Kapitel 45. Kleine Träumer

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Weiterzugehen und weitere Dämonen zu besiegen war für uns von keiner großen Schwierigkeit, denn nachdem, was dieser Albtraum Dämon uns angetan hatte, war es ein leichtes gewesen, die nötige Wut und Energie aufzubringen, die es benötigen würde, um ihm mächtig in den Arsch zu treten. Egal wem ich in die Augen blickte, die Kampfeslust war in allen zu sehen. Man hätte meinen können, die Albträume zu durchleben hätte uns an einem gewissen Punkt erschöpft und vielleicht war dem auch so, aber nun konnte man davon innerhalb der Gruppe nichts spüren. Wir liefen um jede Ecke, töteten alles, was uns entgegenkam und dennoch wirkte jeder Winkel gleich, jedenfalls für mich. Ich hatte mich immer gefragt wie es sein würde im Nichts umherzuwandern, aber nun, da ich meiner Meinung nach genug gesehen hatte, wollte ich nichts mehr als wieder in die wirkliche Welt zurückzukehren. Mein Zeitgefühl hatte ich schon vor einer ganzen Weile verloren und so wie es aussah, konnte auch keiner meiner Gefährten mir sagen, wie viel Zeit ungefähr vergangen war. Der Einzige, der relative entspannt zu sein schien, war Solas. Dieser kannte sich hier besser aus als alles anderen, aber auch ihm konnte man anmerken, dass gewisse Gegebenheiten ihm nicht gefielen.

Noch immer nagte es an mir, dass ich seinen Albtraum nicht hatte sehen können, denn vorstellen konnte ich mir diesen leider gar nicht und auch lag mir die Frage auf der Zunge, wie er es geschafft hatte, alleine aus seinem Albtraum zu brechen. War es möglicherweise ähnlich gewesen wie bei mir oder hatte dieser Elf andere Methoden angewandt. Würde ich es jemals erfahren oder würde er schweigen? Mir vielleicht sogar ausweichen? Ich hatte nicht die geringste Ahnung.

Meine Gedankengänge wurden von einem Wimmern unterbrochen, welches nicht von einem meiner Gefährten stammte und damit mein Interesse, aber auch Sorge in mir weckte. Langsam schlich ich mich in die Richtung, aus der ich den leisen Klang einer Stimme vernehmen konnte. Der Anblick, der sich mir bot, hätte mich eigentlich nicht mehr wundern sollen, aber dennoch kam ich nicht drumherum leicht verwirrt drein zu blicken. Ein kleines flackerndes Etwas saß zusammengekrümmt in einer Ecke, während schwarze Schatten um es herumschwirrten. Die kleine Figur, die auf eine gewisse Art und Weise etwas von einem Kind hatte, weinte und zitterte. Solas blickte an mir vorbei und verzog für einen Moment, mit einem Blick von Trauer gefüllt, die Mundwinkel.

"Ein Träumer. Arme Seelen, die von ihren größten Ängsten geplagt werden, wie es auch bei uns geschehen ist". Ich verschränkte die Arme und beobachtete das kleine Würmchen, welches sich immer mehr zurückzuziehen schien.

"Und wie kann man helfen?" Solas beäugte mich für einen Moment, bevor er antwortet. 

"Helfen kann man nur, indem man einem Träumer dabei hilft seine Angst zu bewältigen, also genau das gleiche wie bei uns nur wohl nicht ganz so intensiv". Ich nickte mit meinem Kopf, ohne den Träumer aus den Augen zu lassen, während ich mich ihm vorsichtig näherte.

Es brauchte keinen Kampf, um diese Schatten loszuwerden, denn wie Rauch ließen sie sich einfach mit der Hand fort wedeln. Die kleine Person, die nach wie vor nur durch einen orangefarbenen Rauch zu sehen war, rückte weiter fort als ich mich näherte, wahrscheinlich weil auch ich wie eine Bedrohung wirkte.

"Ich möchte dir nur helfen, du musst keine Angst vor mir haben, auch wenn ich es dir nicht verdenken kann. Diese großen Hörner sind wahrscheinlich ein ganz schöner Schrecken für dich, aber lass mich dir sagen, auch Erwachsene haben ganz schön viel Angst vor ihnen". Das Wimmern wurde zu einem kurzen, sanften Auflachen, welches sich wirklich anhörte wie das eines Kindes.

"Es macht mir Angst, wenn die Schatten kommen. Immer wenn sie da sind, kann ich nicht schlafen. Ich versuche dann immer wach zu bleiben bis meine Mutter kommt, um mir eine Kerze anzumachen. Aber ich weiß einfach nicht, wo sie ist. Jetzt ist es ganz dunkel und dann kommen immer die Schatten, um mit mir zu spielen, aber ich möchte das eigentlich gar nicht. Aber sie hören nicht auf mich, egal was ich ihnen sage". Ich nickte verstehend und überlegte kurz, wie ich dem Träumer helfen könnte.

Der eiserne Drachen Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt