Kapitel 12. Der Champion von Kirkwall

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Ich hatte mich schon auf wirklich alles vorbereitet und als der Inquisitor sich wütend erhob und die Arme vor sich auf den Tisch knallte, hatte ich ehrlich gesagt damit gerechnet, mich jeden Augenblick gegen eine Elfe verteidigen zu müssen, aber dazu kam es nicht. Nach einigen Sekunden, in denen nichts passierte, wagte ich es wieder direkt in das Gesicht von Freya zu sehen, welches nach unten auf ihren Schreibtisch gerichtet war. Vorsicht war allerdings noch immer gefragt, denn ich konnte genau sehen, wie ihre Schultern ein wenig bebten. Auch ihre Hände waren in ihren Schreibtisch gekrallt und man konnte sehen, wie kleine, aber durchaus gut sichtbare Kratzspuren sich über den Tisch zogen. Ihre Augen waren beschlossen und ihre Lippen dicht aufeinander zu einem schmalen Schlitz gepresst. Mein Mund war ebenfalls geschlossen, was allerdings nur daran lag, dass ich mein Leben mochte und es möglichst lange behalten wollte. Ein falsches Wort hätte sicherlich gereicht und sie wäre über den Tisch geklettert, um mir persönlich den gar auszumachen und das wollte ich mit Sicherheit nicht riskieren. Also schwiegen wir beide, bis sich Freya plötzlich regte und mich mit einem strahlenden lächelnd ansah, was in mir allerdings nur Unbehagen auslöste.

"Nun, das ist ja wirklich alles ganz interessant. Der Champion ist hier und möchte mich und euch um ein persönliches Gespräch erbitten, das ist ja wirklich alles gar kein Problem...wirklich...kein Problem!!". Aus ihrem Mund kam ein Lachen, welches sich nur mit ein wenig Hysterie vergleichen ließ und mich zum Zusammenzucken brachte.

"Nun, dann werden wir wohl gleich mal losgehen und diesen Hawk treffen. Ich hoffe wirklich, dass Varric bei diesem Gespräch ebenfalls anwesend ist, ansonsten schleife ich ihn und seine behaarte Brust nämlich persönlich dorthin". Sie lief mit einem starken Schritt und einer Aura, die dafür sorgte, dass alle, die uns entgegenkamen, sofort einen großen Bogen um uns machten, an mir vorbei, wobei sie mit einem aggressiven Zischen anwies, mir zu folgen, was ich auch sofort tat. Frauen sollte man in dieser Situation wohl lieber nicht verärgern, jedenfalls hatte mir das meine Mutter immer beigepflichtet. Schlage einer Frau ja nichts ab, solange sie einen Blick in den Augen trägt, als würde sie dich mit einem Finger zerquetschen können! Genau das waren damals ihre genauen Worte gewesen.

An der frischen Luft schien sie sich ein wenig zu beruhigen oder vielleicht versuchte sie auch nur die geeigneten Worte zu finden für das, was hier gerade passierte. Sie hatte nicht sehr viel Zeit gehabt, sich auf ein solches Gespräch vorzubereiten und ihre Laune verbesserte sich nicht gerade als ihr auch das wieder in den Sinn kam. Da Freya merkte, dass sie sowieso nicht ganz wusste, wo sie eigentlich hingehen musste, überließ sie mir kurzerhand das Kommando und folgte mir mit etwas langsameren Schritten. Ich konnte Varric riechen und auch eine Person, dessen Geruch ich vorher noch nicht vernommen hatte, so wie es aussah, war der Champion also nicht mehr weit. Wir befanden uns mittlerweile auf einer der Festungsmauern, wo Varric schon mit einem breiten Grinsen auf uns wartete. Als er allerdings Freya erblickte, schien er sich ein wenig mehr an die Mauer zu drücken, denn auch ich hatte aus dem Augenwinkel vernommen, wie sie ihre Zähne gefletscht hatte.

Entkommen konnte er ihr definitiv nicht, aber ich würde schon irgendwie darauf achten, dass sie ihn nicht heimlich von der Mauer warf, auch wenn der Inquisitor selbst mir ein wenig Angst mit ihrer momentanen Laune machte. Eigentlich hatte ihn innerlich heimlich damit gerechnet, dass Freya sich auf ihn stürzen würde, aber da sie dem Champion bald gegenüber treten würde, hielt sie sich zurück. Lediglich ein feines Zischen war zu hören, in welchem sie dem Zwerg mitteilte, dass sie sich später gründlich zu unterhalten hätten. Etwas, mit dem er anscheinend gerechnet hatte, auch wenn in an seinem Blick deutlich sehen konnte, dass er am liebsten drauf verzichtet hätte. Ich genoss für den Moment die wenigen Sonnenstrahlen, die es schafften, die Feste einzunehmen und damit auch das zärtlich warme Gefühl, welches sie mit sich brachten. Dann allerdings vernahm ich Schritte und den Geruch, den ich auch schon vorhin hatte wahrnehmen können. Langsam wandte ich mich zu der Treppe, auf der ein zugegeben ziemlich ansehnlicher Mann mittleren Alters stand und uns drei mit einer nicht zu deutenden Miene ansah.

Der eiserne Drachen Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt