Eddies POV - Die Fratze

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Ich sitze auf der Couch und spiele ein paar willkürliche Akkorde auf der Gitarre. Zu Spielen gibt mir ein Gefühl der Kontrolle. Wenn ich schon sonst nichts kontrollieren kann. Ich schließe seufzend die Augen. Wie kann das nur sein? Wie kann es nur sein das eine Frau wie Izzy in mein Leben tritt, mich in ihren Bann zieht und ich dann darum kämpfen muss, das sie mir nicht wieder genommen wird. Was habe ich in meinem Leben nur falsch gemacht um das zu verdienen? Als hätte es nicht schon gereicht, wegen Mordes gesucht und von hirnamputierten Sportlern gejagt zu werden.
Izzy hat meine Sicht auf die Dinge so grundlegend verändert, das es sich wie ein neues Leben anfühlt. Vor ihr bestand mein Leben aus Drogen, Musik, Dungeons and Dragons und der Frage, ob ich den verdammten Abschluss nun endlich schaffe. Nun ist sie mein Lebensinhalt. Und das fühlt sich gut an.
Wie verrückt das alles doch ist, denke ich. Ich habe mich in eine verdammte Zeitreisende verliebt. Sowas kann auch nur mir passieren. Dem Freak von Hawkins.
Aber ich hatte keine Wahl, Izzy ist so bezaubernd, ihr Lachen lässt mein Herz höher schlagen. Sie hat mich einfach umgehauen. Ohne Vorwarnung. Ehrlich gesagt hab ich nicht gedacht mich nochmal...oder überhaupt jemals....zu verlieben. Die einzige Frau, die je mein Interesse geweckt hatte, war Chrissy. Als sie starb hatte ich mich entschieden, nie wieder Gefühle dieser Art zuzulassen. Es schmerzt zu sehr. Chrissy Cunningham. Manchmal höre ich noch immer ihr glockenhelles Lachen. Sie hatte es nicht verdient so zu sterben, niemand hat das. Sie war so rein, so unschuldig.
Als Izzy dann in mein Leben trat dachte ich, vielleicht entwickelt sich daraus eine schöne Freundschaft. Und anfangs war es auch genau das. Freundschaft. Und das habe ich mir auch lange eingeredet. Das es nur Freundschaft ist. Ich wollte mir einfach nicht eingestehen, das ich mehr für sie empfinde. Obwohl es mich jedes Mal wie Blitze durchfuhr, wenn sich unsere Hände zufällig berührten. Obwohl mein Herz jedes Mal einen Schlag aussetzte, wenn sie mich mit ihren smaragdgrünen Augen ansah. Obwohl ich jedes Mal, wenn wir auf der Couch saßen und einen Film schauten, das Bedürfnis hatte sie an mich zu ziehen. Ich lege den Kopf in den Nacken und atme aus. Ich weiß noch, wie es mir wie Schuppen von den Augen fiel. Wir standen in der Küche. Sie trug eines meiner ausgewaschenen Bandshirts, das ihr bis knapp über den Po reicht. Sie drehte sich herum um etwas aus dem Küchenschrank zu holen und musste sich dafür auf die Zehenspitzen stellen. Der Anblick raubte mit fast den Atem und mein Herz schlug so schnell, das es beinahe weh tat. Da wurde es mir klar. Das sie nicht nur eine Freundin ist. Das sie mir viel mehr bedeutet als das. Das ich mich haltlos, rettungslos in sie verliebt hatte.
Ich hasste mich zuerst dafür. Ich wollte das nicht. Wirklich nicht. Ich wollte sie nicht lieben. Wollte sie nicht begehren. Wollte mir keine Zukunft mit ihr vorstellen. Denn sie kommt aus einer anderen Zeit. Aus einer anderen Welt und mir war von Anfang an klar, dass wir das nicht ewig ignorieren konnten.
Aber es war zu spät. Ich konnte nichts mehr daran ändern, was ich für sie empfand. An dem Tag, an dem ich sie zum Picknicktisch im Wald brachte, hatte ich nicht geplant es ihr zu gestehen. Eigentlich wollte ich nur die Zeit mit ihr genießen. Ohne Hintergedanken. Einfach nur mit ihr Zusammensein. Doch ich konnte es nicht mehr für mich behalten. Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Als es raus war und sie so reagierte, fühlte ich mich wie der größte Vollidiot auf diesem Planeten. Im ganzen Sonnensystem.
Und dann sagte sie, das sie dasselbe für mich empfindet und ich weiß noch, wie ich einfach nur noch eines denken konnte:"Ich will sie auf der Stelle küssen!"
Sie zu küssen fühlte sich schöner an, als alles was ich bisher gefühlt hatte.
Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Wann bin ich so romantisch geworden?,frage ich mich. Ich war nie der Typ für Romantik. Eigentlich eher im Gegenteil. Liebe war für mich ein Fremdwort. Wenn ich Mal etwas mit einer Frau hatte, dann war es eigentlich immer nur Sex. Für mich zumindest. Es kam oft vor, das die Frauen plötzlich mehr empfanden. Ich hab sie jedes Mal abserviert. Nur Chrissy Cunningham. Chrissy Cunningham hätte ich vielleicht näher an mich heran gelassen. Und ich bilde mir auch immernoch ein, das ich Chancen bei ihr gehabt hätte. Eddie der Freak und Chrissy die Cheerleaderin und Königin der Hawkins High. Was für ein ungleiches Paar.
Meine Gedanken schweifen wieder zu Izzy.
Sie ist der inbegriff einer perfekten Frau. Für mich zumindest. Sie ist witzig, klug, schlagfertig, manchmal schroff und wahnsinnig sexy. Und wie sexy diese Frau ist, denke ich und mir wird warm. Der Sex mit ihr ist...ich weiß gar nicht wie ich es beschreiben soll...einfach unglaublich. Ich habe in meinem Leben schon mit vielen Frauen geschlafen. Als Gitarrist einer Band ist es nicht schwer Frauen zu finden, die einen unbedingt ins Bett kriegen wollen. Selbst wenn man der Freak ist. Oder vielleicht gerade deshalb. Aber der Sex war immer nur oberflächlich, diente rein dem Vergnügen, der Befriedigung. Er war nicht schlecht, meistens jedenfalls, aber das, was zwischen Izzy und mir passiert ist...anders. Diese Leidenschaft, dieses Verlangen. Wenn sie in meinen Händen wie Butter zerfließt zerreißt es mich fast. Sie ist so hingebungsvoll, lässt sich bedingungslos auf mich ein, lässt sich fallen. Jedes Mal wenn ich sie berühre spüre ich, wie ein Schauer durch ihren Körper fährt. Und wenn sie mich berührt, dann... .Ich atme hörbar aus. Dann bin ich ihr völlig ausgeliefert. Sie könnte sonst was mit mir anstellen, es wäre mir egal, Hauptsache sie berührt mich. Hauptsache ich spüre sie. So nah wie nur irgend möglich.
Ich höre mich an wie ein liebeskranker Idiot, stelle ich wiedereinmal kopfschüttelnd fest.
Seufzend widme ich mich wieder meiner ersten großen Liebe. Meiner Gitarre.
"Ja, du bist immernoch meine Nummer eins, Schönheit", sage ich leise und streiche zärtlich über den Korpus.
Ich klimpere noch ein bisschen, dann entschließe ich mich, nach Izzy zu sehen. Sie ist schon ziemlich lange in der Küche.
Ich schlurfe, die Hände in den Hosentaschen, zur Küchentür und stecke meinen Kopf hindurch. Izzy hat mir den Rücken zu gewandt und hält das Funkgerät in der Hand. Auf dem Boden vor ihr liegt ein Kaffeetasse, der Inhalt ist über dem Boden verteilt.
Sämtliche Luft entweicht aus meinen Lungen, als ich die Melodie bemerke, die leise aus dem Funkgerät klingt. Ich stürze zu Izzy, drehe sie zu mir um, sie starrt aus leeren Augen ins Nichts.
Es ist anders als bei Chrissy, schießt es mir durch den Kopf.
Ich beginne Izzy zu schütteln.
"Izzy! Hörst du mich ?! Izzy! Komm schon!",schreie ich sie an.
Plötzlich beginnt sie zu röcheln, schnappt nach Luft, als würde ihr etwas im Hals stecken. Ich bekomme Panik. Schüttel sie stärker. Schreie ihren Namen.
Ohne Vorwarnung durchfährt ein Ruck ihren Körper. Sie packt sich an die Kehle.
Ich schreie sie weiter an, rufe ihren Namen.
"Izzy! Bitte wach auf! Izzy!"
Dann plötzlich stolpert sie und knallt unsanft auf den Küchenboden. Ihr Blick wird klar und sie schaut sich mit panisch geweiteten Augen um. Ich stürze zu ihr und drücke sie an mich. Erst jetzt bemerke ich, das ich weine.
"Izzy, Gott sei Dank",presse ich mit zitternder Stimme hervor.

Die Zeitreisende , Izzy & Eddie Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt