Kapitel 40. Das grausame Erwachen?

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Das konnte nicht möglich sein. Ich war mir sicher, das meine Augen versuchten mir einen Streich zu spielen, als ich in die meinigen sah. Zwar waren sie trüb, müde und von endlosem Leid durchzogen, aber dennoch erkannte ich die Pupillen meines Drachen.

"Welcher Dämon versucht mit seinem Antlitz meine Sinne zu verwirren? Du kannst nicht ich sein". Der Mann im Käfig lächelte nur ein Lächeln, welches Mitleid für mich ausdrückte und lehnte sich dann gegen die kalten und verrosteten Stäbe.

"Und doch bin ich es, auch wenn du das vielleicht gar nicht einsehen kannst. Das ist, was aus uns geworden ist, das ist, was auch aus dir werden wird. Ich weiß, es ist ein Anblick, den man nur als verstörend bezeichnen kann, aber glaub mir, du wirst darüber hinwegkommen, immerhin konnte ich es ja auch, nur habe ich dabei meinen Willen zu leben gleich in der Vergangenheit gelassen, denn den brauchen wir hier nicht". Ich blieb einen Moment still, eher ich mich etwas näher an die Stäbe begab, was mein anderes Ich zu begrüßen schien.

"Was ist mit dir passiert?" Da diese Kreatur meinte, sie sei ich, verzichtete ich darauf, ihn weiter zu siezen. Einen Moment herrschte Stille, während der Mann vor mir zu Boden blickte, bevor sich unsere Blicke wieder trafen.

"Es ist so gekommen, wie wir es innerlich immer befürchtet haben. Tief in unserem Inneren wussten wir es doch schon immer. Der Albtraum niemals gebraucht oder geliebt zu werden war immer nur ein Atemhauch von uns entfernt, auch wenn wir es niemals wirklich wahrhaben wollten. Aber so ist das nun mal, wenn man als jemand geboren wird, der so ist wie wir. Wir sind auf ewig zu einem Leben verdammt in den Schatten zu existieren und uns bloß nicht zu zeigen. Es war so naiv zu denken, dass sich dies ändern könnte. Aber ich kann es uns noch immer nicht verübeln, dass wir alles akzeptiert haben, solange dies bedeutete, das wir ein Leben außerhalb der Schatten haben könnten". Ich entfernte mich erneut ein Stück, während in den Kopf schüttelte. 

"Das kann nicht die Wahrheit sein. Ich kenne diese Angst nur zu gut und ja, sie war in unserer Vergangenheit vorhanden, aber mit der Inquisition kam ein neuer Abschnitt". Ich wollte weiter reden, wurde aber von einem lauten Lachen unterbrochen, welches sich so listig anhörte wie eine Schlange selbst.

"Aber natürlich. Ich habe damit gerechnet das du die glorreiche Inquisition erwähnen würdest und wie mächtig sie doch war, jedenfalls zu einer gewissen Zeit. Das Loch am Himmel brachte uns alle nach und nach zusammen, immerhin gab es da plötzlich etwas, was das Fortbestehen aller Länder gefährdete. Die Inquisition wurde zur Großmacht unter Freyas Herrschaft und wie sie herrschte. Ganz vorzüglich. Diese Elfe hatte schon immer die Macht, die Zweifelnden auf ihre Seite zu ziehen, mit wundersamen Versprechungen, die sich letztendlich als nichts Weiteres als leere Worte herausstellten. Billige Versprechungen mehr hatte sie uns niemals geben können. Glaubst du denn wirklich, dass du jemals einen Platz dort haben würdest? In ihrer Mitte als das, was du bist? Was denkst du, wird aus der Inquisition werden, sobald dieses Loch verschwunden ist? Was denkst du, wird dann passieren? Die Kirche wird sich auf den Schandfleck namens Inquisition stürzten wie ein Pack räudiger Hunde auf ein Stück Fleisch und dann gibt es sowas wie einen Zusammenhalt nicht mehr. Und was wird dann aus dir? Denkst du wirklich auch nur irgendjemand mit halbwegs Verstand, würde dich unter anderen Rassen lassen? Ich denke nicht mein Lieber! Wer wird dir helfen, wenn die Massen laut aufschreien, dass ein Monster in ihren Reihen lebt? Ich kann dir diese Frage gerne beantworten, denn ich kenne die Antwort!" Mein anderes Ich fing damit an, hämisch zu grinsen und sich weiter gegen die Stäbe zu pressen.

"Die Angst war damals groß, bevor sie dir von leeren Worten und vermeintlicher Zuneigung genommen wurde, aber es wird nicht viel Zeit brauchen, um sie dir wieder ganz nahezubringen und sie wird kommen, mein Lieber, das kann ich dir versprechen, denn sie war nie wirklich fort gewesen. Angefangen hat das alles bei unserer wunderschönen Mutter, nicht wahr? Die schönen grünen Augen und das dichte rote Haar, ich kann mich noch immer an den Geruch nach frischen Blumen erinnern, wenn wir uns an sie gelehnt haben. Sie gab uns die Liebe, die unsere leiblichen Eltern uns nicht geben konnten, aber auch sie ließ uns einfach im Stich. Eine Elfe mit zu vielen eigenen Problemen und einem Leben, welches so stabil gewesen war wie der Verstand eines Untoten. Sie hat uns verlassen und uns damit unserem Schicksal überlassen, nur gut, das wir zu diesem Zeitpunkt schon wussten, wie man tötet. Und die Inquisition?" Mein Ebenbild vor mir lachte kurz auf und zuckte dann mit den Schultern.

Der eiserne Drachen Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt