Eddies POV - Verzweiflung

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"Was machen wir jetzt nur?",fragt Robin schluchzend und wischt sich mit der flachen Hand über ihr tränennasses Gesicht, "Wir müssen doch was tun!"
"Das ist uns allen klar, Robin!", fährt Steve sie an,"Aber wir haben absolut keine Ahnung wo sie sein könnte! Wir brauchen Elfi!"
"Ich gehe hier nicht weg! Nicht ohne Izzy!", Presse ich hervor und meine Stimme klingt mir fremd.
Ich bin inzwischen wieder auf den Beinen. Ich kann nicht einen klaren Gedanken fassen. Die Angst um Izzy vernebelt meine Sinne. Am liebsten würde ich einfach nur schreien. Schreien bis ich nichts mehr fühle.
"Das wissen wir Eddie, und das ist auch okay",sagt Nancy ruhig und legt mir eine Hand auf die Schulter.
Ich werde wütend. Sie behandeln mich als würde ich jeden Moment in meine Einzelteile zerspringen. Zornig beginne ich auf und ab zu laufen. Ich raufe mir die Haare.
"Ich gehe zum Labor!",sage ich und setze mich in Bewegung. Robin zögert keine Sekunde und schließt sich mir an.
"Hey, Eddie, warte !",ruft mir Dustin hinterher ,"wir sollten uns vielleicht erstmal kurz sammeln!"
"Sammeln?! Und dann was?! Stundenlang darüber diskutieren, wie wir was wann machen? Ne, Alter, Scheiß drauf! Ich gehe sie suchen und wenn ich ganz Grusel-Hawkins abklappern muss, dann werde ich das verdammt nochmal machen!"
"Okay, okay!"sagt Dustin beschwichtigend und folgt mir, "Ich komme mit."
"Hälst du das für eine gute Idee, Henderson?", Ruft Steve und scheint sich nicht schlüssig zu sein, ob er uns nun folgen soll oder nicht.
"Ich lasse Eddie auf keinen Fall alleine gehen. Und wenn er sagt Scheiß drauf, dann ja, scheiß drauf!"
"So eine Scheiße...", flucht Steve und rennt uns hinterher. Zögernd folgen die anderen ihm.
Robin läuft schweigend neben mir, ab und zu schluchzt sie und zieht die Nase hoch.
Ich höre die anderen hinter uns leise aber hitzig diskutieren. Offenbar fragen sie sich, ob ich nun den Verstand verliere. Womit sie gar nicht falsch liegen. Ich bin kurz davor durchzudrehen. Sollte ich Izzy an diesen Vecna-Bastard verlieren, dann wäre das der Tropfen auf dem heißen Stein.
Ich starre stur geradeaus, die Ranken am Boden ignoriere ich. Mir doch egal ob Vecna  weiß, das wir kommen. Soll er es ruhig wissen. Er soll wissen, das ich nicht aufgebe. Das ich komme um Izzy zurück zu holen.
Ich bleibe abrupt stehen. Robin sieht mich irritiert an, dann folgt sie meinem Blick und ihre Augen weiten sich.
"Leute!",ruft sie aufgeregt, "Da!" Sie deutet auf ein in der Ferne flackerndes Licht.
"Was ist das?",fragt Steve und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
"Seit wann gibt es hier unten Licht?"
"Keine Ahnung, sehe ich aus wie Sherlock? Finden wir es doch einfach heraus!", Sage ich bissig und steuere auf das Flackern zu.
Steve folgt mir, ohne ein Wort zu sagen.
Aber ich kann ihn leise fluchen hören. 
Offenbar traut sich niemand mehr mir zu wiedersprechen. Soll mir Recht sein.
Wir nähern uns dem Flackern.
"Oh nein...",sagt Robin leise. Dann sehe ich es auch.
Da ist wieder diese Tür. Mitten auf der Straße. Sie steht einen Spalt offen. Das Flackern kommt aus dem Inneren.
Fuck.
Ich bleibe stehen.
"Also...ich möchte an dieser Stelle nur kurz darauf hinweisen, dass das sehr offensichtlich eine Falle ist",sagt Steve vorsichtig.
"Hälst du mich für blöd?!",fahre ich ihn an, "Mir ist klar, dass das eine Falle ist, du Idiot!"
"Alter, ist ja gut!" Steve hebt beschwichtigend die Hände, "Ich mein ja nur."
"Kommt schon",sagt Robin und geht auf die Tür zu.
"Okay, wir gehen also einfach da rein, ja?",fragt Steve und rauft sich die Haare, "Das hier fühlt sich an wie ein Selbstmordkommando..."
"Halt endlich die Fresse, Steve!" Brülle ich, "Bleib hier, komm mit, mir SCHEIẞ EGAL! Niemand zwingt dich! Aber wenn du mitkommen solltest, dann HALT VERFICKT NOCHMAL DIE SCHNAUZE!"
Schweigen. Steve zögert sichtlich. Robin hat inzwischen die Tür erreicht und sie ganz aufgezogen. Ich schließe zu ihr auf.
Ich werfe einen Blick durch die Tür. Dahinter ist nichts als Schwärze. Außer dem Flackern, von dem ich nicht einmal sagen kann, woher genau es kommt, ist nichts zu erkennen. Trotzdem zögern weder Robin noch ich auch nur eine Sekunde. Sie geht voran durch die Tür und ich folge ihr.
"Was...?",presse ich irritiert hervor. Meine Stimme hallt durch den leeren Raum.
"Was ist das hier?",fragt Robin leise. Ihre Stimme zittert.
"Ich weiß es nicht....",antworte ich wahrheitsgemäß.
Wir stehen in einem leeren Raum. Wenn man es einen Raum nennen kann. Eigentlich ist um uns herum nur Schwärze. Auf dem Boden ist Wasser. Nicht viel, nur gerade so viel, das man es bei jedem Schritt platschen hört.
Das Flackern ist etwas heller geworden. Es ist die einzige Lichtquelle. Hinter uns höre ich die Schritte der anderen. Das Platschen hallt wieder.
"Das ist gruselig...",flüstert Robin.
Ich gehe wieder auf das Flackern zu.
Plötzlich erkenne ich eine Silhouette. Ich kneife die Augen zusammen. Was ist das?
Meine Augen weiten sich, mein Puls beschleunigen sich.
"Izzy!",rufe ich mit erstickter Stimme und renne los.
"Oh Gott..."presse ich hervor als ich sie erreiche. Sie hängt an einem Balken, oder Pfeiler, ich kann es nicht genau sagen. Ihre Arme sind über ihrem Kopf daran festgebunden. Sie scheint ohnmächtig zu sein.
Ihr Kopf hängt schlaff auf ihrer Brust.
"Izzy!"rufe ich und will sie schütteln, doch als meine Finger sie berühren wollen, fahren sie einfach durch sie hindurch. Als wäre sie ein Geist. An der Stelle, an der meine Finger durch sie hindurch geglitten sind, löst sich ihr Körper kurz in weißen Rauch auf, bis er sich wieder zusammensetzt, als wäre nichts gewesen. Irritiert starre ich sie an.
Robin taucht neben mir auf.
"Was...",presst sie hervor.
Erst jetzt bemerke ich, das sich um Izzy herum nach und nach ein Raum zu formen scheint. Aus weißem Rauch entstehen Wände. Ich erkenne eine Tapete, ein umgestoßener Stuhl neben einem Tisch. Jetzt erkenne ich auch, woran Izzy aufgehangen wurde. Es ist ein Stützpfeiler, der zu einem Küchentresen gehört.
Ich stutze.
Meine Augen weiten sich.
Ich atme hörbar aus.
"Das Byers Haus...",raune ich mit bebender Stimme.
"Du hast Recht...",flüstert Robin erstaunt.
"Das macht keinen Sinn, warum zeigt er uns wo sie ist?",fragt Dustin.
"Wer?",fragt Steve.
"Na, Vecna. Wer denn sonst?"
"Das ergibt keinen Sinn."
"Das sagte ich doch gerade, Alter."
"Schnauze!",knurre ich und Steve und Dustin verstummen.
Der Raum beginnt sich langsam wieder auflösen. Die Schwärze kehrt zurück.
Auch Izzy verschwindet langsam und ich versuche das Bedürfnis, sie festhalten zu wollen, zu unterdrücken.
Von einer Sekunde auf die nächste stehen wir wieder auf der Straße in der Schattenwelt. Als wären wir nie an diesem merkwürdigen Ort hinter der Tür gewesen.
Ich atme aus.
"Das Byers Haus also"sage ich und schaue die anderen an, "Wir haben ein Ziel."
Wortlos setzt sich die Gruppe in Bewegung.

Die Zeitreisende , Izzy & Eddie Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt