...es ist leicht solche Dinge zu sagen, auch wenn ich nicht finde, dass ich jammere. Aber wärt ihr dort gewesen, würdet ihr die Dinge vielleicht anders sehen". Nun wurde aus ihrem Lächeln sogar noch ein freches Lachen.

"Ach Junge. Alles, was ich von euch höre, ist Jammern. Außerdem kann ich gut nachvollziehen, was sich in eurem hübschen Kopf gerade abspielt. Lasst mich raten, Hübscher. Ihr denkt, dass ihr nicht alles Mögliche getan habt, um den Tod dieser Person zu verhindern. Ihr denkt, dass ihr nicht stark genug gewesen seid, ihr denkt, dass ihr alles hättet besser machen können. Nun lasst mich euch was sagen, dass alles ist absoluter Bullshit. Damit macht ihr euch nur selber fertig, glaubt mir mal mein Lieber. Wenn ihr bei dieser Einstellung bleibt, rennt ihr die nächsten Wochen, wenn nicht sogar Monate mit dieser Schnute auf eurem Gesicht herum und lasst mich euch sagen, das schmeichelt weder eurem schönen Gesicht noch dem Alterungsprozess. Das gibt alles Falten für später!" Während sie mir mehr oder weniger eine Standpauke hielt, klopfte sie derart energisch auf einen Brotteig ein, dass mir ein wenig schwindelig wurde.

"Das hier ist alles ein wenig neu für mich, ich bin es nicht gewohnt, von Leuten umgeben zu sein und ihnen näherzukommen und sie dann sterben zu sehen". Sie nickte, gefolgt von einem Schnaufen.

Der eiserne Drachen Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt