Kapitel 16. Liebliche Worte

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"Das, was mit eurem Freund passiert ist, tut mir sehr leid Varric, ich weiß, dass ihr sowas wie Freunde gewesen seid, bevor er diesen Weg der Zerstörung angetreten ist". Beinahe liebevoll legte ich ihm eine Hand auf die Schulter, die er dort auch akzeptierte, während er weiter in die Ferne blickte.

"Mir auch. Ich hatte bis zuletzt gehofft, dass es einen anderen Ausweg für alles gäbe, aber leider kam alles ganz anders. Aber nicht nur Goldlocke hatte so seine Probleme, auch die anderen hatten immer mal wieder mit bestimmten Situationen zu kämpfen, ich ja auch. Aber Hawk ist mit allen durch diese hindurch gewatet und hat alles auf seine Schulter genommen. Ich bin ehrlich, wenn ich sage, dass ich das nicht getan hätte. Wir hatten einen Elfen der alles und jeden getötet hätte für seine Freiheit. Aber selbst nachdem er längst kein Gefangener mehr war, hat er sich noch eine lange Zeit als einer gefühlt. Was es mit dem Leben einer Person macht, wenn diese die ganze Zeit in Ketten gehalten wird. Wie ein verdammter Hund. Er hat diesen Hass und diese Angst so lange mit sich herumgetragen. Ein großer Teil davon hat sich in seinen Körper und in seinen Verstand gebrannt. Aber Hawk konnte ihn erreichen, einige von uns konnten das. Ich habe mit ihm Karten gespielt und wir haben uns gut unterhalten, aber Hawk hat ihn auf eine Art und Weise erreicht, wie wir es alle nicht konnten. Er hat ihn aus einer Art Dunkelheit gezogen und hin und wieder konnte man diesen verflixten Elfen sogar Lächeln sehen, auch wenn man sich dann immer Sorgen machen musste, dass sein Gesicht auseinanderfällt". Er musste über seine eigenen Worte grinsen und dies brachte mich ebenfalls dazu meine Mundwinkel leicht nach oben zu ziehen.

"Und die gute alte Aveline. Diese Frau hatte immer die besten Gründe zu kämpfen und weiter zu machen. Sie hat fürs Überleben gekämpft, für Ehre und für den Ruhm. Allerdings hätte die Kleine sich auch mal ruhig eine Pause gönnen können. Sie hatte das starke Gefühl alles und jeden beschützen zu müssen, das hat ihr oft keine Zeit gegeben, um selbst durchzuatmen. Und dann war da natürlich auch das Gänseblümchen unserer Gruppe die kleine Merrill. Da sie eine Dalish war, hatte sie ihr ganzes Leben gegen den ein und denselben Gegner gekämpft und das war eine verlorene Vergangenheit". Ich senkte leicht den Kopf, denn nur zu gut wusste ich, worüber er sprach. Von allen Wesen, die ich kannte, hatten die Elfen am meisten verloren, sie kannten leider nur wenige Bruchstücke ihrer eigenen Geschichte, die sie verzweifelt versuchten, wieder zusammenzufügen, auch wenn dieses Vorgehen beinahe aussichtslos erschien. Ein Puzzle mit Hunderttausend Stücke von denen bisher nur wenige Hundert gefunden worden waren. Viele machten deswegen einfach mit ihrem Leben weiter, während andere ihr Leben der Jagt, nach diesen verlorenen Stücken widmeten. Ihre Länderrain, ihre Geschichte und sogar ihr Platz in dieser Welt waren verloren gegangen.

"Sie sagte damals, sie hätte eine Möglichkeit gefunden, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen, die Kleine war sich wirklich sicher. Hin und wieder hab ich mich gefragt, was ich an ihrer Stelle gemacht hätte. Was hättet ihr getan, wenn ihr die Chance gehabt hättet, Dinge aus eurer Vergangenheit zurückzuholen, die sonst für immer in Vergessenheit geblieben wären? Gänseblümchen hatte sich dafür entschieden, verbotene Magie anzuwenden und damit etwas von sich selbst zu opfern". Das war definitiv keine Frage, die sich leicht beantworten ließ. Ich kannte meine Vergangenheit, aber nicht die meines Volkes.

"Ich weiß nicht, ob es dort draußen Wesen gibt, die genau so sind wie ich oder wie viele es vor mir gegeben hat. Ich weiß, dass sie existiert haben, aber, ob es sie noch gibt, weiß ich nicht. Ich habe nie jemanden getroffen, dessen Geschichte mit meiner zu vergleichen wäre und für eine lange Zeit hat mich das auch nicht gestört. Es gibt so viele Fragen, auf die ich noch keine Antwort habe und es gibt noch so viele Dinge zu sehen und zu erkunden, da habe ich mir um all diese Dinge noch gar nicht wirklich Gedanken gemacht oder eher gesagt ich habe diese Art von Gedanken nach weit hinten geschoben. Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn ich jemanden begegnen würde, der so ist wie ich. Die Geschichte meines Volles ist in wenigen Punkten der Geschichte der Elfen ähnlich, denn beinahe niemand kann sich dran erinnern. Beinahe keiner wird alt genug, um sie erleben zu können, aber vielleicht werde ich mich ja eines Tages mit ihr befassen, auch wenn ich nicht denke, dass ich jedes Geheimnis aufdecken könnte. Alles zu wissen...könnte sowohl Flucht als auch Segen sein meiner Meinung nach. Ich denke, es würde mich interessieren, aber nicht so sehr, dass ich dafür anderen oder mir selbst schaden würde. Das wäre es mir nicht wert." 

Der eiserne Drachen Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt