Kapitel 52. Fragwürdige Trainingsmethoden

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Nach dem Gespräch mit Josephine musste ich mir eingestehen, dass ich mich tatsächlich besser fühlte. Ich wusste nicht, wie die Dame es machte, aber immer wenn ich in ihrer Nähe war, fühlte ich mich beruhigt. Möglicherweise lag es einfach daran, dass eine friedliche Person wie Josephine einem nicht einmal Angst einjagen konnte, wenn sie es wollte, auch wenn dies bei ihrer Arbeit sicherlich anders war. Möglicherweise lag meine plötzliche Ruhe auch einfach daran, dass wir so lange nicht mehr die Möglichkeit gehabt hatten, durchzuatmen. Die Schlacht in Adamant hatte sich länger hingezogen, als wir gedacht hatten, vielleicht war ich einfach nur müde. Dank meines Beitrittes bei der Inquisition war mein Schlafrhythmus vollkommen durcheinander oder besser gesagt teilweise einfach non existent, und das war ein Problem. Drachen schliefen normalerweise lange und sehr viel mehr, als ich es im Moment tat, aber zu unserem Inquisitor zu gehen und sich über meinen Schlafmangel zu beschweren, war keine Option. Wie konnte ich einer Person, die selbst nur wenige Minuten, wenn sie es sich erlauben konnte, an ihrem Schreibtisch schlief, sagen, dass ich mehr Ruhe benötigte. Dies war wirklich keine Option.

Müde massierte ich meinen Nacken, während ich mich davon abhielt, ein jammerndes Geräusch von mir zu geben. Ein Soldat, der an mir vorbeiging, beäugte mich mit einem mitleidigen Lächeln, bevor er mir zunickte und weiterging. Nun gaben mir schon Menschen Mitleid, ein Tiefpunkt, von dem ich nie gedacht hätte, das ich ihn erreichen würde. Ich bewegte mich weiter durch die Festung und bemerkte dabei schnell, dass alle, die mir entgegenkamen, nicht so aussahen, als hätten sie sonderlich viel geschlafen, aber wer konnte es ihn auch verübeln. Einige von ihnen hatten in der Feste der Wächter Personen verloren, die ihnen viel bedeutet hatten, die Heiler waren damit beschäftigt, diejenigen zusammenzuflicken, die von der Schlacht zurückgekommen waren, unsere Soldaten hatten tapfer gekämpft und andere wiederum hatten wohl, seit Corypheus wieder auferstanden war, keine ruhige Minute mehr gefunden. Es war ein Teufelskreis. Aber jetzt, da wir hoffentlich alle etwas ruhen konnten, würde sich die abgespannte Stimmung hoffentlich bald legen. Während ich meine Arme entspannt von mir streckte, machte mich mein gutes Gehör auf ein Geräusch von draußen aufmerksam, welches mir seltsam vorkam. Mit leichtem Interesse spähte ich aus dem Fenster und erblickte die Kriegerin Cassandra, welche sich mit dem eisernen Bullen duellierte, jedenfalls wirkte dies so auf den ersten Blick. Dann aber erkannte ich, dass sie nicht ihr Schwert in ihrer Hand führte, sondern eine Art hölzerne Keule, mit der sie auf den Bullen einschlug. Ein recht ungewohnter Anblick. Auch war seltsam, dass der Qunari nicht bewaffnet war und die Kriegerin anstachelte, damit diese ihn weiter vermöbelte.

Bei diesem seltsamen Anblick zog ich eine Augenbraue in die Höhe und öffnete das Fenster vor mir, um aus diesem steigen zu können. Leicht wie eine Feder ließ ich mich die wenigen Meter nach unten fallen und kam wenige Meter von den beiden entfernt auf dem Boden auf. Mit einem kurzen Blick ließen mich die beiden wissen, dass sie mich durchaus gesehen hatten, bevor sie mit ihrem seltsamen Vorhaben weitermachten. Eine kleine Weile beobachtete ich die beiden skeptisch, da ich mich nicht erinnern konnte, so etwas jemals gesehen zu haben, aber stören wollte ich sie bei ihrer Aktivität natürlich auch nicht. Der Qunari forderte sie immer mal wieder dazu auf, härter zuzuschlagen, was die Kriegerin auch definitiv konnte, aber wieso das Ganze? Die Kriegerin, die offensichtlich die Nase voll von den ganzen Sticheleien hatte, holte derart kräftig aus, dass ich automatisch die Augen etwas zusammenkniff, als sie letztendlich zuschlug. Mit einem Schnaufen ging der große Qunari zu Boden, ein Anblick, den man sicherlich nicht häufig zusehen bekam. Staunend nickte ich mit dem Kopf, während ich mir den Bullen am Boden so ansah.

"Respekt". Sie versuchte es zu verbergen, aber für einen kurzen Augenblick konnte ich den Hauch von Stolz in ihren Augen sehen. Cassandra war eben keine Frau, mit der man sich einfach so anlegen sollte.

"Das war ein Volltreffer". Die Stimme des Qunaris war von Schmerzen ein wenig verzerrt, aber dennoch lag auch in seiner Stimme deutlich der Respekt an die Fähigkeiten der Kriegerin. Müde vom vielen Zuschlagen, wandte sich die Sucherin an mich.

Der eiserne Drachen Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt