Kapitel 34. Kein Aufgeben

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"Wenn dieses Ritual fortgeführt wird, dann tut ihr alle damit ganz genau, was Lord Erimond von euch will. Was hat er euch erzählt, um all das hier in ein besseres Licht stellen zu können? Das ihr wie von euch erwartet, die dunkle Brut bekämpft? Das ihr die Welt ein für alle Mal von diesen Schatten befreit und damit durch unvergessliche Helden werdet? Wie könnt ihr ihm dies nur glauben? Die Wächter waren schon immer Helden und das nicht für irgendwelche Rituale, bei denen sie sich gegenseitig geopfert haben. Wann hat es jemals eine Zeit gegeben, in der Wächter andere Wächter abgeschlachtet haben, um an ihr Ziel zu kommen? Ich kann verstehen, dass ein vollkommenes Ende der dunklen Brut durchaus wie etwas scheint, für das es sich lohnt zu sterben, egal mit welchen Mitteln, aber das wird nicht geschehen. Es wird kein Ende setzten und euch auch nicht retten. Es treibt euch nur in die Arme eines noch viel größeren Monsters. Das hier ist nicht der Kampf, für den ihr auserwählt wurdet, nicht so!" Clarel trat einige Schritte nach vorn und erhob nun auch ihre Stimme.

"Wir werden die Opfer bringen, die niemand sonst bereit ist zu geben. Meine Soldaten sterben hier und niemand wird ihn jemals dafür danken. Wir sind stolze Wächter und wir werden diesen Weg gehen, wenn es bedeutet, das wir damit so vielen anderen das Leben retten. Wie könnt ihr uns dabei nur aufhalten wollen?!" Ich hatte langsam wirklich keine Lust mehr, mit Wächtern zu sprechen, die mehr als nur deutlich nicht erkannten, das sie für etwas benutzt worden. Also machte nun auch ich einen Schritt weiter.

"Und was wird dann passieren, Clarel? Denkt ihr wirklich dieses gehässige Tevinteraner hinter euch hätte nicht schon selbst Pläne gemacht, was mit euren Wächtern passieren wird, sobald all diese Rituale abgeschlossen sind? Habt ihr denn wirklich in all dieser Zeit nicht einmal hingesehen? Ihr seid eine Veteranin der grauen Wächter, eine Frau, die es geschafft hat, Hunderte gute Wächter auszubilden. Eine Frau, die einst wusste, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Wann seid ihr so blind geworden, dass ihr nicht einmal sehen könnt, was mit euren eigenen Leuten geschieht. Dieser Magier aus Tevinter dieser Mann, der sich Erimond nennt, bindet ihren Geist an Corypheus und macht sie damit zu seelenlosen Puppen, die nur noch ihrem Spieler folgen. Sie sind nicht mehr die Wächter, die ihr einst unterrichtet habt". Ihre Augen wurden groß und auch auf einer gewissen Distanz konnte ich sehen, dass ihre Lippen ungläubig zitterten. Das war mein Stichwort.

"Ihr kennt diesen Namen, nicht wahr? Ihr kennt ihn nur zu gut, dann auch ihr seid im vor vielen Jahren begegnet. Zu einer Zeit, wo wir alle dachten, er wäre gestorben, aber dies ist er nun einmal nicht meine Liebe. Er lebt und ist mehr als überzeugt davon diese Welt nach seinen abscheulichen Werten formen zu können und das, was ihr im Moment tut, hilft ihm nur dabei! All diese Leben, die ihr für eine angeblich gute Sache opfert, gehen direkt an ihn und ihr scheint es noch nicht einmal zu wissen". Ich flehte innerlich, dass sie unsere Worte erhören würde und ich merkte deutlich, dass sie zögerte, dann aber dennoch den Befehl gab, das Ritual abzuschließen. Ich schloss meine Augen über den Verlust und öffnete sie nur wenige Augenblicke später kampfbereit. Wenn sie nicht von selbst aufhören würden, dann müssten sie eben sterben. Es gab leider keinen anderen Weg. In der Mitte des Ritualplatzes tat sich grünes Licht auf, welches immer heller zu leuchten schien und nichts Gutes bedeuten konnte. Ich hatte in meinem Leben schon so viel Blutmagie sehen müssen, ich hatte gesehen, welche Opfer diese Magie forderte und nie hatte sie etwas gebracht. Auch Stroud war nun nach vorne getreten und in seinen Augen lag eine unendlich tiefe Trauer.

"Ich habe so viele von euch unter meine Fittiche genommen, habe euch trainiert und euch zu großartigen grauen Wächtern gemacht, die immer wussten, wo ihre Prinzipien lagen. Ihr macht mit diesem Ritual einen riesigen Fehler, bitte zwingt mich nicht dazu, euch alle töten zu müssen, nur um diese Welt vor dem Untergang befreien zu können. Dieser Wahnsinn muss ein Ende haben". Ich sah durch das Portal und konnte spüren, wie mir das erste Mal kalter Schweiß über den Nacken lief. Was bei allen Göttern dieser Welt war das nur, was ich dort in der Ferne hinter dem Schleier erblicken konnte. Was diese Kreatur denn wirklich noch ein Dämon oder schon der Tod selber, ich konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Was ich allerdings definitiv sagen konnte war, das ich ihm unter keinen Umständen begegnen wollte und gerade diese Kreatur wollten sie hier her beschwören? Hatte den wirklich keiner der Wächter noch einen halbwegs klaren Verstand? Schnell wandte ich mich an den Inquisitor.

Der eiserne Drachen Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt