Der eiserne Drachen Teil 2

Kapitel 56. Verbindungen vertiefen

Den Zwerg zu finden war alles andere als schwer, da ich seinen Geruch mittlerweile gut von anderen unterscheiden konnte. Da saß er in einem gemütlichen Sessel am Feuer, mit einer Lesebrille im Gesicht über einigen Briefen, die er wohl selbst gerade beschriftete. Neckisch wie ich nun einmal war, ging ich langsam auf den Zwerg zu, ohne dabei Geräusche zu machen. Ankündigen tat ich mich dennoch, da ich niemandem einen Herzinfarkt bescheren wollte. Neugierig sah er von seinen Briefen hoch und schüttelte dann den Kopf, als er mich erblickte.

"In meinem nächsten Buch über die Inquisition sollte ich wirklich jedes Detail über euch niederschreiben, damit meine Leser in der Nachwelt ganz genau nachvollziehen können, was für ein seltsamer Kerl ihr doch seid. Schleicht ihr immer wie eine Katze um eure Mitmenschen herum? Ich kann mir vorstellen, dass dies nicht ganz so gut bei einigen Parteien ankommt. Leliana würde euch möglicherweise versuchen, den Kopf abzutrennen, solltet ihr euch bei ihr so anschleichen. Aber was kann ich für euch tun, mein werter Freund?" Gut gelaunt über die Worte des Zwerges verfrachtete ich mich in den Sessel neben ihm, während ich die Flammen im Kamin beobachtete.

"Ich wollte einem Freund nur kurz einen Besuch abstatten, wie es aussieht, habt ihr einiges zu erledigen, soll ich vielleicht später wiederkommen?" Kurz blickte er zu seinen Briefen, aber dann schüttelte er den Kopf.

"Ich halte einige Freunde von mir nur auf dem Laufenden, besonders diejenigen, die auch mit Hawke befreundet sind. Fenris, sein grübelnder Geliebter, hätte es mir sehr übel genommen, wäre ihm im Nichts etwas passiert. Ich gehe nur sicher, dass meine Briefe sie alle vor irgendwelchen Gerüchten erreichen. Hawke hat nicht viele Leute, die er Familie nennt, aber diejenigen, die er so nennt, würden ihm in den Tod folgen. Diese Personen brauchen einen Brief von mir und ich gehe nur sicher, dass sie ihn auch bekommen". Er lehnte sich in den Sessel zurück und nahm seine Brille ab.

"Ich möchte mich erneut bedanken für das, was ihr da im Nichts getan habt. Ich wüsste nicht, was ich getan hätte, wäre Hawke etwas passiert. Ich hätte die Briefe nur schwer schreiben können. Ich wüsste nicht, was ich jetzt tun würde, wäre ihm etwas passiert. Ihr habt uns gerettet, auch wenn ihr das vielleicht nicht sehen könnt. Wir haben einen guten Mann verloren, aber dank euch können wir weitermachen". Das erste Mal seid Beginn unserer Konversation, wandte ich meinen Blick von den Flammen ab und sah in seine Augen. Varric und ich mussten nicht lange und intensive Gespräche führen, um einander zu verstehen. Alles, was er mir noch sagen wollte, sagte er mir mit seinen Augen. Als Antwort nickte ich nur.

"Wisst ihr...Cassandra hat wirklich Gefallen an euren Büchern gefunden. Besonders die Reihe namens Schwerter und Schilde scheint es ihr angetan zu haben. Ich bin ihr zufällig draußen begegnet, als sie es gelesen hat, sie war derart fixiert, dass sie mich gar nicht gemerkt hat, so gut scheint es ihr zu gefallen. Sie hat sogar versucht, es vor mir zu verstecken, nachdem ich sie ertappt hatte". Völlige Stille brach über uns beide herein, die für einige Sekunden anhielt, in denen Varric zuerst verwirrt und dann plötzlich schockiert wirkte. Amüsiert beobachtete ich die Emotionen, die über sein Gesicht jagten, während er versuchte, sie halbwegs unter Kontrolle zu bekommen. Voller Belustigung schnappte ich mir die schöne Flasche, die Varric bis eben noch neben sich stehen hatte und schenkte mir ein Glas des alkoholischen Getränkes ein.

"Ich denke, ihr muss mich da gerade verhört haben, aber es klang doch tatsächlich so, als hättet ihr mir gerade gesagt, dass eine gewisse Kriegerin meine Bücher lesen würde, was im Übrigen völlig ausgeschlossen ist". Nun griff auch er zu der Flasche.

"Ich denke nicht, dass ihr euch da verhört habt, denn genau das habe ich gesagt. Cassandra scheint eure Bücher durchaus zu genießen". Noch immer mit einem Lächeln auf den Lippen nippte ich an meinem Getränk und befand es nach einer kleinen Kostprobe als durchaus trinkbar.