Kapitel 38. Erinnerungen kehren zurück

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Wie aufgebracht Freya war, konnte man ihr deutlich ansehen und auch spüren. Sie war mit den Antworten der uns gerade erst vorgestellten Göttlichen nicht zufrieden, was man bei den vielen Antworten, die uns nur mehr Fragen erbracht hatten, auch verstehen konnte. Sanft legte ich ihr eine Hand auf ihre Schulter, als sie wieder damit anfing, um mich herum zu tigern wie eine nervöse Katze. Als sie bemerkte, dass sie dies immer und immer wieder von Neuem anfing, raufte sie sich mit einem genervten Stöhnen das rote Haar.

"Ich verstehe einfach nicht, was genau wir jetzt machen sollen. Es sind also Erinnerungen von mir hier? Die Corypheus mir anscheinend, wann auch immer genommen hat, denn ich kann mich an absolut nichts erinnern und was ist, wenn ich eine finde? Wie sehen Erinnerungen denn überhaupt aus hier im Nichts, ich meine normalerweise sammelt man seine Erinnerungen nicht einfach wieder auf. Muss ich irgendwas Bestimmtes tun, um sie wiederzubekommen? Und was ist, wenn ich es nicht schaffe? Werde ich dann auf ewig Lücken in meinem Gedächtnis haben?" Erneut fing sie an, ihre Runden zu drehen, was ich einige Sekunden mit einer Mischung aus leichter Belustigung und Mitgefühl beobachtete, bevor ich sie bei den Schultern packte.

"Ich denke, wenn ihr euch die ganze Zeit Sorgen um etwas macht, von dem wir nicht einmal wissen, wie es aussieht. Wenn es diese Erinnerung gibt, dann werden wir sie finden. Vertraut mir also, wenn ich euch sage, dass wir nicht eine Erinnerung zurücklassen werden. Wir sind an eurer Seite bis zum bitteren Ende. Also atmet durch und lasst uns weiter, je länger wir hier verweilen, desto angreifbar sind wir. Diese Bruchstücke aus eurem Gedächtnis sind Teile eurer selbst, ich denke, wenn wir einem begegnen, dann werdet ihr es schon wissen, immerhin gehört es zu euch". Freya nickte und lief mit uns weiter, während sie sich verzweifelt umsah, was ich nur verstehen konnte, denn auch ich hatte nicht damit gerechnet, irgendwann im Nichts nach Erinnerungen suchen zu müssen, aber anscheinend gab es wirklich für alles das erste Mal. Seufzend drehte ich mich zum Inquisitor, um sie zu fragen, ob sie schon irgendwas spürte, aber diese war plötzlich nicht mehr da.

"Aber...so klein ist sie nun doch nicht". Ich drehte mich im Kreis und wollte gerade damit anfangen in Panik auszubrechen, als ich sie sah, zusammen mit einer glühenden grünen Kugel direkt vor ihrem Gesicht. Natürlich war das Erste, was ich tat, in eine verteidigende Haltung zu gehen, aber ich bemerkte schnell, das von der Kugel nichts Böses auszugehen schien. Gang im Gegenteil sogar, denn Freya schien wirklich fasziniert von ihr.

"Es ist, als ob sie zu mir gehören würde, ich denke, dass dies eine Erinnerung sein könnte aber..." Sie blickte hinunter zu ihrer Hand, die ebenfalls grün leuchtete und richtete diese dann gegen die Kugel. Ihre Hand begann zu zittern, während grüne Funken in alle Richtungen sprühten. Freya biss die Zähne zusammen und ich fragte mich, ob sie möglicherweise jedes Mal Schmerzen dabei empfand, wenn sie das Zeichen auf ihrer Hand nutzte. Ein recht schrecklicher Gedanke.

Die Kugel zersprang und löste sich auf und plötzlich war eine Stimme zu hören, wie ich sie selten zuvor wahrgenommen hatte. Die Stimme war dunkel, mächtig und von einer Unbarmherzigkeit, wie ich sie nur selten gespürt hatte. Sofort machte sich ein unangenehmes Kribbeln in meinem Körper breit, welches mir mitteilte, das es sich bei der Person hinter dieser Stimme nur um eine schreckliche Kreatur handeln konnte.

"Bringt mir das Opfer". So schnell wie die Stimme gekommen war, verschwand sie auch wieder, wobei ein Hauch von ihr noch mehrere sekundenlang durch das Nichts hallte. Auch nachdem sie verstummt war, konnte ich den Schauer auf meiner Haut noch deutlich spüren, was mich dazu brachte, mich vorsichtig zu Freya zu drehen.

"Was war das?" Freya blickte zu ihrer Hand, die noch immer glühte, während sie einen besorgten Blick auf ihrem Gesicht trug.

"Das war eine Erinnerung aus meiner Vergangenheit, allerdings ist diese Stimme keine mir unbekannte. Das war niemand anderes als Corypheus der dort gesprochen hat, auch wenn ich mich nicht daran erinnern kann, diese Worte jemals von ihm gehört zu haben, aber seine Stimme würde ich überall wieder erkennen. Es war die Gleiche, die Haven vom Angesicht dieser Welt getilgt hat und damit auch so viele meiner Leute". Nun, da ich die Stimme unseres Feindes gehört hatte, wusste ich, dass ich sie nie wieder vergessen würde, denn wie auch Gerüchte und Gesichter blieben mir auch Stimmen ewig in Erinnerung.

Der eiserne Drachen Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt