Kapitel 17. Wir schaffen das

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Mit einem unschuldigen Blick lehnte ich mich noch etwas weiter gegen die Mauer, mir vollkommen bewusst, was er mit seinen Worten meinte. Natürlich benötigte es Zeit, damit die Mitglieder der Inquisition sich an mich gewöhnen konnten und bei vielen sah ich noch immer die Unsicherheit in ihren Augen. Einige hielten es sogar für besser, sich so wenig wie möglich in meiner Gegenwart aufzuhalten. Jedoch merkte ich, wie einiger auf mich zukamen. In der Hoffnung, ich könnte ihnen bei ihrer Arbeit helfen und den Inquisitor oft in meiner Nähe zu sehen, sorgte auch dafür, dass sie mir langsam, aber sicher ihr Vertrauen schenkten. Mein Blick wandere wider zu Dorian, der sich noch immer mit den Büchern beschäftigte.

"Ich habe versucht einige Informationen zu finden, auch wenn mir mittlerweile klar geworden ist, dass man hier nicht viel finden kann. Ich wollte etwas über Corypheus herausfinden, aber das meiste wusste ich ohnehin schon. Es ist wirklich bedauerlich, dass die Inquisition sich anscheinend keine besseren Bücher leihen kann, aber damit muss ich wohl kooperieren, jedenfalls fürs Erste. Dass ihr hier seid, zeigt viel von eurem Charakter, wisst ihr? Das alles hier wird in keinem Geschichtsbuch verfasst. Natürlich wird man Geschichten hören, wie der große Inquisitor Corypheus bezwungen hat, wenn wir mal vom besten ausgehen, aber uns alle wird man wohl kaum erwähnen. Vielleicht werdet ihr noch zu einer kleinen Zeile in einem Buch werden, immerhin hört man nicht jeden Tag von jemandem, der Mensch und gleichzeitig Drache ist, allerdings stehen eure Chancen dafür eher schlecht. Versteht mich nicht falsch, ich möchte gar nicht, dass man mich mit Dank überschüttet und mir Geschenke macht, weil ich an diesem Kampf beteiligt gewesen bin, aber irgendwas wäre vielleicht ganz nett. Ich bin hier aus eigenen Überzeugungen und weil ich möchte, dass dieses Loch im Himmel so schnell wie möglich wieder verschwindet, aber warum seid ihr hier? Niemand wird euch für euren Dienst hier danken, ich hoffe, das ist euch bewusst". Und ja, das war es mir in der Tat.

"Ich mache das alles hier nicht für den Ruhm oder irgendeine Form von Dank. Außerdem weiß sicherlich niemand von uns, was genau bei allem dem wirklich herauskommen wird. Ich bin hier, weil es keine Welt mehr zum Retten geben wird, sollten wir versagen. Meine Lebenserwartung ist hoch und ich möchte die nächsten Jahrhunderte lieber in einer Welt verbringen, die keine Löcher vorweist, aus denen Dämonen gekrochen kommen. Ich brauche keinen Dank und auch keine Zeile in einem Buch, obwohl ich mir vorstellen kann, dass Varric mich sicherlich gut auf Papier bringen könnte. Wie gesagt, wir wissen nicht, was noch kommen wird". Dorians Blick wurde weich und ein leichtes Lächeln formte sich auf seinen Lippen.

"Es fühlt sich an, als wäre ich über ein Einhorn gestolpert, wenn ich mit euch rede. Ihr sehr alles so optimistisch entgegen, es ist wirklich entzückend, leider sind diese Kreaturen schon vor vielen Jahren ausgestorben. Ich wusste, dass dort etwas an euch wäre, was ich mögen würde und anscheinend lag ich damit auch vollkommen richtig. Corypheus muss aufhalten werden und das ist alles, was im Moment für mich zählt. Monster wie er gibt es in meiner Heimat schon mehr als genug, ich werde nicht zulassen, dass er diese Welt zerstört und sie nach seinen Wünschen formt". In diesem Punkt waren wir uns eindeutig einig. 

"Allerdings habe ich noch gewissen Fragen über denjenigen, der versucht, uns alle auszulöschen Dorian. Corypheus ist eine Figur, die in der Geschichte von Tevinter deiner Heimat vorkommt. Es heißt, er wäre ein Magister gewesen". Dorian nickte und seufzte und man konnte ihm ansehen, dass ihm dieser Gedanke nicht sehr zusagte.

"In der Tat, das war er, aber das ist schon sehr lange her. Damals war Tevinter noch ein anderer Ort. Der Krieg war damals zu Ende, das Magisterium von Tevinter war wieder geeint und die Armee meiner Heimat verleibte sich die Ländereien von Thedas ein, als wären es wundervoll schmeckende Konfitüre. Die Magister damals haben einfach zu viel Arroganz besessen und dachten, dass sie in das Nichts eindringen könnten und den Thron des Erbauers besteigen könnten. Tja, aber anscheinend hat das alles nicht so ganz funktioniert. Niemand weiß genau, was damals passiert ist und niemand weiß mehr, wer genau diese Männer und Frauen waren, die eine solch bescheuerte Idee hatten. Es gibt in den Büchern keinen Hinweis auf einen Magister namens Corypheus falls das überhaupt sein richtiger Name ist. Das Ganze ist über eintausend Jahre her und kurz danach hat die Verderbnis sowieso fast jeden vernichtet, daher gibt es auch niemanden, der eine solche Geschichte hätte erzählen oder jedenfalls festhalten können. Alles, was wir wissen ist, dass er leider einmal ein Tevinteraner gewesen ist und selbst das scheinen die meisten nicht glauben zu wollen. Aber die Inquisition hat bedauerlicherweise die Beweise dafür gefunden, dass diese Geschichte wahr ist, zwar nicht genau, wer Corypheus ist, aber dennoch, dass er wohl einst in Tevinter lebte. Dieser Mann...dieses Monster hat nicht mehr mit meiner Heimat zu tun und ich bezweifle, dass er sich selbst noch an viel erinnern kann, denn wenn man diesen Geschichten glauben mag, haben wir es hier mit einer Kreatur zu tun, die seid über eintausend Jahren immer mal wieder auftaucht. Auch halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass Corypheus uns zu einer Tasse Tee einladen wird, um uns über seine traurige Vergangenheit zu erzählen, auch wenn ich durchaus interessiert daran wäre sie zu hören. Aber bis es dazu kommt, werde ich weiter versuchen, anderswo meine Informationen herzubekommen, natürlich auf vollkommen legale Art und Weise. Bis dahin müssen wir uns wohl leider damit abfinden, was wir in diesen Regalen finden können".Ich legte den Kopf ein wenig schief, denn ich hatte so ein Gefühl, dass er einer recht geteilten Meinung war, wenn es um sein Heimatland ging.

Der eiserne Drachen Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt