Kapitel 43. Traumreisen

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Dorian aus seinem Albtraum zu befreien stellte sich zum Glück nicht als ganz so schwierig heraus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Bevor wir uns versahen, befanden wir uns wieder im Nichts und auch Varric kehrte mit einem recht blassem Hawk zu uns zurück. Natürlich empfand ich eine leichte Neugierde zu fragen, was in Hawks Albtraum passiert war, aber ich hielt mich zurück, nachdem meine Augen für einen kurzen Moment die seinen getroffen hatten. Was auch immer es gewesen war, es hatte ihn deutlich mitgenommen. Gemeinsam machten er, Dorian und Varric sich auf, Stroud zu befreien. Sowohl der Zwerg als auch Hawk kannten ihn besser und waren daher wohl eine größere Hilfe als ich.

Die beiden verschwanden und für einen kurzen Moment war ich alleine mit den beiden Einzigen, die noch immer in ihren Albträumen gefangen waren. Ich streckte meine Hand aus und legte sie sanft an die Wange des Qunari der zwar nicht schockiert wie die anderen wirkte, aber dennoch sehr angespannt.

"Dann wollen wir doch mal sehen, was einem starken Krieger wie dir Angst macht. Ich hoffe, ich kann dir helfen". Ich sprach in einer sanften Stimme, obgleich ich nicht einmal wusste, ob er mich hören konnte oder nicht. Sanft legte ich meine Lippen auf die Seinen, bevor ich in seinen Albtraum gesogen wurde. Ich spürte kalten Boden unter meinen Füßen und vernahm den fauligen Geruch von Dämonen, während der grüne Nebel des Nichts vermischt mit einem nur zu bekannten schwarzen um mich herum schwebte. Ich war also auf eine gewisse Art und Weise noch immer im Nichts gefangen. Mein Kopf wirbelte herum, als ich brutale Kampfgeräusche vernahm, denen ich nur zu folgen brauchte, um den Bullen zu finden.

Mein Atem stockte für einen kurzen Augenblick ganz von selbst als ich den eisernen Bullen sah, der bereits mehrere tiefe und schwer blutende Wunden hatte. Seine Waffe noch immer fest in seiner Hand atmete er in schweren Stößen ein uns aus, während eine Welle an schier unendlich vielen Dämonen immer wieder von neuem angriff. Auf dem Boden lagen Leichen, die kaum mehr zu identifizieren waren und erst als ich näher kam, sah ich, dass es sich bei den Leichen um uns alle handelte. Ich sah den Inquisitor, Solas, Dorian, Varric und letztendlich auch mich. Für einen Moment hielt ich inne, da es ehrlich gesagt recht bestürzend war, wenn man sich selbst als Leichnam entdeckte, aber für Schock blieb keine Zeit. Ohne zu zögern, stürzte ich mich mit ihm auf die Dämonen vorbei ich keinen ausmachen konnte, der die Zügel in der Hand hatte. Während meine Flammen die restlichen Dämonen von uns weghielten, ging ich auf den Bullen zu, dessen Verletzungen mir allmählich wirklich Sorgen bereiteten. Allerdings bevor ich etwas tun konnte, um ihm zu helfen, schwirrte seine Waffe nur wenige Millimeter an meinem Kopf vorbei, was mich dazu brachte zurückzuweichen. Mit erhoben Hörnern stand er vor mir, während seine Waffe noch immer kräftig in seinen Händen lag.

"Es ist mir scheiß egal welche Form ihr Wesen annehmen könnt, am Ende wird der Bulle euch sowieso fertig machen". Bei allen Göttern natürlich war ich in seinen Augen jemand, der genauso gut ein Dämon sein konnte wie alle anderen und wenn ich meine Leiche so ansah, war dies in seinen Augen wohl auch durchaus möglich. Mit erhobenen Händen ging ich langsam auf ihn zu, darauf bedacht bloß keine zu schnellen Bewegungen zu machen.

"Bulle, ihr müsst mir zuhören. Ich weiß, dass alles hier sieht ein wenig verdächtig aus, aber ihr seid in einem Albtraum gefangen, der euch Dinge sehen lässt. Ich bin der echte Orion und ich bin nach wie vor am Leben, genau wie alle anderen auch".

"Ich habe euch sterben sehen, also hört auf mich zu verarschen". Mit diesen Worten preschte er nach vorn, mit einer Geschwindigkeit, die mich doch sehr überraschte. Trotz seiner Wunden waren seine Hiebe kontrolliert und hart, was dafür sorgte, dass ich mich tatsächlich anstrengen musste, um nicht getroffen zu werden. Seine Axt schnellte auf mich herab, ein Hieb so stark, dass er wahrscheinlich meinen Schädel gespalten hätte, wäre ich nicht auf seinen Angriff vorbereitet gewesen. Da er beide Hände benötigte, um seine Axt mit möglichster Präzession schwingen zu können, benutzte ich ebenfalls beide, um sie abzuwehren. Währenddessen versuchte ich ihn mit Worten zu erreichen, welche er aber anscheinend völlig ignorierte.

Der eiserne Drachen Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt